Folgenschwerer Waldbrand in Franken: Suche nach verletzten Tieren geht weiter

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Tierschützer suchen nach dem Waldbrand bei Erlangen noch immer nach verletzten Wildtieren. Gegenüber inFranken.de, erklärt eine Sprecherin jetzt, warum "Tierschutz oft mehr bedeutet, als Tiere zu retten".

Mehr als eine Woche nach dem Beginn des verheerenden Brands im Tennenloher Forst bei Erlangen sind noch immer zahlreiche Helfer im Einsatz. So auch die Wildtierhilfe Süddeutschland, die nach eigenen Angaben weiterhin unermüdlich nach verletzten Tieren sucht. Schon wenige Tage nach dem Einsetzen des Feuers hatten die Tierschützer mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt.

Wie die Wildtierhilfe jetzt in den sozialen Medien berichtet, habe in den vergangenen Tagen jedoch "nicht jeder Einsatz, mit einer erfolgreichen Verbringung ins sichere Habitat" geendet. "Tierschutz bedeutet oft mehr, als Tiere zu retten - es bedeutet auch, ihr Leid zu verkürzen", teilen die Tierschützer mit. "Wenn die Verletzungen zu gravierend sind, ist es manchmal notwendig, ein Tier von seinem Schmerz zu erlösen", heißt es weiter. Dies falle zwar schwer, gehöre aber "zu den zentralen Aufgaben eines verantwortungsvollen Tierschutzes". 

Nach Waldbrand bei Erlangen: Tierschützer berichten von massiven Verletzungen bei Wildtieren - "da hat man dann keine Chance"

"Bei Wildtieren haben wir das Problem, dass sie, wenn sie verletzt sind und Schmerzen haben, irgendwo im Wald still vor sich hin leiden", erklärt Nicole Voigt von der Wildtierhilfe Süddeutschland am Freitag (9. Mai 2025) gegenüber inFranken.de. Anders als bei Haustieren könne man Wildtiere nicht einfach einfangen und in einer Box gesund pflegen. "Da sie Kontakt zu Menschen in der Regel nicht gewohnt sind und deshalb schnell in Panik geraten, ist das nur bedingt möglich", so Voigt. Trotzdem müsse den verletzten Tieren natürlich geholfen werden.

Während vergleichsweise kleine Brandwunden demnach vor Ort versorgt werden können und von selbst wieder abheilen, müssen die Tierschützer in gravierenderen Fällen zu drastischen Maßnahmen greifen. "Wir haben viele Fälle, bei denen 40 oder 50 Prozent des Fells inklusive der Hautoberfläche verbrannt ist, da hat man dann keine Chance", berichtet Voigt. "In solchen Fällen heißt Tierschutz schlicht und ergreifend, die Tiere so schnell wie möglich von ihrem Leiden zu erlösen".

Sie sei sich jedoch bewusst, dass dieses Vorgehen für einige Menschen makaber erscheinen mag und dass nicht jeder dafür Verständnis habe. Ihr zufolge sei jedoch auch das ein wichtiger Aspekt von Tierschutz. "Jeder, der sich schon mal an einer Tasse oder an einer heißen Herdplatte verbrannt hat, weiß, wie schmerzhaft bereits kleinste Brandwunden sind", so Voigt. Von großflächigen Brandverletzungen ganz zu schweigen. "Wir würden gerne alle verletzten Tiere einfangen und in Auffangstationen gesund pflegen", betont sie. "Das ist in der Praxis aber leider nicht möglich".

"Absolut kein Verständnis": Verantwortungsloses Verhalten von Passanten macht Helfer sprachlos

Wie viele Tiere genau bei dem Feuer im Tennenloher Forst verletzt wurden oder ums Leben kamen, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen. "Auf jeden Fall sind aber viele viele Jungtiere, darunter eine große Anzahl junger Feldhasen betroffen", berichtet Voigt. Eine Aussage über das gesamte Ausmaß könne sie aktuell aber noch nicht treffen. Das liege vor allem daran, dass die Einsatzteams der Wildtierhilfe bislang nur im Bereich um das Kerngebiet des Feuers herum nach verletzten Tieren suchen dürfen.

"In die Zone, wo es brennt, dürfen auch wir nicht rein", erklärt Voigt. Ihr zufolge werde sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Demnach ist das Feuer zwar unter Kontrolle und breitet sich aktuell nicht weiter aus, es gebe jedoch nach wie vor "mehrere Glutnester, die täglich von der Feuerwehr kontrolliert werden". Deshalb sei auch weiterhin Vorsicht geboten. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es sich bei dem Bereich um ein munitionsbelastetes Gebiet handelt, gelten demnach strenge Regelungen. Wie Voigt berichtet, scheinen sich viele Menschen der Gefahr jedoch noch immer nicht bewusst zu sein. So komme es täglich zu Szenen, die die Einsatzkräfte sprachlos machen.

Von "Passanten, die scherzend an Helfern vorbeigehen, die gerade tote Tiere einpacken" über "Jogger, die achtlos mitten durch das Sperrgebiet über die Schläuche der Feuerwehr hinweg laufen" bis hin zu "Leuten, die mit Kind und Kegel quer durch den Wald laufen, um Blaubeeren zu sammeln" habe sie trotz Verboten und Absperrungen in den vergangenen Tagen alles erlebt. "Da liegt der Unterkiefer teilweise wirklich am Boden vor Sprachlosigkeit", so Voigt. "Für so ein Verhalten habe ich absolut kein Verständnis, die Leute gefährden damit nicht nur sich selbst, sondern auch die Einsatzkräfte". Zuletzt hatte auch die Erlanger Feuerwehr bereits von ähnlichen Vorfällen berichtet. Weitere Nachrichten aus Erlangen findet ihr in unserem Lokalressort. 

Vorschaubild: © Wildtierhilfe Süddeutschland