Heimsieg für die Favoriten: Gastgeber Russland hat am Sonntag mit 368,5 Punkten die Team-EM in Cheboksary gewonnen. Titelverteidiger Deutschland kam mit 346,5 Punkten auf Rang 2. Seinen Teil dazu bei trug Martin Grau vom LSC Höchstadt über 3000 Meter Hindernis.
Der zu erwartenden starken Konkurrenz der russischen Gastgeber wollte die deutsche Mannschaft den Team-Spirit und die Entschlossenheit entgegensetzen, mit der sie 2014 unter Teamkapitän Robert Harting zum Sieg kam. Unter den 49 Athleten, die Deutschland in den 41 Disziplinen am Start hatte, waren mit Christina Obergföll (LG Offenburg; Speerwurf), Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; Stabhochsprung) und David Storl (SC DHfK Leipzig; Kugelstoß) drei aktuelle Weltmeister vertreten. Obergföll und Storl wurden ihrer Favoritenrolle denn auch gerecht, Holzdepepe schwang sich mit einer tollen Leistungssteigerung zu seiner persönlichen Saisonsbestleistung auf (5,85 m), musste aber mit Rang 2 Vorlieb nehmen.
Weitere Einzelsiege für das gute Ergebnis der deutschen Mannschaft steuerten Richard Ringer (3000 Meter), Gesa-Felicitas Krause (3000 Meter Hindernis), Silke Spiegelburg (Stabhochsprung) und Christina Schwanitz bei, die im Kugelstoßen mit 19,82 Metern einen Championship-Rekord (CR) aufstellte.
Nur auf Rang 7 gelistet Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) hielt im 3000-Meter-Hindernis-Rennen gut mit. Der 23-Jährige, der im Vorjahr als Zweiter die Ziellinie überquert hatte, war mit einer Jahresbestleistung von 8:33 Minuten nur auf Rang 7 gelistet, und bekam es mit starken Konkurrenten zu tun, unter anderem mit dem amtierenden Europameister Yoann Kowal aus Frankreich.
Angesichts der schwierigen Bedingungen, durch die trockene Hitze herrschten im Stadion gefühlte 40 Grad, hatte Trainer Markus Mönius seinem Schützling geraten, erst spät in die Arena zu gehen, viele elektrolythaltige Getränke - auch über den Durst - zu sich zu nehmen und sich vor dem Rennen mit einem nassen Handtuch zu kühlen.
Zwei ließen sich einfach nicht abschütteln Tipps, die sich als nützlich erwiesen. Grau hielt sich in einem zunächst langsamen Rennen zurück, hatte sich aber vorgenommen, jede Tempoverschärfung und Antritte der Konkurrenten mitzugehen. Und das setzte der Biengartner konsequent um, auch als der Pole Krystian Zalewski 600 Meter vor dem Ziel einen Überraschungsangriff startete.
"Ich hoffte, genug Platz zwischen mich und den Rest des Feldes zu bekommen, sodass die anderen mich ziehen lassen und eher nach hinten schauen", sagte Grau hinterher. Doch der Russe Nikolay Chavkin und der Italiener Yuri Floriani ließen sich nicht abschütteln und verdrängten den Deutschen noch vom Siegertreppchen.
"Ich wusste, dass es ein Endspurt-Rennen wird, aber ich schaffe es zur Zeit nicht, auf den letzten 200 Metern noch einmal zuzulegen", sagte Grau selbstkritisch. Insgesamt sei es leichter, bei einem konstant schnellen Rennen an die eigenen Bestzeiten heranzulaufen, weil "sich die Ermüdung da besser einschätzen und kontrollieren lässt." Daher war der Biengartner mit Platz 4 sehr zufrieden, zumal er Favoriten wie Kowal (7.) weit hinter sich gelassen hatte.
Grau will deutscher Meister werden Die Norm für die WM in Peking (8:24 min) zu knacken, hat für Grau aktuell keine Priorität. Erst einmal steht Anfang Juli ein elftägiger Trip nach Südkorea an. "Die Univerisade mit 13 000 Teilnehmern ist ein echtes Highlight für mich und eine große Unbekannte. Aber die Team-EM hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mit einem guten Gefühl dahin fahre." Und dann ist da ja noch die DM in Nürnberg, bei der sich Martin Grau - unabhängig von der Zeit - nach Silber 2014 Jahr nun mit Gold schmücken will.