Der Autobau-Zulieferer Schaeffler unterstützt talentierte Nachwuchs-Ingenieure in der Formula Student und hofft, mit der "Motorsport Academy" die Ideengeber von morgen für sich zu gewinnen.
Verbrannter Gummi, ölverschmierte Hände, heulende Motoren, Geschwindigkeit, Adrenalin: Motorsport übt eine große Faszination aus und bleibt - obwohl mehr und mehr Frauen Gefallen am Zusammenwirken von Mensch und Maschine finden - eine Spielwiese für Kerle. Sei es als Fahrer im Temporausch mit dem Hintern nur wenige Zentimeter über dem Asphalt oder im Hintergrund als Entwickler, Schrauber und Tüftler.
Eine Plattform, diesen Forwärtsdrang auszuleben, bietet seit zehn Jahren die "Formula Student Germany" (FSG), in der verschiedene Hochschul-Teams Rennboliden entwerfen, weiterentwickeln, gegeneinander antreten lassen, aber auch medienwirksam vermarkten. Seit 2006 tritt die Firma Schaeffler mit Produkten, Know-How und nicht zuletzt mit Finanzspritzen als Sponsor der FSG auf. "Nicht ganz ohne Eigennutz", wie Karin Görl zugibt, die sich um das Employer Branding, also um die positive Außenwirkung der Marke Schaeffler, kümmert.
Im Austausch mit Experten Der Global Player aus Herzogenaurach will die Entwickler von morgen ansprechen, bestenfalls für sich gewinnen und hat deshalb zum zweiten Mal zur "Motorsport Academy" geladen. 60 Studenten aus zwölf FSG-Teams fanden sich im Schaeffler-Hauptquartier ein, um sich in Vorträgen und Workshops mit Experten und erfahrenen Motorsport-Profis auszutauschen. Neben Studenten aus München, Stuttgart, Karlsruhe oder Kaiserslautern waren auch die Lokalmatadore aus Erlangen vertreten, die in der vergangenen Formula-Student-Saison dank eines innovativen Antriebssystems auf Rang 4 gefahren waren.
Bewahre Wissen, bleib innovativ "Aber es geht nicht nur darum, das schnellste Auto und den besten Fahrer zu haben", sagt Benjamin Lutz, Sprecher des aktuell 72-köpfigen Teams, das unter dem Namen "High Octane Motorsport e.V." firmiert. Die Formula Student ist ein Konstrukteurswettbewerb, in dessen Wertung auch Spritverbrauch, Laufleistung, Kurvenlage, Aerodynamik oder die Entstehungsgeschichte einfließen. Und natürlich stellen die Juroren klassische W-Fragen: Was wurde entwickelt? Wie wurde es entwickelt? Warum wurde es entwickelt?
Antworten darauf sollten immer gefunden werden, wobei es aufgrund der Fluktuation im Team - ein Bachelor-Studium dauert in der Regel nur drei bis vier Jahre - gar nicht so einfach ist, das Wissen zu bewahren. "Wir entwickeln unser Auto jedes Jahr weiter. Dafür ist der rege Austausch zwischen ehemaligen und neuen Teammitgliedern enorm wichtig. Der personelle Umbruch bringt aber auch frischen Wind", sagt Lutz.
Grundsätzlich sei bei "High Octane" jeder rennsportbegeisterte Student willkommen, nicht nur angehende Maschinenbauer. "Wir haben auch Wirtschaftler oder Medien- und Sprachwissenschaftler, und für jeden eine Aufgabe", sagt Lutz. Unter Realbedingungen einen Businessplan erstellen, die Partnerschaft mit mehr als 150 regionalen Sponsoren pflegen, die Finanzen im Griff behalten oder Newsletter verfassen sind Dinge, die per se nichts mit Motorsport zu tun haben. Die Studenten können aber praxisnah Kompetenzen erwerben, die im Hörsaal nur Theorie bleiben und viel wert sein können für das künftige Berufsleben.
Wichtige Erprobungsplattform "Klar ist aber auch, dass das Engagement im Motorsport-Team nichts ist, das man so nebenher macht", betont Lutz. "Wenn man das machen will, muss man in Kauf nehmen, seinen Abschluss erst ein oder zwei Semester später machen zu können." Nach Platz 4 im letzten Jahr sind die Ansprüche der Mittelfranken hoch. Zum Saisonabschluss in Hockenheim, zu dem 120 Formula-Student-Teams aus aller Welt und rund 5000 Besucher erwartet werden, will das Team wieder ganz vorn dabei sein.
Wichtige Tipps dafür und in Sachen Entwicklung eines Rennwagens, Technologie und Wissenstransfer oder Marketing und Sponsorengewinnung holten sie sich bei der "Motorsport Academy". Mit der schließt sich auch für Schaeffler ein Kreis: Laut Gesellschafterin Maria-Elisabeth Schaeffler ist der Motorsport aus Unternehmenssicht "Antreiber der Technik und Erprobungsplattform für den Autobau". Deshalb ist das Sponsoring breit gefächert.
Neben der DTM, in der Mike Rockenfeller den Schaeffler-Audi 2013 zum Gesamtsieg steuerte, engagieren sich die Herzogenauracher in der Formel E, in der auf Stadtkursen weltweit Elektroflitzer an den Start gehen. In der WEC, der Langstrecken-Meisterschaft für Prototypen, die ihren Höhepunkt in den 24 Stunden von Le Mans findet, schicken die Franken mit Porsche einen Hybrid ins Rennen. Seit 30 Jahren steht Schaeffler auch dem gebürtigen Oberreichenbacher Armin Schwarz zur Seite, der seinen 900 PS starken Drei-Tonnen-Trophy-Truck bei Wüsten-Rallyes größten Belastungen aussetzt und dabei nur eine Forderung stellt: "Die Technik muss funktionieren."