Der Anteil Alleinerziehender ist in Ebermannstadt um 40 Prozent höher als im Kreis. Die Stadt sucht jetzt händeringend nach einer Immobilie, die sich für eine Kindertagesstätte eignet.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Diese Erfahrung machten die Mitglieder des Bauausschusses Ebermannstadt. Sie hatten beschlossen, eine Gruppe des Kindergartens St. Marien in eine Kinderkrippe umzuwandeln. Doch daraus wird nichts. Beide Kindergärten sind auch im Kindergartenjahr 2014/15 voll ausgelastet. Wohin nun mit den Krippen-Kindern?
Bürgermeister Franz Josef Kraus (CSU) zeigte sich - wie der Rest des Gremiums - überrascht von dem riesigen Andrang auf die Kinder-Betreuungseinrichtungen. Trotz der gegenteiligen Prognose der Fachaufsicht des Landratsamtes sei kein einziger Platz mehr frei. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen in Ebermannstadt, so erläuterte Kraus, sei vor allem deshalb so groß, weil hier die Zahl der Alleinerziehenden um 40 Prozent höher liege als im Landkreisdurchschnitt.
Die gute Infrastruktur der Stadt schaffe weiteren Bedarf.
Auf Immobiliensuche Diese Nachfrage gelte es, zufrieden zu stellen. "Gelingt das nicht, heißt das Abwanderung und Rückschritt", verdeutlichte der Bürgermeister. So erfreulich der Baby-Boom auch sei, er stelle die Stadt auch vor Probleme. Derzeit gebe es nämlich keine Immobilie im städtischen Besitz, die sich schnell und wirtschaftlich in eine Kinderkrippe umbauen lasse.
Geschäftsführer Herbert Herlitz und Bauamtsleiter Steffen Lipfert hätten verschiedene Immobilien geprüft, könnten aber keines der untersuchten Objekte favorisieren. Der Schlecker-Markt, der Gasthof "Zum Bayerischen" und der Jugendtreff jedenfalls schieden für einen Umbau zu einer Kinderkrippe aus. Am ehesten realisieren lasse sich ein Neubau auf der Kaplanswiese, regte Bürgermeister Franz Josef Kraus an.
Stadtrat Thorsten Götz schlug vor, mit der Senivita Fachoberschule, die derzeit den Ziegler'schen Kindergarten für Unterrichtszwecke nutzt und die das Gebäude bis 2016 gemietet hat, Verhandlungen aufzunehmen. Das Ziel: Der Schule als Ersatzräume Container anzubieten, die auf der Kaplanswiese aufgestellt werden könnten. Im Gegenzug könnte die Stadt den ehemaligen Kindergarten wieder reaktivieren. "Spielflächen im Freien und Spielgeräte sind vorhanden", argumentierte Götz.
Da die Zeit drängt und in vier Monaten eine Lösung realisiert sein muss, zogen die Räte als weitere Alternative die Aufstellung von Tagesstätten-Containern in Erwägung.
"Ich weiß aber nicht, ob es so etwas gibt", dämpfte Franz Josef Kraus die Erwartungen.
Ludwig Brütting (Freie Wähler) überlegte, ob nicht die sanierte Volksschule einen Raum für die Schüler von Senivita frei schaufeln könnte, um den Ziegler'schen Kindergarten wieder für die Kinderbetreuung nutzen zu können.
Was ist die günstigste Lösung? "Wenn schon", ergänzte Thorsten Götz, wäre es sinnvoll, den Ziegler'schen Kindergarten in eine Kinderkrippe umzugestalten. Das sei günstiger, als im Kindergarten St. Marien eine Kinderkrippe einzurichten und den Ziegler'schen Kindergarten zu sanieren. Freilich setze dies das Einverständnis von Senivita voraus.
"Geht nicht" , meinte Geschäftsführer Herbert Herlitz, denn Kindertagesstätten sollen grundsätzlich ebenerdig sein.
Das stehe so in den amtlichen Vorschriften. Thomas Redel (WGM) sprach sich für eine Containerlösung aus. Ob sie dann auf der Kaplanswiese oder auf dem Gelände der Klinik Fränkische Schweiz aufgestellt werden, sei Verhandlungssache. Das Klinikgelände sei zu favorisieren, wenn das "Zwergenland" die Trägerschaft der neuen Kinderkrippen übernehme. "Die haben ein wahnsinnig hohes Know-how", hatte Bürgermeister Franz Josef Kraus zu Beginn der Sitzung geschwärmt.
Grundsätzlich, so Bürgermeister Kraus, kämen auch Tagesmütter für die Betreuung von Kleinkindern in Betracht. Allerdings habe das Landratsamt die Ausbildung von Tagesmüttern eingestellt. "Es stehen also keine zur Verfügung", bedauerte Kraus, der einräumte "doch etwas hilflos" zu sein.
"Aber wir haben in gutem Glauben und nach bestem Gewissen gehandelt", betonte der Bürgermeister, der darauf hinwies, dass diese Entwicklung in keinster Weise vorhersehbar gewesen sei. Selbst die Verantwortlichen der Kindergärten seien von der hohen Zahl der Anmeldungen überrascht worden.
Ideen sammeln Schließlich entschied sich das Gremium, die Containerlösung auf ihre Realisierbarkeit hin zu untersuchen. Am 30. April soll in der Stadtratssitzung noch einmal über das Thema diskutiert werden. Bis dahin solle sich jeder Gedanken machen, wie das Problem in den Griff zu bekommen sei, gab Kraus den Ratsmitglieder als Hausaufgabe mit. Dabei fügte er an: "Auch wenn ich keine große Lust habe, für andere die Kastanien aus dem Feuer zu holen."