Von der A 3 direkt vor den Haftrichter

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Zollkontrolle Fotos: Peter Groscurth
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Zollkontrolle
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Zwischen Höchstadt-Nord und Pommersfelden baut die Verkehrspolizei gemeinsam mit dem Zoll häufig mobile Kontrollpunkte an der Autobahn auf. Und jedes Mal gehen den Beamten innerhalb weniger Stunden zahlreiche Kriminelle ins Netz.

Autobahnen sind die Hauptschlagadern unserer Gesellschaft. Auf ihnen fahren schwere Brummis lebenswichtige Güter quer durchs Land, und Reisende kommen über sie rasch zu ihren Zielen. Doch Autobahnen sind auch Tummelplatz für Kriminelle.

Im grenzenlosen Europa können sie dort direkt Schmuggelware oder Drogen transportieren, verschieben geklaute Autos oder schleusen illegal Menschen ins Land.

Tatort A3 - der Parkplatz "Flurholz" am Kilometer 353 zwischen den Anschlussstellen Pommersfelden und Höchstadt-Nord. Dort bauten gestern 30 Polizisten aus Erlangen und Bamberg sowie 13 Zollbeamte aus Nürnberg einen Kontrollpunkt auf, fischten Autos, Kleintransporter und Busse aus dem endlosen Verkehrsstrom.
Ernst Walz, Leiter der Fahndungskontrollgruppe Erlangen, erklärt: "Unser Ziel ist es, mit solchen Aktionen die grenzüberschreitende Kriminalität zu bekämpfen." Fünf Stunden lang überprüfen er und
seine Kollegen rund 70 bis 80 Fahrzeuge. Rasch werden sie fündig.

Bei einem roten Ford-Kleinwagen mit Frankfurter Kennzeichen etwa. Darin sitzt ein Mann, der zur Fahndung ausgeschrieben ist. Es geht um Kindesentzug. Der Verdächtige soll nach Überprüfung seiner Personalien einem Haftrichter vorgeführt werden.


Der nächste Treffer

Nur wenig später hält ein Kleintransporter mit osteuropäischem Kennzeichen. Routiniert gehen die Beamten zu Werk, lassen sich die Papiere aller Insassen zeigen, durchsuchen das Fahrzeug, das mit alten Möbel voll geladen ist. Auch hier ein erster Treffer: In einer Geldbörse finden Polizisten einen falschen 50-Euro-Schein. Das Geld wird sicher gestellt.

Christian Deisel, Hauptkommissar und Einsatzleiter, erklärt, wie wichtig derartige Kontrollen sind. Zumal die A3 eine der am meisten befahrenen Autobahnen Europas ist - und in ihrer Verlängerung Metropolen wie Amsterdam und Istanbul verbindet. Doch wie finden Polizei und Zoll verdächtige Fahrzeuge im dichten Verkehr? Deisel: "Vor der Kontrollstelle haben wir eine Zivilstreife mit erfahrenen Kollegen postiert. Die wiederum verständigen über Funk ihre Kollegen auf der A3, welche Autos sie zu lotsen sollen."


Internationale Verflechtungen

Im Fokus stehen dabei auch auch hochwertige Pkw mit ausländischem Kennzeichen. "Dabei kann es sich um gestohlene Fahrzeuge mit falschen Kennzeichen handeln oder in ihnen sind Drogen versteckt", sagt Deisel. Ein dunkler, getunter BMW mit breiten Sportreifen fährt auf dem Parkplatz vor - am Steuer ein genervter Fahrer. Bei der Überprüfung stellen die Beamten rasch fest, dass mit dem Mann etwas nicht stimmt.

Sie machen einen Drogen-Schnelltest und finden heraus: der Fahrer hatte zuvor aufputschende Amphetamine geschluckt. Er darf nicht mehr weiterfahren, wird zu einem Amtsarzt nach Erlangen gebracht, um einen genaueren Bluttest anzufertigen.

Hintergrund: Amphetamin-Konsumenten schlucken auch andere Drogen, das soll nun festgestellt werden. So sieht er also aus: der ganz normale Polizei-Alltag an einem grauen Herbsttag an der A3. Und was empfinden die Beamten dabei?

Einsatzleiter Deisel versucht eine Erklärung: "Viele Kolleginnen oder Kollegen schauen bei solchen Aktionen auf die Fahrbahn, sehen dort die Lkw und Autos vorbeirauschen und denken an die Ladung oder die Menschen darin, die sie leider nicht alle kontrollieren können." Auf der Hauptschlagader A3, die niemals zur Ruhe kommt.