Anthony Quinn zeugte sein 13. Kind in Franken

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Anthony Quinn (Mitte) mit Sonja Kirchberger und FT-Redakteur Michael Schulbert im August 1995 am Rande der Dreharbeiten auf Schloss Thurn Foto: privat
Anthony Quinn (Mitte) mit Sonja Kirchberger und FT-Redakteur Michael Schulbert im August 1995 am Rande der Dreharbeiten auf Schloss Thurn  Foto: privat

Vor 20 Jahren drehte Weltstar Anthony Quinn den Film "Seven Servants" in der Fränkischen Schweiz. Und wollte eigentlich gar nicht mehr weg.

Anthony Quinn blieb mit Ehefrau Kathy und Töchterchen Antonia im Sommer 1995 über acht Wochen in der Fränkischen Schweiz. Obwohl die Dreharbeiten für seinen Film "Seven Servants" abgeschlossen waren, verlängerte er seinen Aufenthalt immer wieder. "Es gefiel ihm", sagt Hotelchefin Christina Feiler aus Muggendorf.
Ihr Vater, Hotelier Horst Feiler, hatte den Vertretern der Produktionsgesellschaft aus Frankfurt angeboten, sein Privathaus in Bärnfels zur Verfügung zu stellen. "Dabei wussten wir zunächst gar nicht, wer überhaupt kommt. Es war nur die Rede von einem Schauspieler aus Amerika, der mit Familie anreisen würde und im Hotel kein Remmidemmi um seine Person wolle. Salopp und spontan, wie mein Vater nun einmal war, bot er sein eigenes Haus als Unterkunft an. Als wir erfuhren, dass es sich um Anthony Quinn handelte, fielen wir natürlich aus allen Wolken", erinnert sich Christina Feiler. Ihr Vater sei auf dem weitläufigen Grundstück für die Dauer des Aufenthalts der Quinns ins Gartenhäuschen gezogen.


Bei Nürnberger Herrenausstatter ein Vermögen gelassen


Weil die beiden Männer einen Draht zueinander hatten, unternahmen sie auch in der Freizeit so einiges. Sie gingen spazieren, wanderten, fuhren durch die Gegend und musizierten. Feiler begleitete Anthony Quinn, als er sich ins Goldene Buch von Gößweinstein eintrug und bei einem Herrenausstatter in Nürnberg ein kleines Vermögen ausgab. Nach Drehschluss fuhr der Schauspieler gern mit seiner Limousine am Hotel in Muggendorf vor, um eine Kleinigkeit zu essen: "Ein Kalbsschnitzelchen oder eine Pasta", verrät Christina Feiler. "Aber dann wollte er schnell nach Hause." Zu Kathy, seiner 48 Jahre jüngeren, ehemaligen Sekretärin, mit der der damals 80-Jährige eine dreijährige Tochter hatte. "Sie ist mein kleines Wunder, das mir geschenkt wurde, um mich von aller Mühsal zu befreien und zu erhalten. Sie ist genau so, wie sie sein muss, um zu überleben und mich mit ins nächste Jahrhundert zu schleppen. Sie steht für jedes Kind, das ich jemals hatte, für jede Frau, die ich liebte, für jedes Bild, das ich malte. Sie ist meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft", schrieb der stolze Anthony Quinn 1996 in seinen Memoiren "Ein-Mann-Tango". Im gleichen Jahr brachte Kathy ein weiteres Kind (offiziell Anthony Quinns 13. Sprössling) zur Welt, einen Sohn namens Ryan, von dem es heißt, er sei in Bärnfels in der Fränkischen Schweiz gezeugt worden.

Grundbesitzer verkauften nicht

Dass Quinn hier ein Ferienhaus bauen wollte, scheiterte laut Christina Feiler am Widerstand der Grundbesitzer, die nicht verkaufen wollten. Also zog der Weltstar am Ende des Sommers weiter, traf zwar noch einige Male mit Horst Feiler zusammen, aber kam nie wieder nach Franken. "Seven Servants" war der 351. Film in Quinns langer Karriere. Er hätte, so verriet er unserer Zeitung, gerne 365 gedreht, damit seine Fans "jeden Tag einen Film von mir anschauen können". Doch er stand nur noch für zwei weitere Produktionen vor der Kamera. Quinn starb 86-jährig am 3. Juni 2001 in Boston an Lungenversagen.
Wie war er so als Mensch? "Ruhig, gelassen, bescheiden. Er hat sich gefreut über die Kleinigkeiten des Lebens", sagt Christina Feiler, deren Vater Horst 2009 verstorben ist. Aber im Foyer des Hotels erinnern noch Bilder an den Sommer 1995. Und bis 2013 sei jedes Jahr eine Weihnachtskarte von Kathy, Antonia und Ryan gekommen.