Der Unternehmer Stefan Schick betreibt Unterkünfte für Flüchtlinge, verdient so sein Geld. Er steht in der Kritik und lebt mit den Anfeindungen sowie dem Neid. Doch der Forchheimer lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.
Eine Gruppe junger Männer aus Afghanistan steht im Keller einer Flüchtlingsunterkunft in Forchheim. Dort gucken sie sich nach warmer Kleidung und Schuhen um. Bis unter die Decke sind die Regale fein säuberlich einsortiert - alles Spenden von Menschen aus der Stadt, die nicht tatenlos zusehen wollen. Für die Asylbewerber eine große Hilfe.
Sie wohnen seit 16 Tagen in dem Haus neben der Piastenbrücke, waren zwei Monate auf der Flucht.
Ihre Unterkunft macht einen sauberen Eindruck, vor dem Eingang ist ein Zelt mit Tischen und Bänken, innen befinden sich die Zimmer, Sanitäreinrichtungen und eine große Küche, in der gerade Hühnchen im Ofen gebacken werden. Der Duft von frischem Essen zieht durch die Flure.
Kinder spielen und laufen in kleinen Badelatschen mit Stofftieren in den Armen übers Grundstück.
Für die Bewohner ist das ein Platz, an dem sie sich von den Strapazen ihrer Flucht erholen können. Solche Orte stehen aber oft im Mittelpunkt beißender Kommentare und Anfeindungen. Das weiß wohl keiner besser als der Forchheimer Geschäftsmann Stefan Schick, der mittlerweile einiger solcher Unterkünfte betreibt. "Wir versorgen hier Flüchtlinge, die zu uns ins Land gekommen sind."
731 Asylbewerber gibt es derzeit im oberfränkischen Landkreis, 360 allein in Forchheim. Sie bleiben dauerhaft dort - anders die Menschen, die in der Einrichtung an der Piastenbrücke beherbergt sind. "Sie sind nur einige Tage hier, bevor sie auf andere Bundesländer verteilt werden", meint Schick.
"Wir bieten den Flüchtlingen Platz zum Schlafen, geben ihnen Kleidung und Hygieneartikel." Ein Helferkreis in Forchheim trägt unermüdlich Sachen zusammen. 400 Unterstützer sind darin organisiert, tauschen sich über Facebook aus und organisieren ihre Aktivitäten. "Ohne dieses ehrenamtliche Engagement würde unser System kollabieren", ist Schick überzeugt.
Der Unternehmer, gleichzeitig Stadtrat in Forchheim und Geschäfts-Inhaber, macht keinen Hehl daraus, dass er mit der Unterbringung von Flüchtlingen Geld verdient. Schließlich bekommt er quasi Miete vom Landratsamt dafür, dass er Gebäude zur Verfügung stellt, in denen Asylbewerber wohnen. Gerüchte um große Summen machen die Runde, die Schick erhalten soll. 28 Euro pro Person und Tag kassiere er, wurde ihm unterstellt.
Trifft das zu? Macht er mit der Flüchtlingshilfe den großen Reibach? Über konkrete Zahlen schweigt er sich aus, verweist auf vertrauliche Verträge, die er mit dem Landratsamt Forchheim abgeschlossen habe.
Hasskommentare im Internet
Schick stellt im Gespräch mit dieser Zeitung klar, dass er mit der Unterbringung von Flüchtlingen "staatliche Aufgaben" übernimmt, denn die Menschen brauchen Platz zum Leben. Das stellt ihn in den Fokus fremdenfeindlicher Gruppierungen. Hasskommentare im Internet, Drohungen und auch leere Patronenhülsen rund um sein Anwesen sind die Folge. Schick und seine Familie müssen sich damit arrangieren, haben Überwachungskameras auf dem eigenen Grundstück installiert.
Er lässt sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen.
Via Smartphone organisiert er ständig seine Flüchtlingsheime, blickt auf das Display, studiert Nachrichten, trifft Entscheidungen - wenn es sein muss auch rund um die Uhr. Seine Arbeitstage beginnen um 6.30 Uhr und gehen oft bis in die späten Abendstunden. "Allen, die mich kritisieren, dass ich so mein Geld verdiene, kann ich nur raten, auch zur Bank zu gehen und Kredite zu beantragen, um aus leer stehenden Gebäuden Unterkünfte zu machen. Jeder kann das machen. Das ist nicht verboten", meint er.
Menschen mit schwachen Nerven sollten besser die Hände davon lassen. "Natürlich gibt es Probleme. Junge Männer kommen nach Deutschland, wollen etwas aus ihrem Leben machen und dürfen zunächst nicht arbeiten. Da kommt schnell Frust auf", schildert Schick. Auch Diebstähle seien die Folge aber auch - manchmal sogar Gewaltausbrüche. "Wir hatten Kosovaren, deren Abschiebung unmittelbar bevorstand.
Die haben in den letzten Tagen bei uns hier die WCs demoliert und mit Feuerlöschern randaliert." Zwei Flüchtlinge seien bereits im Knast gelandet. Für Schick sind das Ausnahmefälle: "Die Mehrzahl der Menschen sind friedlich."
Wo aber hakt es am meisten bei der Unterbringung von Flüchtlingen? Vor allem bei der medizinischen Versorgung. Per Gesetz dürfen Asylbewerber nur in Notfällen und bei Schmerzen einen Arzt aufsuchen. "Hier brauchen wir bessere Lösungen", fordert der Forchheimer. Wenn etwa Kinder Fieber haben und unter Durchfall leiden, dauert es zu lange, an einen Arzt zu kommen. "Wir können schließlich nicht immer gleich zur Notaufnahme in ein Krankenhaus gehen."
Flüchtlingsstrom hält an
Es ist kein Geheimnis, dass die Arbeit von Stefan Schick - so umstritten sie auch sein mag - noch lange gebraucht wird. Der Zustrom von Flüchtlingen hält an.
Übers Handy hat der Unterkunfts-Betreiber gerade mitbekommen, dass neue Busse aus Südbayern sein Quartier in Forchheim ansteuern werden. "Dann kommen auf einen Schlag bis zu 150 Menschen an, die uns brauchen." Eine Winterflaute wird's nicht geben. "Der Zustrom reißt nicht ab", ist sich Schick sicher. Sagt es und schnappt sich sein Handy, um zu telefonieren. Das Management des Flüchtlingschaos - so sieht der ganz normale Arbeitsalltag des Stefan Schick aus.
@ Ft.Leser:
Was hat ihr Kommentar mit der Aussage von Walter1964 zu tun? Sie können auch gerne Ihr gesamtes Vermögen spenden, wenn Sie sich trauen!!!???
@ Walter1964:
Herr Gerhard Schröder hatte zumindest keine öffentlichen Ämter mehr inne, als er zu der Nord Stream AG ging.
Und wie wir Franken sagen:"a Gschmäggla is do scho dabei".
allerbeste Beziehungen zum Rathaus und zur bayerischen Regierungspartei sind beim Betrieb eines Asylbewerberheims bestimmt nicht schädlich. Sieht man ja auch bei den anderen Forchheimer Betreibern...
...die er mit dem Landratsamt Forchheim abgeschlossen habe ...
Sollte nicht alles, was mit den Steuern und Abgaben der Bürger geschieht absolut transparent darstellbar sein, wie kann es da zu vertraulichen Verträgen kommen.
Ich möchte doch den FT dazu auffordern hier mal nachzuhaken.
Wie großherzig doch Herr Schick ist. Ich frage mich nur, warum Herr Schick die Gebäude gekauft oder gemietet hat, bevor alle anderen wussten das so viele Flüchtlinge nach Forchheim und den Landkreis kommen!
Sollte vielleicht seine Position im Stadtrat ihm dabei hilfreich gewesen sein?
Ein Schelm der böses dabei denkt!
Lieber Walter,
auch Du kannst dir Häuser kaufen und aus Nächtenliebe vermieten.
sogar kostenlos zur Verfügung stellen, .... wenn Du dich traust