Straßensperrung in Dechsendorf: Es um die Wurst

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Jörg und Brigitte Dürrbeck weisen darauf hin, dass ihre Metzgerei in der Bauphase geöffnet hat. Foto: Michael Busch
Jörg und Brigitte Dürrbeck weisen darauf hin, dass ihre Metzgerei in der Bauphase geöffnet hat. Foto: Michael Busch
Zunächst hoffen Birgit und Jens Baumgart auf besseres Wetter - und dann auf die Aufhebung der Umleitung. Foto: Michael Busch
Zunächst hoffen Birgit und Jens Baumgart auf besseres Wetter - und dann auf die Aufhebung der Umleitung. Foto: Michael Busch
 
Diese Durchfahrtsregelung stimmt nicht ganz.
Diese Durchfahrtsregelung stimmt nicht ganz.
 

In einem sind sich alle einig: Der marode Kanal in Dechsendorf muss gemacht werden. Ärgerlich sei aber, dass die Ladenbesitzer vor Ort in der Bauphase alleine gelassen werden. Oder drastischer ausgedrückt: So eine Baustelle ist auch eine Möglichkeit, das Gewerbe vor Ort kaputt zu machen.

Kennen Sie die Kult-Radio-Comedy-Serie namens "Boggnsagg"? Da lautet die Abschlussfrage immer: "Wu issn des Heern?" Und die Replik lautet immer: "Do wu's hie g'hördd" und abschließend "Des glaab I nedd!" Die Dechsendorfer Geschäftsinhaber können bei diesem Dialog allerdings kaum lachen. Denn sie schütteln in diesen Tagen nur den Kopf über diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass die Naturbadstraße, und damit die wichtige Ortsdurchgangsstraße in dem Erlanger Ortsteil, gesperrt ist.

Wechsel ist nötig

Jörg Dürrbeck, Chef der gleichnamigen Metzgerei, kann nur grob überschlagen: "25 Prozent der Kundschaft fallen auf alle Fälle weg." Der Metzger ist entsetzt, wie leichtfertig mit den ortseigenen Unternehmern umgegangen wird. Direkt vor seiner Haustüre wurde die Straße aufgerissen.
Es geht um die Verbesserung und den Erhalt der Funktionsfähigkeit der öffentlichen Entwässerung - so steht es im Schreiben an die betroffenen Anwohner. Auf gut deutsch: Kanäle und Kanalschächte werden erneuert.

Das trifft aber nicht nur den Wurst- und Fleischhändler. Gleich neben ihm gibt es ein Eislokal, bei dem eine außerplanmäßige "Eiszeit" eingetreten ist: der Verkauf stockt. Die Raiffeisenbank gegenüber der Metzgerei verzeichnet ebenso einen Rückgang der Kunden. Es trifft die Bank allerdings nicht ganz so dramatisch, da sie als Filiale der Seebach-Raiffeisenbank einen anderen Rückhalt hat als der eigenständige Unternehmer. "Allzu oft können Sie so etwas nicht mitmachen", moniert Dürrbeck. "Wir sind froh, dass unsere Stammkunden uns wenigstens die Treue halten", ergänzt seine Frau Brigitte. Denn für die "Laufkundschaft" werde es schon schwierig zu erkennen, dass zum einen der Metzger überhaupt auf hat, zum anderen mitzubekommen, dass es auch Anfahrt- und Parkmöglichkeiten gibt.

Nicht wirklich für Ruhe sorgt die Ruhe der Arbeiter, die auf der Baustelle beschäftigt sind. "Es wäre schon schön, wenn man wenigstens den Eindruck gewinnen könnte, dass sich dort etwas tut", erklären die Unternehmer vor Ort. Denn der am Anfang versprochene Zeitpunkt, wann die Baustelle beendet sein wird, wurde Stück für Stück nach hinten verschoben. Momentan stehe der 18. Juni im Raum.

Doch das Leiden hat mit diesem Datum kein Ende. Denn noch in diesem Jahr soll dann wegen der geplanten Umlaufleitung am Dechsendorfer Weiher der Damm am Abfluss des Weihers gesperrt werden. Sprich: Die Durchfahrenden von Möhrendorf nach Dechsendorf und umgekehrt bleiben auch weiterhin aus.

Hilfe von der Verwaltung

Die Besitzer der Gaststätte "Forsthaus" empfinden allerdings bereits jetzt die Beschilderung als einen Schildbürgerstreich. Denn an der Ortsausfahrt Möhrendorf weist ein Schild darauf hin, dass die Durchfahrt durch Dechsendorf nicht möglich sei. Die Idee, so Mitarbeiter der Verwaltung, sei es, die Anwohner in den Nebenstraßen des Ortsteils zu schützen. Diese sollen nicht zu viel Verkehr ertragen müssen, lautete die telefonische Auskunft. "Uns würde es ja reichen, wenn dort stünde, dass das Forsthaus von beiden Seiten angefahren werden kann", erklären die Wirtsleute Jens und Birgit Baumgart.

Doch Sonderschilder oder gar eine Sonderbehandlung gibt es für die Gewerbetreibenden nicht. Was alle Unternehmer in Dechsendorf deshalb ärgert: Ob die Baustellen für existenzielle Nöte sorgen, spielt für die Planer keine Rolle.