Was soll aus dem historischen Gebäude werden? Die Meinungen in den Stadtratsfraktionen gehen auseinander.
Wie steht es um die Zukunft des Rathauses in Forchheim? Der historische Bau aus dem Jahr 1402 ist alles andere als stabil, muss aufwändig abgestützt werden. Drei helle Holzbalken vor dem Hauptportal sind der Beweis dafür.
Innen ist das Gebäude ein wilder Bau-Mix aus Historie (Sitzungssaal) oder wenig ansehnlich gestalteter Büros und Amtsstuben aus den Sanierungsphasen in den 1970er und 80er-Jahren. Wie eine schlecht eingeräumte Puppenstube sieht es dort mittlerweile aus und nun kommen die statischen Probleme dazu.
Ein Gutachten der Uni Bamberg und die Analyse eines Nürnberger Planers kommen zu dem Ergebnis, dass eine umfassende und aufwändige Sanierung benötigt werde.
Grund: Im Fachwerk gebe es enorm viele Verformungen, so dass es nicht ausreiche, nur einzelne Teile der Konstruktion auszutauschen.
Weitere Untersuchungen Nun sollen weitere Untersuchungen folgen, bevor dann die eigentliche Planung für die Sanierung startet. Doch nach wie vor offen ist die Frage, was genau aus dem Rathaus wird? Soll sich dort auch künftig die Verwaltung befinden oder gibt es andere Nutzungsformen, die vielleicht besser geeignet sind? Noch läuft die Diskussion darüber sehr verhalten.
Der Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) kommt ein wenig ins Grübeln: "Ich bin der Meinung, dass im Rathaus auch nach seiner Sanierung Bürgermeister und der Rat dort ihren Sitz behalten sollen.
Doch zuerst einmal müssen wir das endgültige Gutachten abwarten, damit uns klar ist, was da auf uns zukommt."
Wie hoch schätzt das Stadtoberhaupt die Kosten der Rathaus-Sanierung? Stumpf ist klar: "Unter zehn Millionen Euro werden wir wohl nicht hinkommen. Doch ich hoffe, dass wir wie bei der Modernisierung der Kaiserpfalz etwa 70 Prozent Zuschüsse erhalten können."
Die Verwaltung bündeln Widerspruch kommt von den Freien Wählern. Deren Fraktionschef im Stadtrat, Manfred Hümmer, schlägt vor: "Der Stadtrat sollte sich Gedanken machen, die Verwaltung an einem Standort zu zentralisieren.
Dann müsste die Sanierung des Rathaus vielleicht auch nicht so aufwändig erfolgen, als wenn der Bau täglich genutzt wird."
Was aber soll aus dem Rathaus werden? Hümmer schlägt vor: "Dort könnten kleinere Konzerte veranstaltet werden, Führungen für Touristen oder auch feierliche Ehrungen.
Auch Städte wie Bamberg oder Regensburg haben andere Nutzungen für ihre historischen Bauten gefunden." Und wo soll ein Neubau des Rathauses gebaut werden? Hümmer denkt hier an das Löschwöhrd-Gebäude, das noch dem Landkreis gehört: "Doch der Kreis denkt wohl an einen Verkauf." Die Forchheimer CSU tendiert zur Beibehaltung des Rathauses mit Sitz der Verwaltung darin.
Fraktionsvorsitzender Udo Schönfelder sagt: "Ein Rathaus-Neubau ist zur Zeit kein Thema, denn ich finde, dass eine Verlagerung der Verwaltung aus der Altstadt ein falsches Signal für den Standort wäre." Schönfelder schätzt, dass die Sanierung des Rathauses auf sieben bis neun Millionen Euro kommt.
Technik und Barrierefreiheit Vor allem die Statik des Baus müsse verbessert werden, die Gebäudetechnik modernisiert sowie Barrierefreiheit gewährleistet sein. Nicht zu vergessen sei zudem die energetische Sanierung, auch wenn eine Dämmung im herkömmlichen Sinn dort nicht möglich sei, schon allein aus Gründen des Denkmalschutzes. "Grundsätzlich ist die CSU aber allen Ideen aufgeschlossen, die aus der Bevölkerung kommen.
Das Rathaus gehört schließlich den Bürgern und nicht dem Stadtrat", stellt Schönfelder fest.
Reinhold Otzelberger von der SPD setzt zunächst noch auf den Faktor Zeit: "Wir dürfen Überlegungen, was aus dem Rathaus einmal werden könnte, nicht aus dem Ärmel schütteln. Vielmehr sollten wir sorgfältig prüfen, was bautechnisch überhaupt möglich ist." Otzelberger plädiert für eine künftige Verwendung als Amtssitz einer Kernverwaltung.
"Bis März oder Mai wissen wir mehr, wenn bis dahin neue Gutachten über die Bausubstanz des Rathauses fertig sein sollen", hofft der Fraktionschef. Auf Forchheim komme eine zusätzliche Investition hinzu, die gestemmt werden müsse. "Außerdem laufen auch noch die Sanierungsarbeiten an vielen Schulen und es ist die Frage zu lösen, ob Forchheim eine neue Stadthalle baut oder das Kolpinghaus modernisiert und erweitert.
Nicht zu vergessen: manche Instandsetzungsarbeiten in der Innenstadt - all dies kostet der Stadt viel Geld", ergänzt Otzelberger.
Hilfe aus Heimatministerium? Der Sozialdemokrat erhofft sich aber bei der Rathaus-Investition Schützenhilfe aus dem nahen Heimatministerium in Nürnberg: "Bei solch einem Projekt sind immer großzügige Ausnahme-Regelungen möglich. Da kann uns Minister Söder als gebürtiger Franke bestimmt unter die Arme greifen!" In diesem Zusammenhang setzt Otzelberger auf eine möglichst effektive Akquirierung von Zuschüssen. Er hofft auf den Start der Sanierung im Jahr 2018.
Damit bald schon die wenig ansehnlichen Stützbalken der Vergangenheit angehören.
Stadtrat verblüfft "Ich persönlich war total verblüfft, als ich erfuhr, wie schlimm es um das Rathaus steht", gibt Grünen-Stadtrat Gerhard Meixner unumwunden zu. Wie es nun mit dem Schmuckstück weitergeht, darüber wollen sich die Grünen in Ruhe Gedanken machen.
Tatsache ist für Meixner, dass die Stadt eine Sanierung nutzen muss, um auch innen für eine Verbesserung der Zustände zu sorgen. "Im Rathaus sieht es wenig einladend aus. Dort herrscht ein wilder Stilmix aus früheren Jahrzehnten", kritisiert der erfahrene Stadtrat, der 1987 erstmals ins Gremium gewählt worden war.