Teures Gas sorgt für Frust

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Öl ist seit Monaten günstig wie seit Jahren nicht. Aber die Gas-Kunden profitieren bislang nicht von fallenden Preisen. Im Gegenteil: Die Tarife der Herzowerke sind bis zu 600 Euro teurer als die der günstigsten Anbieter.

und Petra MalbrichDer Herbst kommt, es wird kälter - und das Thema Heizen rückt wieder in den Fokus der Menschen. Niedrige Ölpreise sorgen für entspannte Stimmung, schließlich gibt es den Liter derzeit schon für etwa 61 Cent pro Liter (bei etwa 3000 Litern Abgabemenge/Bruttopreis) - rund 20 Cent weniger als vor einem Jahr. So können bei einer Tankfüllung bis zu 600 Euro gespart werden. Doch was ist mit den Gas-Kunden? Von so einem Preisverfall können sie derzeit leider nur träumen.
Generell senken nur wenige Versorger ihre Preise, obwohl auch das Gas günstiger geworden ist. Im vergangenen Jahr mussten die deutschen Importeure im Durchschnitt noch 6538 Euro für ein Terajoule (TJ) Erdgas bezahlen, im Mai dieses Jahres nur noch 5686 Euro. Das zumindest belegen Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft.
Rohöl verbilligte sich um mehr als das Dreifache.
Gegenwärtig sind viele Gaskunden frustriert, weil sie wenig spüren von den sinkenden Energiepreisen. Während Heizöl viel günstiger ist als vor einem Jahr, beträgt der Rückgang beim Erdgas gerade einmal zwei Prozent. Der Verivox-Verbraucherpreisindex steht aktuell bei 6,37 Cent je Kilowattstunde und hat sich damit nur hinter dem Komma geringfügig verändert. Von August bis September haben nur 23 Versorgungs-Unternehmen angekündigt, dass sie ihre Preise senken wollen - von 710, die Verivox beobachtet. Das Ausmaß der vorgesehenen Preissenkungen liegt bei knapp fünf Prozent.
Dabei besteht für Gasverbraucher in Franken eine weitere einfache Möglichkeit, Kosten einzusparen: Mittlerweile sind neben dem örtlichen Grundversorger im Schnitt 100 weitere Gasversorger verfügbar, in Bamberg beispielsweise sind es sogar weit über 200. Ein Wechsel zu einem alternativen Gasanbieter birgt ein hohes Einspar-Potential. Ein exemplarischer Gaspreis-Vergleich in Bamberg mit einem jährlichen Gasverbrauch von 18 000 Kilowattstunden zeigt Einspar-Möglichkeiten von fast 600 Euro bei einem Wechsel aus der Grundversorgung bei den Stadtwerken (mit rund 16500 Kunden) in einen verbraucherfreundlichen Gas-Tarif (siehe auch Tabelle).


Gewinne müssen geteilt werden

Für viele Verbraucherschützer ist das Gebaren der Energieversorger beim Gas zum Ärgernis geworden: "Wir beobachten, dass die derzeit niedrigen Gaspreise offensichtlich nicht weitergegeben werden", sagt Daniela Czekalla von der Verbraucherzentrale Bayern. Zudem wird auch kritisiert, dass die Gasversorger ihre Gewinne nicht mit dem Verbraucher teilen würden. Dabei seien sie dazu gesetzlich verpflichtet.
Lokale Stadtwerke wie die Herzogenauracher Herzowerke reinvestieren den erwirtschafteten Gewinn in die Stadt. Jens Täufer, Leiter Vertrieb und Marketing, stimmt dem Verbraucherschutz zu, dass die Gaspreise gesunken sind. Bei den Stadtwerken liegt er derzeit zwischen 6,72 Cent brutto und 6,49 Cent brutto, je nach Tarif. Ob die Herzowerke ihre Gaspreise senken, gleich lassen oder erhöhen werden, steht noch nicht fest.


Langfristiger Einkauf

Überlegungen laufen, denn die Stadtwerke verfolgen eine langfristige Beschaffungsstrategie, kaufen ihr Erdgas nicht auf den letzten Drücker. "Was 2016 verkauft wird, wurde schon ab 2012 eingekauft", sagt Täufer. Zum Teil müsse deshalb der Verbraucher noch höhere Preise zahlen, während sie auf dem Markt bereits gesunken sind. Andererseits können die Herzowerke deshalb noch günstigere Preise bieten, während andere Gasanbieter ihre Preise schon nach oben schrauben mussten.
In die Preisbildung müssen auch die Steuern und Abgaben eingerechnet werden. Letztendlich werden aber die Netzentgelte über die Preisbildung entscheiden. Eine Woche vor Weihnachten werden diese veröffentlicht. "Sie könnten das Zünglein an der Waage sein", sagt Täufer über die Gebühren, die auch die Herzowerke für die Nutzung der Leitungen und Rohre leisten müssen.
Es steht jedem Gasanbieter frei, auch unter dem Gaseinkaufspreis anzubieten, sagt Täufer. Die durchschnittliche Wechselquote in der Branche liege derzeit bei 27 Prozent. Die Herzo Werke liegen darunter. Wie hoch? Das bleibe Betriebsgeheimnis.
Verbraucherschützer empfehlen einen Wechsel. Dabei sollten Verbraucher aber auf eine Preisgarantie über mindestens die Vertragslaufzeit hinweg achten - und auf Vorkasse- oder Kautionstarife zu verzichten. Zudem sollten möglichst kurze Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen bestehen.
Übrigens: Mieter, die in ihrer Wohnung oder Haus über keinen eigenen Gaszähler verfügen, können ihren Vermieter freundlich auf die Wechselmöglichkeit hinweisen, raten Verbraucherschützer. Damit der Winter und das Heizen nicht allzu tiefe Löcher in die Haushaltskasse reißt.