Die Raiffeisenbank Heroldsbach ist 125 Jahre alt. Sie ist eine von nur noch drei Genossenschaftsbanken im Landkreis Forchheim.
Die heutige Raiffeisenbank Heroldsbach war 1894 die erste in Bayern nach dem von Friedrich Wilhelm Raiffeisen entwickelten Modell der gegenseitigen Hilfe von Genossen. Als "Darlehnskassen-Verein Heroldsbach und Umgebung" wurde die Bank am 11. Februar vor 125 Jahren ins Leben gerufen. Erst einige Monate zuvor war der bayerische Landesverband gegründet worden, aber noch im selben Jahr folgten weitere 30 Darlehnskassen in Bayern.
Beim Festakt im Romantiksaal von Schloss Thurn sprach der Festredner Alexander Büchel vom Vorstand des Genossenschaftsbankenverbands Bayern von einer Initialzündung. Denn bis zur Jahrhundertwende waren es allein in Oberfranken 98 Gründungen.
Deutscher Exportschlager
Die Idee des genossenschaftlichen Zusammenschlusses wurde zu dem deutschen Exportschlager, wusste Gregor Scheller, der der oberfränkischen Vereinigung der Genossenschaftsbanken vorsteht.
Die Zeit war reif gewesen für ein neuzeitliches Darlehenswesen auch im ländlichen Raum.
Im Hirtenbachtal
Dazu hat Heimatpfleger Edwin Dippacher etliche Fakten zusammengetragen. Das Hirtenbachtal war mit rund 1000 Einwohnern damals durchgängig landwirtschaftlich geprägt. "Gebildete" waren rar. 1892 brachte den ersten Wandel: mit dem Bau der Eisenbahn nach Höchstadt und der Grundsteinlegung der Filialkirche von Hausen, der heutigen Pfarrkirche St. Michael. Und eben dem Darlehnskassen-Verein, dam bald weitere Gründungen in den heutigen Gemeindeteilen Oesdorf und Poppendorf sowie in Hausen und Wimmelbach folgten.
Pfarrer als Impulsgeber
Hinter der Gründung stand nicht zuletzt der damalige Pfarrer von Hausen, der junge, hochgebildete Doktor der Theologie, Matthäus Marquardt. Brauchte vorher ein Landwirt ein Darlehen, hatte er allenfalls die Möglichkeit, deswegen bei der Kirchenstiftung vorzusprechen. Die Bank wurde ehrenamtlich von den Honoratioren des Ortes geführt. Es gab gerademal einen Buchhalter.
Der Wandel zur modernen Bank begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg - mit einer Angebotserweiterung: das Kohlengeschäft, das Lagerhaus für landwirtschaftlichen Bedarf, aber auch für Baumaterial für die vielen heimatvertriebenen und einheimischen Häuslebauer. Erst 1965, erklärte Dippacher, bezog die Raiffeisenbank ihren Standort auf dem ehemaligen Gemeindeweiher und stellte hauptamtliches Personal ein.