Das große Herz von Gustav Schickedanz

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Das Schickedanz-Zimmer wird besonders in Ehren gehalten. Fotos: Petra Malbrich
Das Schickedanz-Zimmer wird besonders in Ehren gehalten.  Fotos: Petra Malbrich
 
Gustav Schickedanz (r.) und Dr. Leipziger, der frühere Leiter der Stadtmission Foto: privat
Gustav Schickedanz (r.) und Dr. Leipziger, der frühere Leiter der Stadtmission Foto: privat
 

Das Kasberger Haus Martinsruh hält die Erinnerung an den Quelle-Gründer hoch.

Das Dr.-Gustav- Schickedanz-Zimmer im Haus Martinsruh in Kasberg gibt es noch immer. Auch die Bewohner der heutigen soziotherapeutischen Einrichtung für chronisch Alkoholkranke halten das Andenken an den Quelle-Gründer in Ehren. Gustav Schickedanz hatte ein großes Herz für die Kinder in dem ehemaligen Kinderheim.
Entstanden ist das Heim im Zweiten Weltkrieg aus der Arbeitnehmerbewegung der Stadtmission heraus. Auch Schülerinnen und Schüler aus Nürnberg verbrachten ihren Schullandheimaufenthalt in dem Haus Martinsruh. Doch als die Kriegsjahre immer intensiver wurden, mussten die Kinder des Kinderheims der Stadtmission in der Wetzendorfer Straße in Nürnberg evakuiert werden. Das Nürnberger Heim wurde zerbombt.

In der Stadtmission waren Augsburger Diakonissen tätig. Eine davon war Elisabeth Bauer, die fortan die Leitung in dem Kasberger Kinderheim übernahm. Sie jedoch war eine sehr gute Bekannte von Gustav Schickedanz. Er übernahm die Patenschaft für die Kinder im Haus Martinsruh. "Gustav Schickedanz ist der Sponsor des Kinderheims geblieben, bis über seinen Tod hinaus", erinnert sich Friedrich Ristelhuber. Er war von 1973 bis 1987 Leiter des Heims.


Säuberlich verpackt

Vor allem Waisenkinder und Kinder aus ärmlichen Verhältnissen waren in den Anfangsjahren die Bewohner in Martinsruh. "An Weihnachten durfte sich jedes Kind, jede Erzieherin und das gesamte Personal etwas für 50 Mark aus dem Katalog aussuchen", erinnert sich Ristelhuber. Diese Geschenke hat Grete Schickedanz eigens fein säuberlich verpackt und mit dem Namen des Beschenkten versehen. Die Geschenke wurden im Weihnachtszimmer, das war der Andachtsraum, aufbewahrt.

Niemand durfte in das Zimmer, bis die Geschenke verteilt wurden. Doch Gustav Schickedanz schickte die Geschenke nicht einfach, das Ehepaar feierte seine persönliche Weihnachtsfeier in dem Kinderheim mit den Kindern, den Erzieherinnen und dem gesamten Personal. Es wurde gefeiert und musiziert. Im großen Saal wurde gegessen, die Schiebetür stand offen und in dem zweiten Raum stand die Bühne.

Jedes Weihnachten hatten die Kinder eine Theateraufführung vorbereitet und Gustav und Grete Schickedanz und deren Gästen vorgeführt. "Das war eine ganz persönliche Angelegenheit. Nichts drang nach draußen", erzählt Ristelhuber. Denn auch der Leiter der Stadtmission oder der damalige Fürther Oberbürgermeister Scherzer waren bei den Weihnachtsfeiern im Kinderheim Martinsruh dabei. "Er hat den Kindern und dem Haus auch unter dem Jahr Gutes zukommen lassen. Im sozialen Bereich hat Gustav Schickedanz viel getan, auch in der Stadt Fürth", weiß Ristelhuber.


"Eine richtige Bauernstube"

Wenn Gustav Schickedanz Lebensmittel, Lebkuchen und andere Dinge, die die Kinder brauchten, brachte, wurde immer Tee getrunken im Wohnzimmer der Diakonissen.

Damals haben die Diakonissen die gesamte Betreuung des Hauses von der Küche bis zur Erziehung übernommen. Das Wohnzimmer hatte Schickedanz eingerichtet. Ein grüner Kachelofen stand dort und auch Bänke. "Es war eine richtige Bauernstube", erinnert sich Ristelhuber. Unter Heimo Liebl, dem Präsidenten der Diakonie, kam dann ein Bild vom Konterfei Schickedanz' in das Zimmer, das zwar noch immer das Wohnzimmer der Diakonissen war, aber Gustav-Schickedanz-Raum genannt wurde.

Diese Tradition hielt Grete Schickedanz aufrecht, auch als ihr Mann bereits verstorben war und die Diakonissen ausgezogen waren. Rummelsberger Diakone, wie es Friedrich Ristelhuber einer war, sind als Heimleiter eingesetzt worden. Auch zu der Zeit kam Grete Schickedanz, brachte die Geschenke und feierte mit den Kindern. "Das Ehepaar Schickedanz war sehr kinderlieb und sozial engagiert", sagt Ristelhuber. Die Kinder in Sollenberg wurden ebenso bedacht. Denn als der Altbau des Kinderheims aufgrund des Feuerschutzes nicht mehr genehmigt war, zogen Erzieherinnen mit sieben ihrer Schützlinge in ein Zweifamilienhaus nach Sollenberg um. Das Haus war von der Stadtmission angemietet worden. Auf die Möbel gab Schickedanz immer Prozente, und auch diese Kinder wurden weiterhin mit den Dingen bedacht, die sie brauchten.

Das Kinderheim gibt es nicht mehr. Aber die jetzigen Bewohner halten das Andenken an Gustav Schickedanz in Ehren. "Wer sich in aller Ruhe unterhalten möchte, geht in das Gustav-Schickedanz-Zimmer", sagt Leiter Rainer Benner.