Pastor Dirk Zimmer hatte Zeitzeugen geladen, die von der Gründung des Familienzentrum in Heiligenstadt erzählten - darunter Altbürgermeister Johann Daum.
"Damals dachte ich mir: Wos is denn des für a Sort'n Leut? Denn da standen drei Baptisten vor mir im Rathaus", erinnerte sich Heiligenstadts Altbürgermeister Johann Daum. Denn das "Familienzentrum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Nordbayern" - jetzt Tabea-Leinleitertal - wurde vor 50 Jahren gegründet. Deshalb wurde am Wochenende "am Stüchter Berg" gefeiert.
Pastor Dirk Zimmer hatte am Freitag Zeitzeugen geladen, die von der Gründung erzählten. Einer davon war der 96-jährige Johann Daum, damaliger Bürgermeister in Heiligenstadt. Offen gab Daum zu, dass er damals nicht genau wusste, was Baptisten sind. Diese gaben zudem an, dass der Landrat aus Ebermannstadt sie geschickt hätte. "Na gut, dachte ich mir. Denn, die wollten etwa 40 000 Quadratmeter Grund; wollten bauen, wussten aber nicht, wann sie anfangen könnten und sagten ganz offen, dass sie kein Geld hätten", erzählte der Altbürgermeister.
Für 2,50 Mark pro Quadratmeter habe er der Raiffeisenbank das Gelände am Stüchter Berg abgekauft. Mit Hilfe von Zuschüssen und viel Eigeninitiative der Kirchengemeinde-Mitglieder wurden Kirche und Bungalows errichtet. Diese wurden mittlerweile um ein Alten- und Pflegeheim, Seniorenwohnungen, Gäste- und Jugendhaus erweitert.Karl-Heinz Fritz ist der Architekt der meisten Gebäude.
Viele Besuche im Pflegeheim
Auch zweiter Bürgermeister Hans Göller (SPD) wurde von Pastor Zimmer befragt. "Ja, da gab es damals viele Gerüchte, was da am Stüchter Berg wohl entsteht", erinnerte sich Göller. Deshalb seien die Heiligenstadter auch regelmäßig - und ganz zufällig - hinaufgefahren oder spaziert, um zu sehen, was da gebaut wird. Als zweiter Bürgermeister komme er oft ins Pflegeheim, um Senioren zu einem runden Geburtstag zu gratulieren. "Was müsste passieren, dass sie hier wohnen würden", fragte Dirk Zimmer nach. Und Göller antwortete: "Eigentlich will ich gar nicht hier rauf. Aber ich kenne die Zeit und weiß ja nicht wie es mir einmal ergeht." Wenn aber Göller in ein Pflegeheim gehen müsse, dann wolle er ins Tabea-Familienzentrum, denn er ist vom Pflegepersonal sehr angetan.
Hans Frisch hatte seine Erinnerungen schriftlich geschickt, da er persönlich nicht kommen konnte: "Ganz am Anfang stehen dort am Stüchter Berg drei Männer - Theo Krebs, Johann Görzen und ich." Eigentlich sollte nur ein Platz für ein Zeltlager in der Natur gefunden werden. Der Hang am Berg mit den trockenen Wiesen gefiel den Männern. Dann entstand die Idee, dass man da ja Hütten bauen könnte, um einen festen Ort für Ausflüge zu haben. Daraus wurde eine Vision von Ferienbungalows, die sich zu einer Begegnungsstätte mit Kirche entwickelten. Bei der Umsetzung der Vision hatten unter anderem Walter Stanullo und Gerhard Wagner mitgeholfen. "Das hat mich sehr interessiert als Theo davon erzählt hat. Damals gab es noch keine Autobahn nach Forchheim. Da haben wir 55 Minuten von Nürnberg nach Heiligenstadt gebraucht", erinnerte sich Stanullo. Und Zimmer scherzte: "Da brauchst du jetzt über den Frankenschnellweg länger."
Geistliches Umfeld wird geschätzt
Gerhard Wagner dagegen lebt im Tabea-Zentrum und schätzt das geistliche Umfeld. Seine Mutter war die zweite Person, die in das Altenheim eingezogen war. Wagner war damals mit Presslufthammer nach Heiligenstadt gekommen, um den Fels zu bearbeiten. Auch Pastor Christoph Stiba, Generalsekretär der Kirchengemeinde, und Matthias Frost, Leiter des Tabea-Diakoniewerks, kamen zu Wort. Das Familienzentrum war als Verein 1966 gegründet worden. 2011 musste es allerdings Insolvenz anmelden und wurde vom Diakoniewerk Tabea komplett übernommen. Mittlerweile ist es der größte Arbeitgeber in Heiligenstadt.