Trotz ALS steckt Hübschmann voller Energie

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Janos Hübschmann steuert mit den Augen seinen Sprachcomputer. Foto: Sabine Memmel
Janos Hübschmann steuert mit den Augen seinen Sprachcomputer. Foto: Sabine Memmel
Janos Hübschmann beim Pressegespräch in der Bücherstube. Foto: Sabine Memmel
Janos Hübschmann beim Pressegespräch in der Bücherstube. Foto: Sabine Memmel
 
Foto: Sabine Memmel
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Anja und Janos Hübschmann Foto: Sabine Memmel
Anja und Janos Hübschmann Foto: Sabine Memmel
 

Der Höchstadter Janos Hübschmann sitzt im Rollstuhl und kann nur noch seine Augen bewegen. In den vergangenen Jahren hat er mit Hilfe eines speziellen Computers ein Buch geschrieben, das er am 1. Mai präsentiert.

"Ich habe noch viel vor und keine Zeit, mich mit dem Tod zu beschäftigen." Dieser Satz kommt aus einem Sprachcomputer. Eingegeben hat ihn Janos Hübschmann (50) nur mit seinen Blicken. Eine spezielle Technik ermöglicht es ihm, mit den Augen eine Art Tastatur zu bedienen und so Texte auf den Bildschirm und über Lautsprecher auch an seine Gesprächspartner zu bringen.

Hübschmann schreibt auf diese Weise aber nicht nur einzelne Sätze. In den vergangenen sechs Jahren hat er praktisch im Alleingang ein ganzes Buch verfasst, das er am 1. Mai in der Fortuna Kulturfabrik der Öffentlichkeit präsentieren wird.

Von wegen vier Jahre

2007 bekam er die schreckliche Diagnose: Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Eine unheilbare Nervenerkrankung, die im Laufe der Zeit zur Lähmung des gesamten Körpers führt. Als durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose werden vier Jahre angegeben. Darauf wollte sich Janos Hübschmann aber nicht einlassen, nahm sich den ebenfalls an ALS erkrankten Astrophysiker Stephen Hawking zum Vorbild und setzte sich neue Lebensziele.

Als er 2005 Anja Hübschmann geheiratet hatte, hatten sie noch nichts von der Krankheit geahnt. Auch nicht, als ihr erster Sohn geboren wurde. Mit dem zweiten Sohn kam dann auch die Diagnose für den Vater. Als Apotheker wusste er, was mit ALS auf ihn zukommen würde.

Janos Hübschmann stand mitten im Leben und sprühte voller Tatendrang. Er führte zwei Apotheken, baute gerade das Präventionszentrum Vitalo auf und engagierte sich für seine Vision einer gesundheits- und umweltbewussten Gesellschaft. Sport war bis zu seiner Erkrankung seine große Leidenschaft; als Leistungsschwimmer brachte er es sogar bis zum Bayerischen Meister.

Ein solcher Mensch gibt nicht so schnell auf. Davon überzeugte er am Mittwoch die Teilnehmer einer kleinen Pressekonferenz in der Bücherstube von Elke Reitmayer. Zusammen mit Ehefrau Anja, Musiklehrer Andreas Hönsch und Regina Toifl, der Zweiten Vorsitzenden vom LSC Höchstadt, lud Janos Hübschmann zur Buchvorstellung am 1. Mai ein.

Hübschmanns Freunde von den Leichtathleten organisieren die Veranstaltung in der Kulturfabrik. Musiklehrer Hönsch, der eine eigene Rock-Popp-Jazz-Musikschule betreibt und einen Sohn der Hübschmanns unterrichtet, wird die Buchvorstellung mit seinen Schülern musikalisch umrahmen und hat auch einen kleinen Song geschrieben, den es auf CD zum Buch gibt.

Zu seinem Werk mit dem Titel "Liebe" verrät Janos Hübschmann, dass es "ein umfassender Ratgeber für eine liebevolle Lebensweise" ist. Der Autor verspricht verblüffende Einsichten zu Liebe und Lieblosigkeit. "Der Leser erhält Tipps, wie er seinen Geist, seinen Körper und seine Welt heilen kann." Jedes Kapitel beginnt mit einer Geschichte, die mitten ins Herz gehen und auch für Kinder interessant sein soll.

"Ich habe das Glück, nicht mehr im Hamsterrad zu sein. Dadurch sehe ich unsere Welt klarer", hallt es aus dem Sprachcomputer. "So gesehen ist die Krankheit eine Chance", teilt er seinen Gesprächspartnern weiter mit. Hübschmann versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen: "Es bleibt noch viel übrig, was Spaß macht."
Er sei schon immer ein Weltverbesserer gewesen, sagt seine Frau Anja. Sein Buch soll den Anstoß für eine liebevollere Gesellschaft geben. Er sieht es als Aufforderung, hat dafür viel recherchiert und möchte es weltweit vermarkten.

Kritik an der Pharmaindustrie

"Die Apotheke war irgendwann nicht mehr mein Ding", verrät Hübschmann den Gästen in der Bücherstube. Darauf geht er natürlich auch in seinem Buch ein, das sich "sehr kritisch" mit der Pharmaindustrie auseinander setzt.

Künstlich ernährt und beatmet und nur noch augenzwinkernd nimmt er aber voll am Familienleben teil, streitet schon mal mit der Gattin, hilft den Söhnen bei den Hausaufgaben und plant schon ein nächstes Gemeinschaftsprojekt: ein illustriertes Lesehörbuch.