Bürger aus Vestenbergsgreuth und Burghaslach kämpfen weiter gegen den Bau von zwei Windrädern am Düllberg im WK 49 im Naturpark Steigerwald. Für die nächste Mahnwache beantragen sie Polizeischutz.
Einschüchtern lässt sich Nicolas Sportelli nicht so schnell, auch wenn er sich in jüngster Zeit massiven Anfeindungen ausgesetzt sieht. Der Diplom-Ingenieur mit dem italienisch klingenden Namen lebt im Burghaslacher Ortsteil Niederndorf, ist hier aufgewachsen und fühlt sich als "echter Franke". Er hat eine Bürgerinitiative gegründet, die den Bau von Windrädern im Naturpark Steigerwald zwischen Dietersdorf und Gleißenberg verhindern will.
Sportellis Widersacher ist der Vestenbergsgreuther SPD-Gemeinderat Friedrich Brehm. Der im Ortsteil Dietersdorf lebende Brehm hat einen vom Landratsamt Erlangen-Höchstadt genehmigten Plan in der Tasche, der ihm im so genannten WK 49, einem Vorbehaltsgebiet für Windkraftanlagen, den Bau von zwei Windrädern erlaubt.
Mit seiner Projektgesellschaft Friedrich Brehm kann der Unternehmer in Sachen erneuerbare Energien aber noch nicht loslegen.
Zwei unmittelbare Anwohner des geplanten Standortes und die Gemeinde Burghaslach haben Klage gegen die Windräder eingereicht, wie Landratsamt-Pressesprecherin Hannah Reuter auf Anfrage bestätigte. Über diese Klagen muss das Verwaltungsgericht in Ansbach entscheiden. Solange das nicht geschehen ist, darf auch nicht gebaut werden. Einen Termin für die Verhandlung hat das Landratsamt noch nicht.
Beim WK 49 handelt es sich um ein Vorbehalts- aber kein Vorranggebiet, weil es in einem Naturpark liegt. Um hier Windräder bauen zu können, bedarf es laut Vestenbergsgreuths Bürgermeister Helmut Lottes (CSU/UB) einer Ausnahmegenehmigung. Eine solche habe das Landratsamt erteilt.
In einem öffentlichen Verfahren hat man in Vestenbergsgreuth mögliche Flächen für Windkraft festgelegt, sagt Lottes. Weil alle im Naturpark Steigerwald liegen, seien sie auch alle nur als Vorbehaltsgebiete in den Regionalplan aufgenommen worden.
Nach ersten Gesprächen mit den Behörden habe sich sogar abgezeichnet, dass das Vorhaben von Friedrich Brehm abgelehnt werden würde.
Auch der Gemeinderat verweigerte seine Zustimmung. Doch dann habe die Raumplanung die konkreten Anträgen von Friedrich Brehm abgesegnet, berichtet der Bürgermeister.
Brehm selbst will sich zu seinem Vorhaben nicht äußern. "Kein Kommentar", war die kurze und eindeutige Antwort des Unternehmers auf eine Anfrage unserer Zeitung.
Wesentlich auskunftsfreudiger ist da Nicolas Sportelli. Er habe von dem Projekt "durch Zufall Wind bekommen". Nachdem er sich näher informiert hatte, war für ihn klar, dass dieser Standort am Düllberg im Naturpark Steigerwald nicht der richtige sei. Es handle sich um ein geschlossenes Waldgebiet mit zwei Anwesen, in denen mehrere Personen leben. Das eine sei 504, das andere 560 Meter von den Windrad-Standorten entfernt.
Nur rund einen Kilometer sei es bis zum Neubaugebiet Düllberg in Burghaslach.
Sportelli stellt fest, dass die Genehmigung "zeitlich so hingedrückt wurde, dass das Projekt nicht mehr unter die 10-H-Regelung fällt". Diese seit kurzem in Bayern geltende Regel schreibt einen Abstand zur nächsten Bebauung von der zehnfachen Höhe der Windräder vor.
Die Bürgerinitiative führt auch Schall- und Brandschutzgründe ins Feld und wirft die Frage auf, ob die Messungen für die verschiedenen Gutachten korrekt waren. Zudem stelle Eiswurf im Winter eine Gefahr für Wanderer und Waldarbeiter dar.
Nachdem die Windrad-Gegner schon mehrmals verfolgt und bedroht wurden, antworten sie mit Mahnwachen. Am kommenden Sonntag, 21. Dezember, ist in der Ortsmitte von Dietersdorf die dritte angesetzt. Dafür haben sie diesmal sogar Polizeischutz beantragt.
Jedem, der die Region auf dem Düllberg kennt, dürfte klar sein, dass die ausgewiesenen Vorbehaltsgebiete WK48 und WK49 in PLZ 91487 in vielerlei Hinsicht ungeeignet sind für den Standort von 200m hohen Windkraftanlagen. Nicht nur, dass die geringe Windhöffigkeit vor Ort gegen die Phantasterei einer Propaganda der sogenannten "erneuerbaren Energie-Befürworter" spricht.
Zahlreiche betroffene Anwohner leben in 500m-800m Entfernung der projektierten Standorte. Ein Unding, wenn man neuere Forschungsergebnisse zugrunde legt. Die tatsächlichen Schall- und Schattenwurf-prognosen sprechen gegen den Bau solcher Anlagen, und ebenso Messungen, die den Infraschall berücksichtigen, und welche zahlreiche Fachleute im In- und Ausland veranlassten, Mindestabstände von 3000m und mehr von WKAs zur Wohnbebauung zu fordern.
Hinzu kommt der hohe Artenreichtum der Region: Wespenbussard, Rohrweihe, Schwarzstörche, Uhu, Rotmilan, 16 geschützte Fledermausarten, davon fünf kollisionsgefährdete. Hier kann auch ein Gondelmonitoring nicht weiterhelfen, weil Fledermäusen vor der Kollision bereits die Lungen zerplatzen. Zu bedenken ist ebenso, dass durch den Bau dieser Industrieanlagen der gesamte Lebensraum der Fauna und Flora gestört und auf Dauer zerstört werden würde. Im Klartext: Nach dem Bau von WKAs auf dem Düllberg wäre der dort befindliche Wald in Bälde verstorben.
Bedauerlich, dass die Einsicht des Projektierers fehlt, und dass weiterhin an einem "Projekt" festgehalten wird, das nicht realisierbar ist. Sogar mit Polizeischutz muss nun hantiert werden, um vernünftig denkende und handelnde Bürger und Bürgerinnen zu schützen. Das kann nicht das Ergebnis einer Energiepolitik sein, wie sie uns einst von verantwortlichen Politikern unseres Landes versprochen wurde.
Tatsache ist, dass die nun in Gang gesetzten gerichtlichen Verfahren seeehr lange dauern werden, wenn nicht eine baldige Abkehr der Planungen erfolgt.
Dr. Christine Spahn
Vestenbergsgreuth
Klägerin