Der HVH ist Geschichte

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Der 42-jährige Christian Rothe war maßgeblich an der Entwicklung des HVH beteiligt, beendet nun aber seine Handball-Karriere. Er ist einer von zehn Abgängen, die den Verein in Schieflage bringen.
Der 42-jährige Christian Rothe war maßgeblich an der Entwicklung des HVH beteiligt, beendet nun aber seine Handball-Karriere. Er ist einer von zehn Abgängen, die den Verein in Schieflage bringen.

Personelle Massenflucht treibt den Handballverein Herzogenaurach in existenzielle Not. Der junge Klub kann für die neue Saison keine Mannschaft stellen und hat sich nun auch dazu entschlossen, sich aufzulösen.

Nach der ernüchternden Bilanz in der Handball-Bezirksliga Ostbayern West - Platz 4 genügte den eigenen Ansprüchen nicht - hatten sich die Verantwortlichen beim HV Herzogenaurach darauf geeinigt, kleinere Brötchen zu backen. Auch weil vier Spieler wechseln oder aufhören wollten, wurde als Ziel für die Spielzeit 2015/2016 der Klassenerhalt ausgegeben. Nun, vier Wochen nachdem der FT diese Informationen veröffentlichte, geht es plötzlich um die Existenz des ganzen Vereins.

Der Wechselwunsch einiger, weniger Spieler wurde zum Lauffeuer - plötzlich und in vielen Fällen überraschend sah sich der HVH zehn Abgängen gegenüber. Familie, Beruf und Fahrerei wurden als durchaus nachvollziehbare Gründe angeführt. Damit ist der erst 2011 ins Leben gerufene Klub nicht mehr spielfähig, kann für die kommende Saison keine Mannschaft stellen. Ein herber Rückschlag für Wolfgang Hentschke und Günther Bundgaard, die den Verein gegründet hatten und eine Handball-Alternative in Herzogenaurach schaffen wollten, in deren Zentrum der Leistungsgedanke steht.

Ende einer Erfolgsgeschichte

Dieses Motto ist aktuell ad absurdum geführt, "wir fragten uns ernsthaft, ob es sinnvoll ist, weiterzumachen. Und nach langem Überlegen haben wir uns entschlossen, den Verein aufzulösen", sagt Hentschke etwas resigniert. Immerhin waren die letzten vier Jahre - allen Widrigkeiten wie der Hallenproblematik zum Trotz - eine Erfolgsgeschichte. Das Team wurde auf Anhieb Meister in der Bezirksklasse und war nah dran, den nächsten Aufstieg zu schaffen.
Bundgaard, der beim HVH für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist betonte: "Wir haben alles versucht, um neue Spieler und einen Trainer zu bekommen, hofften, eine Kooperation mit dem HC Erlangen IV eingehen zu können. Aber wir hatten keinen Erfolg. Das Projekt HVH ist gescheitert. Das ist eine herbe Enttäuschung für Wolfgang Hentschke und mich, denn wir hatten wirklich geglaubt, etwas in Herzogenaurach bewegen zu können." Der Stachel sitzt tief: Nachdem viel Aufwand betrieben und erfolgreich so manche Klippe umschifft wurde, folgt jetzt das abrupte Ende.

Das Hauptproblem für den Niedergang sehen die Verantwortlichen darin, dass nach dem Rücktritt von Trainer Florian Schindler im November 2013 kein adäquater Nachfolger gefunden wurde. Das Gastspiel von Zeljko Rajic dauerte nicht einmal ein Jahr. Zwar führte er das Team noch in die Aufstiegsrelegation, die keinen Erfolg brachte, fand aber nicht in allen Mannschaftsteilen Rückhalt. Das Ziel, in der Saison 2014/2015 den Sprung in die Bezirksoberliga zu schaffen, geriet deshalb früh außer Reichweite, obwohl die spielerische Qualität zweifelsohne vorhanden war. Eine blamable Vorstellung gegen den damals noch punktlosen Tabellenletzten aus Berching brachte das Fass zum Überlaufen. Im November 2014 zog der HVH die Reißleine und trennte sich wieder von Rajic.

Sich keine Blöße geben

Die Lücke wurde dann aus den eigenen Reihen geschlossen. Zuletzt trugen die sportliche Verantwortung Christian Rothe und Davor Petko, die aber beide beruflich viel eingespannt waren und wahrscheinlich vor allem aus Verbundenheit zum HVH in die Bresche sprangen. Auch das trug letztlich dazu bei, dass das Team nicht zu der erhofften Einheit verschmolz, Schichtarbeit und schwankende Trainingsbeteiligung taten ein Übriges. "Besonders enttäuschend ist, dass viele junge Spieler, die auf die Gründung des HVH gedrängt und das Projekt mit angeschoben hatten, zu schnell wieder das Handtuch warfen." Das habe Lücken gerissen, die auf Dauer nicht mehr zu schließen waren. Finanzielle Gründe hat das Scheitern nicht, "der HVH war absolut gesund", sagt Bundgaard.

Auf dem Papier hat der HVH noch zehn Mann, die spielen wollen. Aber das reicht nur theoretisch, um ein Team zu melden. Berufliche und andere Verpflichtungen sowie die Tatsache, dass keine Saison ohne Verletzungen verläuft, sind zu große Unsicherheitsfaktoren. Und die Blöße, abgeschossen zu werden oder Partien aus Spielermangel absagen zu müssen, will sich keiner geben - man ließ die Meldefrist verstreichen. Deshalb werden sich wohl auch die restlichen HVHler einen anderen Verein suchen müssen.