Nirgends ist die Bevölkerung im Landkreis Forchheim älter als im Markt Wiesenttal.
Muggendorf und Streitberg liegen beide idyllisch im Herzen der Fränkischen Schweiz. Seit 1972 gehören sie mit weiteren umliegenden Orten zum damals neu gegründeten Markt Wiesenttal. Muggendorf und Streitberg sind die ältesten Luftkurorte der Region und ziehen viele Touristen an.
Für diese gibt es ein umfangreiches Freizeit- und Sportangebot, so dass es auf den ersten Blick überrascht, dass Wiesenttal die älteste Gemeinde des Landkreises Forchheim ist. Das Bayerische Landesamt für Statistik hat ermittelt, dass Markt Wiesenttal mit seinen 2450 Einwohnern ein Durchschnittsalter von 47 Jahren hat.
Gundula Rieger ist eine der Seniorenbeauftragten der Gemeinde. Vor 42 Jahren kam sie der Liebe wegen nach Wiesent-tal und engagiert sich jetzt für ältere Menschen. "Wenn man sich so umschaut, sieht man, dass die großen Bauernhäuser leer stehen und nur noch die Alten darin wohnen.
Die Jungen sind weggezogen", sagt Gundula Rieger.
Zwei Altenheime
Sie hat beobachtet, dass junge Familien sich eher in den größeren Orten in der Region ansiedeln. "Außerdem sind wir ein Luftkurort, da werden die Menschen halt älter", schmunzelt die Seniorenbeauftragte. Bürgermeister Helmut Taut (FWW) sieht das ähnlich und meint scherzhaft: "Wer Abitur hat, ist für das Tal verloren. Denn es ist fraglich, ob jemand nach einem Zehn-Stunden Arbeitstag wieder in die Fränkische fährt."
Und er ergänzt, dass es ja auch zwei Altenheime im Markt Wiesenttal gibt, die sich auf die Altersstruktur auswirken. "Wobei wir uns darüber freuen, dass wir die haben", sagt Taut und berichtet, dass er jährlich etwa 100 Altersgeburtstage hat.
Zudem schaffen sich Menschen nach der Rente gern einen Zweitwohnsitz in Wiesenttal an.
"Wir sind stolz auf unsere Gemeinde, denn hier gibt es alles", meint Taut. Und man unterstütze sich gegenseitig. Dass der Zusammenhalt in der Gemeinde sehr groß ist, findet auch Gundula Rieger: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Wiesenttaler sehr offen sind und Fremde schnell aufnehmen und einbeziehen."
Brauchen Senioren einen Fahrdienst, werden sie von Familienangehörigen oder Nachbarn gefahren. "Was dabei vergessen wird ist, dass man dadurch Selbständigkeit aufgibt", meint Gundula Rieger und fragt sich, wer sie einmal fahren wird, wenn sie 80 Jahre alt ist.
Damit ältere Menschen am Ort einkaufen können, gründete sie mit ihrem Mann eine Genossenschaft. So konnte der Marktladen wieder eröffnet werden. Es gab sogar einen Fahrdienst. Hierfür wurde der Bus der evangelischen Kirchengemeinde geliehen. Doch der wurde mangels Nutzung wieder eingestellt. Der Laden bietet auch einen Lieferservice an, der etwas kostet.
"Da fragt man lieber die Nachbarin, denn die kostet nichts", erzählt Gundula Rieger.
Vorsorge und Aufklärung
Gemeinsam mit Ingrid Hilfenhaus stellt sie ein abwechslungsreiches Angebot für Senioren auf die Beine. "Wir sind die größte Flächengemeinde des Landkreises. Alle Ortschaften unter einen Hut zu bringen ist schwierig", sagt Rieger.
Zu Wanderungen kämen immer viele Interessenten. Probleme machen eher Vorträge. "Die sollen dann im Lokal vor der eigenen Haustür stattfinden", erzählt die Seniorenbeauftragte. Ihre Kollegin Ingrid Hilfenhaus ist Altenpflegerin. Sie berichtet, dass es ihr bei den Vortragsthemen in erster Linie um Versorgung und Aufklärung gehe, damit die Menschen im Alter so lange wie möglich zu Hause leben können.
"Gemeinsam statt einsam in Wiesenttal" ist das Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Muggendorf, der Marktgemeinde Wiesenttal und der Diakonie Bamberg-Forchheim, das mehrere Vorträge im Jahr anbietet. Außerdem werden Aktionstage organisiert.