Wasser im Haus wird richtig teuer

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Eine Verletzte von einem Gerüst retten, keine leichte Aufgabe für die Retter, gerade wenn die zu Rettende auch noch schreit und um sich schlägt. Fotos: Sabrina Steudtner
Eine Verletzte von einem Gerüst retten, keine leichte Aufgabe für die Retter, gerade wenn die zu Rettende auch noch schreit und um sich schlägt. Fotos: Sabrina Steudtner
Doris Stark schauspielerte erfolgreich eine hysterische Ehefrau.
Doris Stark schauspielerte erfolgreich eine hysterische Ehefrau.
 

Es war eine ungewöhnliche, aber durchaus klare Anweisung des Dechsendorfer Kommandanten Thomas Schneider. "Kein Wasser im Haus!"

Es war eine ungewöhnliche Einsatzlage: Ein Auto ist gegen ein Werkstattgebäude gerannt, hat eine dortige gasführende Leitung aufgerissen und die Werkstatt in Brand gesetzt. Mehrere Personen waren im Gebäude eingeschlossen, im Auto war der verletzte Unfallfahrer und dessen Ehefrau irrte wild gestikulierend am Einsatzort umher und wollte dauernd zu ihrem Mann.


Realistische Schauspieler

Die Schminke auf den Gesichtern der Darsteller sorgte neben der eigentlichen Einsatzlage für eine realistische Übung, die jährlich von den drei Erlanger Partnerwehren aus Dechsendorf, Alterlangen und Büchenbach vollzogen werden. Das hatte der Kommandant der in diesem Jahr für die Übung verantwortlichen Ortswehr, Thomas Schneider, bereits zuvor gesagt. "Ihr werdet eine sehr komplexe Einsatzlage finden, bei der Euch alles abverlangt wird." Neben dieser feuerwehrtechnischen Warnung gab es aber auch einen Sonderbefehl: "Egal wie stark das Objekt brennt, es wird kein Wasser auf die Leitungen innerhalb des Gebäudes gegeben." Es werde sonst sehr teuer für den "Wassergeber.
Die drei Wehren, die mit rund 30 Mann an der Übung teilnahmen, absolvieren seit mehreren Jahrzehnten diese Gemeinschaftsübung. "Die Kameraden müssen alles können, was die Ständige Wache, was die beruflichen Kameraden, auch können. Denn es kann immer dazu kommen, dass Einsätze völlig alleine abgearbeitet werden müssen", erklärt Stadtbrandinspektor Stephan Neubauer.
Der war bei der Übung dabei, um mit kritischem Auge das Geschehen zu überwachen, um Manöverkritik betreiben zu können. Denn in der Hektik, auch wenn es "nur" eine Übung ist, passieren Dinge, die es zu vermeiden gilt. Meistens nur Kleinigkeiten, aber Vorgänge, die eben vermieden werden sollen. Diese Kritik trifft Führungskräfte ebenso wie den "kleinen" Feuerwehrmann - es geht um die Aufstellung der Fahrzeuge bis hin zur richtigen Ablage von Patienten.
"Ich will zu meinem Mann, Sie müssen mich durchlassen." Doris Stark, selber Feuerwehrfrau, schaffte es immer wieder die konzentriert arbeitenden Einsatzkräfte aus dem Konzept zu bringen. Sie klammerte sich an den Guppenführer, den Sanitätschef, den THL-Helfer, bis sie persönlich betreut wurde, um sie von den Gefahrenquellen wegzuhalten. "Das ist nicht nur so zur Spannung eingebaut", betont Schneider, "das sind Vorgänge, die genau so an den Einsatzstellen auftauchen."
Gut eine Stunde wurde das Einsatzgeschehen abgearbeitet. Nach der erfolgten Kritik ("Im Großen und Ganzen ganz gut, aber es geht halt besser", Stephan Neubauer) wurden die Kameraden aus Alterlangen und Büchenbach ebenso wie die Schauspieler mit Bratwürsten und Getränken versorgt.
Und es wurde das Geheimnis gelöst, warum in der Lagerhalle kein Wasser benutzt werden durfte. Der Kommandant Thomas Schneider gab unumwunden zu: "Das ist meine Halle!" Und der hauptberufliche Fliesenleger und Ofenbauer wollte die neue Woche halt nicht mit einem Wasserschaden beginnen.