Sterbekasse Herzogenaurach beklagt niedrige Zinsen und Mitgliederschwund

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Der Vorsitzende der Sterbekasse Herzogenaurach, Hans Weiland. Foto: Richard Sänger
Der Vorsitzende der Sterbekasse Herzogenaurach, Hans Weiland. Foto: Richard Sänger

Die Sterbekasse Herzogenaurach ist zwar klein, aber leistungsfähig. Dennoch ist die Zukunft ungewiss.Hauptgrund sind die niedrigen Zinsen.

Seit 1894 gibt es die "Allgemeine Sterbekasse Herzogenaurach und Umgebung". Nach zwei Jahren unter kommissarischer Verwaltung wurde die Gründung am 31. Januar 1896 offiziell besiegelt. "Wir sind eine kleine, aber leistungsfähige Sterbekasse, deren Mitglieder sich zusammengeschlossen haben, um im Todesfall solidarisch finanzielle Hilfe zu leisten", erklärte Vorsitzender Hans Weiland in der Generalversammlung in der Brauereigaststätte Heller.

Doch die Zeiten haben sich verändert. Solidarität ist ein schwindendes Gut, und das bekommt auch die Sterbekasse deutlich zu spüren.


829 000 Euro in der Kasse


Wie Schatzmeisterin Claudia Grüner ausführte, ist die Kasse mit rund 829 000 Euro noch gut gefüllt. Aber: Sinkende Erträge und rückläufige Mitgliederzahlen bereiten dem Vorstand Sorgen. Wie Hans Weiland ausführte, gehörten der Sterbekasse 2012 noch 1185 Mitglieder mit 1658 Versicherungen an, bis Ende 2017 sanken diese Zahlen auf 1072 Mitglieder mit 1520 Versicherungen. Allein im vergangenen Jahr verstarben 28 Mitglieder, dem standen lediglich vier Neueintritte gegenüber.

Weiland machte sich daher Sorgen um die Zukunft der Sterbekasse. So gebe es aufgrund der niedrigen Zinsen seit Jahren Probleme bei den Kapitalerträgen. So habe man bereits Verträge mit einem Zinssatz von einem Prozent oder weniger eingehen müssen, "weil wir keinesfalls in Risikoanlagen investieren". Auch immer mehr Vorschriften und gesetzliche Regelungen machten dem Vorstand das Leben nicht gerade leichter. So sei die neue Datenschutzverordnung eine weitere Hürde, die die Mitgliederverwaltung zusätzlich erschwere.


Rücktritt in zwei Jahren


Hans Weiland kündigte an, dass sowohl er als auch Schatzmeisterin Claudia Grüner 2020 nicht mehr kandidieren werden. Bislang seien keine Nachfolger in Sicht. "Wir müssen bei Generalversammlung im Frühjahr 2019 die Weichen für die Zukunft stellen", forderte Weiland. Dann müssten Gespräche mit der Aufsichtsbehörde und der Regierung von Mittelfranken geführt werden. Der Vorsitzende sagte aber auch, dass die Sterbekasse Herzogenaurach kein Einzelfall sei und kleine Versicherungen langfristig keine Zukunft haben. Er empfahl daher den Anschluss an eine größere Sterbekasse.

Dies müssen allerdings die Mitglieder im kommenden Frühjahr entscheiden. Auch eine weitere Selbstständigkeit wäre möglich, wenn sich für den Vorsitz und für die Kasse geeignete Kandidaten finden. Eine Auflösung wäre für Weiland die schlechteste Lösung und auch von einer Fusion riet er ab, denn für die Versicherten dürfe kein Nachteil entstehen.


Anschluss an größere Kasse möglich


Bei einem Anschluss an eine größere Sterbekasse aus der Region entstehen den Herzogenauracher Mitgliedern laut Vorsitzendem keine Nachteile, sie würden dann eben von einer anderen Sterbekasse verwaltet. Denn das "Grundsterbegeld" werde nicht vom Vorstand festgelegt, sondern alle fünf Jahre mit einem "versicherungsmathematischen Gutachten" ermittelt, das nächste Gutachten werde im Jahr 2020 erstellt.

"Beim Anschluss an eine größere Sterbekasse wird sich für unsere Mitglieder nichts ändern, die Beiträge und das Sterbegeld sowie die Versicherungen werden weiterhin Bestand haben", erklärte Hans Weiler auf eine Frage aus der Versammlung. Auch von einer Kündigung der Mitgliedschaft riet der Vorsitzende ab, denn dann dürften nur die Erträge ausbezahlt werden. Aufgrund des derzeitigen Zinsniveaus würden die Versicherten in jedem Fall Geld verlieren.

Bezüglich einer Übernahme durch eine größere Sterbeversicherung habe er noch keine Gespräche geführt, denn da müsse auch die Regierung mit einbezogen werden. "Aber bei der nächsten Generalversammlung kann ich sicher mehr sagen", schloss Hans Weiland.