OB-Wechsel in Forchheim: Den Fans folgen die Mentoren

2 Min
Den Umarmungen am Wahlabend folgten für Uwe Kirschstein am Montag die verbalen Umarmungen von über 200 Gratulanten. Foto: Barbara Herbst
Den Umarmungen am Wahlabend folgten für Uwe Kirschstein am Montag die verbalen Umarmungen von über 200 Gratulanten. Foto: Barbara Herbst

Am Tag nach dem Triumph dankt der künftige Forchheimer Rathauschef Uwe Kirschstein (SPD) über 200 Gratulanten .

Viel Zeit zum Schlafen hatte der neue Oberbürgermeister Uwe Kirschstein nicht. Nach der Feier sei er "um drei Uhr zu Hause" gewesen - und nach wenigen Stunden schon wieder auf den Beinen. Um den vielen Gratulanten zu danken, die Kirschstein am Wahlabend nicht persönlich hatte sprechen können.

30 SMS waren am Morgen auf dem Handy; 80 Unterstützer hatten sich über WhatsApp gemeldet und 100 Freunde wollten über Facebook Kontakt mit dem neuen Forchheimer Stadtoberhaupt aufnehmen.

Eine Stunde nach der Verkündigung des Wahlergebnisses am Sonntag wurde Uwe Kirschstein von einem Journalisten gefragt, ob der Sieg denn "schon in seinem Hirn angekommen" sei? "Etwas unwirklich ist das alles doch noch", bekannte Kirschstein; er werde wohl eine Nacht darüber schlafen müssen, um den Erfolg ganz zu realisieren.

Auch unter den Gratulanten schienen es einige noch nicht ganz zu fassen. "Ja ist denn schon Ostern? Halleluja, Kirschstein siegt", so eine Jubel-Mail, die Heinrich Kattenbeck (Vorsitzender der Bürgerinitiative "Pro Wiesenttal ohne Ostspange") am Montag verschickte. Kirschsteins Sieg sei auch eine Bestrafung der CSU, "weil sie seit 20 Jahren nichts für ihre Bürger zur Verbesserung der Verkehrssituation getan" habe, mutmaßte Kattenbeck.

Landrat Hermann Ulm (CSU) fand nach dem Ausgang der OB-Wahl gute Worte für Sieger und Verlierer: "Beide Kandidaten haben ihr Bestes gegeben, was sich am Ende auch in dem durchaus engen Kopf-an-Kopf-Rennen am Wahlabend zeigte. Glückwunsch Herrn Dr. Uwe Kirschstein, Hochachtung vor Dr. Ulrich Schürr. Schön fand ich auch den kollegialen und fairen Umgang der beiden miteinander."


Politische Färbung kaum spürbar

Ob für den Landrat die Zusammenarbeit mit einem CSU-Oberbürgermeister leichter gewesen wäre? "Hier darf und wird Parteipolitik keine Rolle spielen", betont Ulm. "Ich habe 29 Städte und Gemeinden mit Bürgermeistern unterschiedlichster Couleur. Auf dieser Ebene war und ist von politischen Färbungen kaum etwas zu spüren. Stadt und Landkreis haben etliche gemeinsame Projekte, etwa die Krankenhausfusion und das Gelände Forchheim-Nord. Die funktionieren nur im guten Miteinander."


Sieg, der doppelt zählt

Die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, gratulierte Uwe Kirschstein auch im Namen des Landesvorstands: "Ein Sieg in der Verlängerung zählt doppelt, weil er besonders motiviert. Das gilt nicht nur in der Champions-League." Damit sei die Pegnitz beziehungsweise die Regnitz "endgültig rot".

Am 1. April nimmt OB Uwe Kirschstein die Arbeit auf. Die wenigen Tage bis dahin sind gespickt mit Vorbereitungen. Dazu gehören Gespräche darüber, wie es in der SPD-Fraktion weitergeht, aus der Kirschstein jetzt ausscheidet, um Nachrückerin Ute Samel Platz zu machen. Heute unterschreibt Kirschstein die "Vereinbarung", die er mit seinem Arbeitgeber für den Fall des Wahlsieges vorbereitet hat. Dann ist er bis Ende April 2020 freigestellt. Bis zu jenem Zeitraum also, in dem die nächste Forchheimer OB-Wahl ansteht.

Um gut vorbereitet auf dem OB-Sessel Platz nehmen zu können, wird sich Uwe Kirschstein Unterstützung von seinen SPD-OB-Kollegen Andreas Starke (Bamberg) und Ulrich Maly (Nürnberg) holen. Mit Starke habe er gleich am Wahlabend telefoniert, erzählt Kirschstein.

Ihm sei bewusst, welch "großer Schritt" ihm jetzt bevorstehe, sagte Kirschstein am Montag. "Um mir Kniffs und Tipps für die neuen Aufgaben zu holen, vertraue ich auch auf Ulrich Maly". Er werde den Nürnberger OB in den nächsten Tagen treffen, um "Hintergrundgespräche" zu führen. "Ich setze auf Maly und Starke, sie übernehmen für mich eine Mentoren-Rolle."

Er freue sich schon "auf eine gute, konstruktive Zusammenarbeit" mit Uwe Kirschstein, sagte der Bamberger Oberbürgermeister am Montag: "Als ich ihn am Wahlabend anrief, um persönlich zu gratulieren, haben wir uns schon zu einem ersten Arbeitsgespräch verabredet. Es gibt viele Berührungspunkte zwischen den beiden Städten Bamberg und Forchheim, zum Beispiel in der Wirtschaftspolitik, dem ÖPNV und der Krankenhauslandschaft." Zudem wolle er gemeinsam mit Uwe Kirschstein "die Chancen der Europäischen Metropolregion Nürnberg nutzen und die Stärken ausbauen", kündigte Andreas Starke an.