Bürgermeisterin Rose Stark beißt sich am Fassanstich beinahe die Zähne aus.
Rechtzeitig zum Bieranstich am Donnerstag klarte das Wetter auf. Sogar die Sonne zeigte sich über dem Pretzfelder Kellerwald. Der neue Festwirt Jonathan Wunderlich war derweil noch etwas angespannt: "Ja, ein paar Kinderkrankheiten sind schon aufgetreten."
Nach seiner Begrüßung kamen schon die nächsten Schwierigkeiten dazu, und zwar am Ventil des Fasses. Nachdem Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökologen) eine Schürze über ihr fesches Dirndl gezogen hatte, versuchte sie, den Zapfhahn mit dem Holzschlegel in die Anzapfbuchse im Fass zu treiben.
Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Plötzlich trat Bier am Ventil aus. Erschrocken traten alle Helfer zurück. Die beiden Wirte Jonathan Wunderlich und Björn Römmelt versuchten zu helfen, doch auch weitere Versuche schlugen fehl. Erst als Römmelt einen Zapfhahn aus Plastik brachte, konnte Rose Stark das Fass mit drei Schlägen anzapfen.
Trotz aller Widrigkeiten war die Stimmung am ersten Abend des 48. Pretzfelder Kirschenfestes ausgelassen. Stark vermutete, dass wohl der Hetzelsdorfer Pfarrer Matthias Haag für das schöne Wetter gebetet habe. Der wiederum antwortete: "Da wollte ich den lieben Gott nicht mit behelligen, der hat zu tun mit dem Weltfrieden."
Schade fand der Pfarrer allerdings, dass kein gutes Pretzfelder Bier ausgeschenkt wird.
Landrat Hermann Ulm (CSU) zeigte sich froh darüber, dass die Kirschenernte trotz des feuchten Wetters am Ende doch noch gut ausfällt. Der Landrat freute sich, dass die Kirschen- und die Bierkönigin zu Gast waren, denn "Kirschen und Bier passen gut zusammen. Deshalb sind wir ja heute hier". Kirschenkönigin Sandra Grau hatte sich auf das Kirschenfest gefreut: "Das ist schon ein besonderes Highlight." Seit ihrer Kindheit hat sie mit dem Obst zu tun, nachdem die Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb haben mit etwa 1000 Kirschbäumen.
Von Königin zu Königin
Am Pretzfelder Keller traf die Kirschkönigin auf die Forchheimer Bierkönigin Carina Schneider. Diese hatte Bürgermeister Franz Streit (CSU) begleitet und freute sich auf einen Erfahrungsaustausch mit einer anderen Königin.
Einer der Gründer des Kirschenfestes war ebenfalls gekommen: Theo Haas. "Das ist mein 48. Kirschenfest. Bei dem Fest geht es mir immer gut", sagte der 83-Jährige, der 1968 mit seiner Gruppe "Die Pretzfelder Kerschtnzupfer" beim ersten Kirschenfest aufgetreten ist. Er umarmte Kirschenkönigin Sandra und erzählte, dass er ihr die ersten Flötentöne beigebracht hatte. "Ja, das ist mein früherer Flötenlehrer", lachte Sandra.
Die Gäste waren aus der Region gekommen, mindestens ein Gast aber sogar aus dem hohen Norden: Karin Moldenhauer aus Malente besucht derzeit Verwandte in Pretzfeld und war zum Bieranstich auf den Keller gekommen. Sie ist begeistert von den fränkischen Kellern, gerade auch vom Pretzfelder.