Der Kommandant in Ebermannstadt wirft die Brocken hin

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Holger Köferlein legt zum Jahresende legt sein Amt als Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Ebermannstadt nieder.

Holger Köferlein, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ebermannstadt, hat die Reißleine gezogen. "So kann es nicht weiter gehen", findet der IT-Spezialist, der zum 31. Dezember seinen Posten als Kommandant zur Verfügung gestellt hat.
Die Ursache, warum Köferlein hingeworfen hat, lässt sich mit zwei Schlagworten zusammenfassen. Zunehmende Bürokratie und mangelnde Unterstützung aus der Verwaltung. Er selbst formuliert: "Die Balance zwischen den Anforderungen als Feuerwehrmann und meinem Privatleben hat nicht mehr gestimmt. Wenn Du gesagt kriegst, du siehst aber schlecht aus, musst du etwas ändern."
Der Frust darüber, dass immer mehr Bürokratie auf die Ehrenamtlichen abgeladen wird, sitzt vor allem bei den Einsatzkräften tief. Weil die Verwaltung für Leistungen der Feuerwehr Rechnungen an Kommunen und Versicherungen schicken wolle, müssten mehrere Jahre alte Protokolle herausgekramt und die Einsätze minutiös geschildert werden. Datensätze abzutippen sei aber nicht Aufgabe von freiwilligen Helfern, da müssten andere Lösungen gefunden werden, fordern die Einsatzkräfte.
Beim einer technischen Hilfeleistung verlange die Verwaltung Auskunft darüber, ob die Helfer das Unfallopfer auch geborgen haben. Diese Leistung ist nämlich kostenfrei. Dann kann nur die Beseitigung der Ölspur, die Absperrung und der Geräteeinsatz abgerechnet werden. "Dinge, die von der Verwaltung erledigt werden sollen", kritisiert ein ehemaliger Zugführer.


Keine Wertschätzung?

Hinzu kommt: Der Feuerwehr werde nicht die Wertschätzung entgegengebracht, die sie verdient habe. Seitens der Stadtverwaltung und auch seitens von Stadträten schlage der Feuerwehr ein grundsätzliches Misstrauen entgegen, behauptet ein Ebermannstadter Feuerwehrmann. Dienstausweise würden nicht erneuert, bei jedem Cent, den die Feuerwehr ausgebe, müsse sich die Wehr rechtfertigen, ob diese Leistung nicht um einen Euro günstiger zu haben gewesen wäre.
Holger Köferlein zeigt Verständnis dafür, dass Einsätze dokumentiert und Rechnungen geschrieben werden müssen. "Aber das darf nicht zu Lasten der Freiwilligen gehen" fordert er. Die Entwicklung deute auf eine zunehmende Professionalisierung der Feuerwehren hin, findet der scheidende Kommandant.
Die Anforderungen seien in den letzten Jahren extrem gestiegen. So sehr, dass sie kaum mehr jemand leisten könne, findet Vorsitzender Paul Steinlein. "Ich habe schon gewusst, dass er in letzter Zeit sehr gestöhnt hat. Und er hat mir auch erzählt, dass der Amtsschimmel ganz schön wiehert", räumt der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Ebermannstadt ein. Er habe aber gehofft, dass Köferlein bis zum Ende seiner Amtszeit durchhält. So sei er von der Entscheidung seines Kommandanten schon ein wenig überrascht worden.
Auch stellvertretende Vorsitzende Andrea Modsching weiß von der außergewöhnlichen Belastung des Kommandanten, der wöchentlich bis zu 14 Stunden zuhause für die Feuerwehr arbeitete. "Das geht an die Substanz", pflichtet Modsching dem Vorsitzenden bei.
"Solange dieses Problem nicht gelöst ist, könnte es schwer werden, einen Nachfolger zu finden", fürchtet Feuerwehr-Chef Paul Steinlein, der darauf hinweist, dass nicht Ebermannstadt allein in dieser Bredouille sei. Vielen anderen Gemeinden in Bayern gehe es ähnlich. "Höchste Zeit, dass sich der Bayerische Städte- und Gemeindetag damit befasst", so Steinlein.


Krisensitzung am Mittwoch

Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) sieht in der "großartigen Arbeit von Holger Köferlein" auch ein Zeugnis für die gute Zusammenarbeit zwischen Stadtrat, Verwaltung und Feuerwehr. Sie betont, sie sehe den erhöhten Dokumentationsaufwand und die damit verbundene Mehrbelastung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute mit Besorgnis. Aus diesem Grund sei innerhalb der Verwaltung mit Michael Parzefall ein Ansprechpartner bestimmt worden, der sich der Anliegen der Feuerwehren im Stadtgebiet annehmen und Unterstützung leisten soll.
Für Mittwochabend ist erst einmal eine Krisensitzung mit Vertretern der Stadt und den Führungskräften der Feuerwehr geplant. Dazu Holger Köferlein: "Das wird länger dauern."