Alphatecc lenkt bei Sozialplan für Mitarbeiter ein

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"Mein Arbeitgeber hat mich mit einem sehr schlechten Zeugnis bestraft", klagt die Betriebsratsvorsitzende. Foto: Josef Hofbauer
"Mein Arbeitgeber hat mich mit einem sehr schlechten Zeugnis bestraft", klagt die Betriebsratsvorsitzende. Foto: Josef Hofbauer

Ein Happy-End hätten die Verhandlungen zwischen Elektrofachmarkt Alphatecc und Betriebsrat genommen, erklärt die Betriebsratsvorsitzende in Forchheim.

Dies bestätigt auch eine Unternehmenssprecherin. "Die Parteien konnten sich einigen und sind zu einem guten Abschluss gekommen", heißt es in einer kurzen Stellungnahme. Näher wolle sich das Unternehmen nicht dazu äußern.


Erleichterung bei Verdi

Detailliert Stellung bezieht hingegen Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann. Der Verdi-Vertreter zeigt sich erleichtert über die Einigung, denn die Voraussetzungen seien nicht besonders gut gewesen. "Wäre die Einigungsstelle angerufen worden, hätten wir davon ausgehen müssen, dass dabei ein billiger und sozial unverträglicher Sozialplan herausgekommen wäre", meint Lehmann.

Maßgebend für den Sozialausgleich seien nämlich die Zahlen der Einzel-Betriebsstätten, unabhängig von der finanziellen Situation des Mutterkonzerns. "Wir hatten die Hoffnung, einen angemessenen Sozialplan und eine Weiterbeschäftigung in einer Transfergesellschaft zu erreichen, fast schon aufgegeben", erinnert sich Lehmann.


Erfolgreiche Proteste?

Doch es kam anders. Dafür macht die Betriebsratsvorsitzende eine Reihe von Protest-Aktionen der Alphatecc-Mitarbeiter verantwortlich. Wider Erwarten, sagt die Gewerkschafterin, sei der Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Die Sprecherin der Arbeitnehmer berichtet von einem "knallharten und nervenzerreißenden Kampf" zwischen den Betriebsräten und deren Beratern auf der einen und den Anwälten des Arbeitgebers auf der anderen Seite.

Doch der Kampf habe sich gelohnt, wenngleich die Einigung in letzter Sekunde zu scheitern drohte, weil sich die Arbeitsagentur Bamberg geweigert habe, das Transfer-Kurzarbeitergeld auf hundert Prozent des bisherigen Nettolohnes aufzustocken. Die Begründung: Bekommen die Mitarbeiter den vollen Lohn, gebe es für sie keinen Anreiz, sich um einen neuen Arbeitsplatz umzusehen. Die Betriebsratsvorsitzende spricht in diesem Fall von einer "willkürlichen Entscheidung des Amtes". Denn in anderen Bundesländern gebe es keinerlei Probleme wegen eines vollen Lohnausgleichs.

"Dennoch konnte zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber eine Einigung erzielt werden", zeigt sich die Betriebsratsvorsitzende erleichtert. So sei schließlich der Interessensausgleich und der Sozialplan von beiden Seiten abgeschlossen und unterzeichnet worden.

Die Einigung sieht vor, dass alle Mitarbeiter für bis zu elf Monate in eine Transfergesellschaft wechseln konnten. Die Parteien einigten sich auf die doppelte Zeit der Kündigungsfrist minus einem Monat, höchstens aber elf Monate. "Der große Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass sich die Mitarbeiter, während sie bei der Transfergesellschaft angestellt sind, um einen neuen Arbeitsplatz bemühen können", unterstreicht Paul Lehmann. Das Arbeitsverhältnis werde spätestens im Januar nächsten Jahres enden.


Sprinter-Prämien

Wer aber früher einen neuen Arbeitgeber finde, könne sich eine "Sprinter-Prämie" sichern. "Und wer einen neuen Job findet, dort aber nicht klarkommt, kann jederzeit zurück in die Transfergesellschaft", erläutert Lehmann. Als weitere Vorteile der Transfergesellschaft nennt der Gewerkschafter, dass jene Arbeitnehmer, die keine neue Arbeit finden, länger Arbeitslosengeld beziehen könnten. Außerdem werde diese Personengruppe nicht in Leiharbeits-Verhältnisse gezwungen, die meist schlechter bezahlt seien.

Bedauerlich finden Verdi und die Betriebsratsvorsitzende, dass es nicht gelungen sei, Alphatecc-Mitarbeiter im Globus-Mutterkonzern unterzubringen. Vorrangig müssten die eigenen Beschäftigten berücksichtigt werden, hatte der Arbeitgeber argumentiert und auf viele Teilzeitbeschäftigte verweisen, die eine Vollzeitbeschäftigung anstrebten. "Das war für mich neu", gesteht die kämpferische Betriebsratsvorsitzende, die sich über den Erfolg für die Kollegen freut.

Rein privat zahle sie aber einen hohen Preis für ihr Engagement, versichert die Gewerkschafterin. Als "Quittung" habe ihr der Arbeitgeber ein besonders schlechtes Arbeitszeugnis ausgestellt. Damit, so vermutet sie, sollen Betriebsräte auf dem Arbeitsmarkt chancenlos gemacht werden. "Aber", versichert sie, "ich würde alles wieder genauso machen."