Zeugen Jehovas wollen in Weisendorf neu bauen

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Hier wollen die Zeugen Jehovas bauen. Foto: Richard Sänger
Hier wollen die Zeugen Jehovas bauen. Foto: Richard Sänger
 
So ähnlich wie dieser andere "Königreichsaal" soll das Gebäude der Zeugen Jehovas aussehen. Foto: Jehovas Zeugen, Deutschland
So ähnlich wie dieser andere "Königreichsaal" soll das Gebäude der Zeugen Jehovas aussehen. Foto: Jehovas Zeugen, Deutschland
 

Die Religionsgemeinschaft will von Herzogenaurach nach Weisendorf ziehen. Dort soll ein sogenannter "Königreichsaal" entstehen. Doch die Marktgemeinde hat Einspruch erhoben.

Bei vielen sind die Zeugen Jehovas vor allem bekannt dafür, dass sie von Tür zu Tür ziehen. Die Religionsgemeinschaft verfügt aber auch über Kirchengebäude. Einen solchen sogenannten "Königreichsaal" wollen die Zeugen Jehovas Herzogenaurach in Weisendorf bauen. Einen Antrag wurde dem Bau- und Umweltausschuss des Marktes Weisendorf vorgelegt.

Ein schlichter Raum mit Podest

Der Plan sieht ein einstöckiges Gebäude mit Hausmeisterwohnung vor. Es werde sich um ein schlichtes Gebäude handeln, "kein Turm, keine Glocken", sagt Frank Voss. Der 47-Jährige Heßdorfer ist Vorsitzender der Zeugen Jehovas aus Herzogenaurach. Man plane den Neubau in Weisendorf, weil die alte Unterkunft der Gemeinde sanierungsbedürftig sei. Seit 30 Jahren sei das Gebäude mit dem bisherigen "Königreichsaal" in der Röntgenstraße in Herzogenaurach im Besitz der beiden Gemeinden Zeugen Jehovas Herzogenaurach Süd und Nord mit insgesamt rund 200 Anhängern.

Nach Weisendorf ziehe man nicht, weil es dort besonders viele Mitglieder gebe, sondern wegen der zentralen Lage, sagt Voss. Andere "Königreichsäle" gebe es in Erlangen, Fürth und Forcheim. Einen solchen Saal dürfe man sich von innen nicht vorstellen, wie etwa eine katholische Kirche, sagt Voss. Der große Raum sei eher schlicht gehalten mit Vorhängen an den Fenstern. Vorne ein Podest mit Rednerpult.Davor drei Blöcke mit Stuhlreihen.

Wie Weisendorfs Zweiter Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein in der Ausschusssitzung erläuterte, handelt es sich bei dem Baugrundstück um ausgewiesenes Gebiet für Gewerbe. Engelbert Söhnlein vom Bauamt erklärte dazu, dass Anlagen für kirchliche Zwecke ausnahmsweise in einem Gewerbegebiet zugelassen werden könnten. Das betreffende Grundstück befinde sich jedoch nicht im Besitz der Gemeinde. Diese habe damit auch keinen Einfluss auf eine Nutzung. Für einen kirchlichen Bau sei allerdings nach der Baunutzungsverordnung eine Ausnahmegenehmigung erforderlich. "Nicht die Art der Bebauung sei das Problem, sondern fehlende Gewerbeflächen", erklärte Hertlein. Nach längerer Diskussion wurde der Bauantrag mit sieben gegen drei Stimmen zurückgewiesen.

Mittelstandsunion und IHK sieht Bauvorhaben kritisch

"Dafür ist ein Gewerbegebiet nicht gemacht. Es ist eine abweichende Nutzung", sagt Bürgermeister Heinrich Süß (UWG) auf Anfrage. Es spreche nichts gegen einen kirchlichen Bau, allerdings gebe es keine weiteren Gewerbeflächen mehr. Deshalb lehne auch er einen Bau ab. Süß geht davon aus, dass das Landratsamt der Empfehlung des Marktgemeinderats folgt.

Auch die Mittelstandsunion und die Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht das Bauvorhaben kritisch: Das Areal solle "für die dort angesiedelten Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, um nachhaltigen Bestandsschutz und Planungssicherheit zu gewährleisten", heißt es in einer Stellungnahme der IHK.

Man habe sich ein Grundstück in einem Gewerbegebiet ausgesucht, um niemanden zu stören, sagt der Vorsitzende der Zeugen Jehovas. "Pro Zusammenkunft singen wir drei Lieder. Wären wir mitten in einem Wohngebiet, müssten wir ja immer die Fenster schließen, damit wir, etwa am Sonntag, niemanden stören", sagt Voss. Etwa vier Mal in der Woche werde das Gebäude zu den Treffen genutzt.

In der Diskussion betonten alle Fraktionen, dass man keinerlei Einwände gegen einen kirchlichen Bau habe. Karl-Heinz Hertlein, als auch Hans Kreiner (beide CSU) wiesen auf fehlende Gewerbeflächen hin.Sie sähen es lieber, wenn sich ein Gewerbebetrieb ansiedeln würde.

Während der Diskussion und in der Bürgerfragestunde sagte Kreiner, dass er sich den kirchlichen Bau zwischen dem östlich Ortsrand und dem Gewerbegebiet besser vorstellen könne, zumal vorgesehen ist, diese Flächen zu bebauen. Allerdings befindet sich das betreffende Grundstück ebenfalls nicht im Besitz des Marktes Weisendorf.