Swinemünde: Kirche steht fast leer

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Pfarrer und fünf Gläubige: Mehr Personen dürfen zurzeit in Swinemünde nicht gleichzeitig im Gotteshaus sein. privat, Blum (2)
Pfarrer und fünf Gläubige: Mehr Personen dürfen zurzeit in Swinemünde nicht gleichzeitig im Gotteshaus sein. privat, Blum (2)
Kaplan Grzegorz Jankowiak (links ) und Eugeniusz Japtok schilderten die aktuelle Situation in Höchstadts polnischer Partnerpfarrei Swinemünde.
Kaplan Grzegorz Jankowiak (links ) und  Eugeniusz Japtok schilderten die aktuelle Situation in Höchstadts  polnischer Partnerpfarrei Swinemünde.
 
Eugeniusz Japtok
Eugeniusz Japtok
 

Die polnische Partnerpfarrei von St. Georg Höchstadt leidet unter den Einschränkungen wegen Corona.

Auch im polnischen Swinemünde, wo die Pfarrei-Partner von St. Georg in Höchstadt zu Hause sind, sorgt man sich wegen des Corona-Virus.

Die vierte Pfarrei von Swinemünde "Seliger Bischof Michael Koczal" wurde nach zwölf Jahren Bauzeit - in finanzieller wie baulicher Hinsicht völlig in Eigenleistung errichtet - am 14. Juni 2000 eingeweiht. Anlässlich der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags zwischen den Pfarreien Swinemünde und Höchstadt am 14. September 1997 wurde erstmals ein Gottesdienst im Rohbau dieser Gesamtkirche zelebriert.

Martin Zielicki aus Swinemünde berichtete telefonisch: "Die Leute, vor allem die älteren, verstehen nicht ganz, warum sie nicht mehr hinausdürfen. Es wurden viele Anordnungen erlassen. Es gibt keinen Friedhofsgang (die Friedhöfe sind sogar abgeschlossen), Autowäsche ist verboten.

Nicht mehr als fünf Gläubige

In die Kirche dürfen außer Priestern und Messdienern nicht mehr als fünf Gläubige. Mehr als fünf Angehörige sind auch für Beerdigungen nicht zugelassen.

Bis jetzt gab es in Swinemünde noch keine Corona-Toten, etwa 100 Menschen sind in Quarantäne. Das strenge Ausgehverbot wurde bis 19. April verlängert, das bedeutet, dass man nur einzeln aus dem Haus darf, um einzukaufen, in die Apotheke oder zum Arzt zu gehen." Die Promenade am Meer in Swinemünde sei außerdem gesperrt und die Schulen bleiben vorerst bis zum 26. April geschlossen. Der Unterricht läuft wie in Deutschland online. Gehe man in einen Supermarkt, dürfen nur drei mal so viel Leute hinein, wie es Kassen gibt.

Nicht ins Ausland

Die Grenzen nach Deutschland sind dicht. Martin Zielicki arbeitet auf der deutschen Seite in einem Hotel. Würde er zum Arbeiten die Grenze überqueren, müsste er dann zu Hause 14 Tage in Quarantäne bleiben.

In Polen gibt es keine Kurzarbeit, der Tourismus - von dem viele Menschen in dem Ostseebad leben - liegt darnieder. Auch Eugeniusz Japtok, ein Hotelbesitzer, der vor Jahren bei der Sternwallfahrt nach Rom mit dabei war, bekommt das zu spüren. "Die Tourismusbranche bei uns steht vor dem Kollaps. Vom Staat wurden schon effektive Hilfen gefordert, aber bisher tut sich nichts!", klagt er.

Kaplan Grzegorz Jankowiak, der Sommer-Urlaubsvertreter in St. Georg, berichtet aus Stettin: "Zurzeit bin ich Kaplan in der Stettiner Jakobskathedrale. Bei uns sind die Straßen leer. Nach Ostern werden Schutzmasken oder andere Mundbedeckungen Pflicht sein." Die Bevölkerung bleibe aber sehr diszipliniert.

"In Polen kennen wir praktisch nur die Mundkommunion. In Corona-Zeit wird jedoch fast überall die Handkommunion praktiziert. Sehr viele Pfarreien übertragen Messen live per Internet. Aus der Kathedrale werden alle Gottesdienste in der Karwoche und auch Ostern durch regionale TV-Sender übertragen", berichtet Jankowiak weiter. "Es ist schon eigenartig. Die leere Kirche, Erzbischof Andrzej Dziega, einige Priester, vier Ministranten und viel TV-Licht-Technik." Die Übertragung werde von den Gläubigen gut angenommen.

Kaplan Grzegorz Grinn war lange Zeit Kaplan in Höchstadt: Seine Pfarrei in der kleinen Stadt Barlinek (vor dem Zweiten Weltkrieg hieß der Ort Berlinchen) liegt 85 Kilometer südlich von Stettin.

Er berichtet, dass sich die Strafen für eine Missachtung des Ausgehverbots zwischen 500 und 30000 polnischen Zloty bewegen (1 Euro sind 4,4 Zloty). Die Polizei und auch Soldaten kontrollieren die Straßen sowie Plätze regelmäßig.

Pfarreien sind blank

Die polnischen Pfarreien haben kein Geld. Es fehlen die Einnahmen durch die Kollekten und Messintentionen.

In ganz Polen gibt es nach offiziellen Angaben (Stand 14. April) 6934 Infizierte und 245 Tote, pro Tag werden etwa 10 000 Tests durchgeführt.