Warten auf den guten Geschmack

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Andreas Geyer packt das Holzfass aus, das dem Whisky seine endgültige Reife geben soll. Fotos: Michael Busch
Andreas Geyer packt das Holzfass aus, das dem Whisky seine endgültige Reife geben soll.  Fotos: Michael Busch
Das erste Destillat: Mit 85 Prozent etwas kräftig.
Das erste Destillat: Mit 85 Prozent etwas kräftig.
 
Die Temperatur muss immer im Auge behalten werden.
Die Temperatur muss immer im Auge behalten werden.
 
Der goldene Stoff ist farblos.
Der goldene Stoff ist farblos.
 
Im Turm wird gebrannt.
Im Turm wird gebrannt.
 

In Oberreichenbach wird Whisky gebrannt.

Die kurze Antwort auf die Frage: "Warum brennt ihr denn jetzt Whisky?" wäre "Weil wir es können!" Das wäre sicher nicht falsch, wird aber der ganzen Idee nicht gerecht. Denn die Idee setzt sich aus vielen Einzelteilen zusammen, wie der Juniorchef Andreas Geyer zu berichten weiß.


Am Anfang war der Schnaps

Nüchtern sagt er: "Es gibt halt die Nachfrage!" Immerhin gibt es noch nicht so viele Brennereien in Bayern, speziell in Franken, die den Whisky-Gourmet beliefern können. Es liegt aber vielleicht auch an der neuen Destille, die in einem Nebenraum untergebracht ist. Die Feuertaufe mit den vielen Schnäpsen, die es bei dem Oberreichenbacher Brauereigasthof im Angebot gibt, hat das Schmuckstück bereits bestanden. Doch nun sollte etwas Neues her.
Drei Durchgänge sind geplant. Andreas Geyer startete mit dem Befüllen der Destille bereits morgens um sechs Uhr; über den Tag werden zwei weitere Durchgänge erfolgen. "Im Grunde ist es erst einmal einfach", erklärt der Experte. "Ich gebe die Maische hier herein, 150 Liter im gesamten." 7,5 Liter reiner Alkohol werden daraus gewonnen. Der Kenner warnt beim Probieren: "Nicht wie einen Schnaps trinken." Nur die Lippen benetzen und merken, dass der nur leicht mit Wasser verdünnte Trunk, etwa 85 Prozent, bereits einen sehr eigenen Geschmack hat. Der bleibt auch an jeder Geschmacksknospe im Mund hängen.
"Das ist natürlich noch lange kein Whisky." Stolz ist Andreas Geyer dann aber doch auf eine Besonderheit. Denn er nimmt das selbe Korn, wie er es für sein Rotbier nimmt. Und hier findet sich bereits eine Gemeinsamkeit der beiden dann doch unterschiedlichen Getränke. Das Rotbier erhält seine charakteristische Färbung durch die Lagerung im Fass. Und genau das wird bei der Whiskyherstellung auch passieren.
Doch bis dahin dauert es noch einen Moment. Erst einmal muss die Maische zum Kochen gebracht werden. Und dann das Destillat gewonnen. Bei diesem Destillationsprozess geht es darum, das im Gärungsprozess entstandene Ethanol - den eigentlichen Alkohol - von der Maische zu trennen. Das Ziel ist, dieses Ethanol, bedingt durch die Wahl der Maische, bereits mit Aromen zu versehen. In diesem Fall das eingemaischte Korn für das Rotbier.
Geyer erklärt, dass der zuerst gewonnene Alkohol weggeschüttet wird. "Das ist der Vorlauf, der schmeckt nicht und hat in den Edelbränden dann nichts mehr zu suchen!" An den Apparaturen kann Geyer ablesen, welche Temperaturen im Inneren des Kessels, aber auch an den Destillatszugängen herrschen. Denn der Siedepunkt von Alkohol liegt bei knapp unter 80 Grad Celsius. Was dort aus dem Kühler kommt ist dann der "Mittellauf". Das flüssige Gold, das nun zur weiteren Verarbeitung kommt.
Wie es sich gehört, und wie man es als Whiskykenner weiß, kommen jetzt die Fässer zum tragen. Die Schotten haben sich auf Portweinfässer spezialisiert, funktioniert das auch in Franken? Überraschenderweise ja. Andreas Geyer bekommt seine Fässer aus Unternesselbach aus dem benachbarten Landkreis Neustadt a.d. Aisch. Ein gebrauchtes Barriquefässer, 225 Liter Inhalt, und ein ausgebranntes Fass sollen dem Lebenswasser - die Übersetzung von Whisky - den dann eigentlichen, so typischen Geschmack geben.


Drei Jahre lang passiert nichts

Und jetzt kommt aus Sicht des Schnapsherstellers die schwierigste Phase der ganzen Produktion. Denn im Gegensatz zu üblichen Schnäpsen, wandert dieses Produkt nicht gleich über die Ladentheke. "Ich muss jetzt erst einmal drei Jahre warten, dann darf ich dem gelagerten Stoff den Namen Whisky geben!" Geyer grinst. "Natürlich kann ich mal zwischendrin probieren, aber verkaufen darf ich es nicht." Wobei er zugibt, dass er natürlich die Geduld aufbringen möchte, um einen gereiften Whisky zu probieren.
Gereizt habe ihn "einfach mal etwas anderes zu probieren". Mit der Hochleistungsbrennerei, die es in dieser Form nicht allzu oft gebe, bestand die Möglichkeit diesen Traum zu erfüllen. "Das Rotbier hat bei uns einen Namen, daher kam diese Idee." Vor zehn Jahren gab es die ersten Gespräche. In der Produktion selber musste gar nicht so viel umgestellt werden. "Schnaps ist Schnaps", da sind sich Andreas und der Vater Reinhard einig.
"Und beim Zoll läuft alles ebenso wie bei den anderen Schnäpsen", erklärt der Seniorchef. Da wird alles dokumentiert, denn immerhin will die Steuerbehörde auch ihre Prozente beim Hochprozentigen. ob die Beamten dann zum Verkosten in drei Jahren vorbeikommen, sei nochmals ein anderes Thema. Die Geyers werden es sich jedenfalls schmecken lassen.