Die Gespräche über eine Fusion der Sparkassen Erlangen und Höchstadt sind im vollen Gange. Es geht auch um Personalien im Vorstand.
Säuerlich war die gemeinsame Stellungnahme aus der Vorstandsetage der beiden Sparkassen Erlangen und Höchstadt. Reinhard Lugschi, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Höchstadt, und sein Erlanger Kollege Johannes von Hebel reagierten auf eine Presseveröffentlichung zum Thema Vorstandsgehälter und Ruhestandsbezüge. Die beiden Sparkassenchefs verwehrten sich gegen die Annahme, dass im Zuge der Fusion auch ihr eigenes finanzielles Fortkommen eine Rolle spiele. Man habe ausschließlich die Zukunft der Bank und der Kunden im Blick.
Nicht mehr Geld für den Vorstand
Es sei vereinbart worden, dass im Falle einer Fusion die Vorstandsgehälter nicht angepasst würden, sagt Lugschi. "Wenn das Gehalt nicht steigt, steigen auch die Pensionsbezüge nicht." Lugschi wird heuer 60 Jahre und hat damit noch fünf Jahre bis zur Rente. Lugschis Vertrag geht noch bis 2018. Einen vorzeitigen Ruhestand schließe er momentan aus.
Sollte die Fusion kommen - man spricht vom 1. Juli als Stichtag - ist die Frage, was aus den Vorstandsmitgliedern wird. Besprochen wurde, dass die Bezüge nicht steigen; fusionsbedingt. Aber bei normalen Vertragsverlängerungen später könnten Lugschi, Pickel, von Hebel, Paulus-Rohmer und Gebhardt durchaus mehr raushandeln.
Die Bezüge im Sparkassenvorstand sind ein Thema, das zu leidenschaftlichen Diskussionen einlädt (Stichwort Neiddebatte). Auch wenn nicht gerade eine Fusion ansteht, kann man sich durchaus fragen: Sind die mehr als 400.000 Euro jährlich, die sich alleine die zwei Höchstadter Vorstandsmitglieder teilen, zu viel? Eine allgemeingültige Antwort darauf gibt es nicht.
Steht allerdings eine Bankenhochzeit an, rückt weniger die generelle Höhe der Bezüge ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Viel mehr wird interessant, wie die Posten in Zukunft besetzt sind.
Wer sitzt in der Chef-Etage?
Pikant wird dies vor allem, weil diejenigen, die die Posten besetzen werden, über ihre eigene Zukunft mitentscheiden. Denn eine Fusion wird organisatorisch vorbereitet und geleitet von den Bankenchefs. Freilich: Genehmigen müssen dann noch die politischen Gremien. Doch ein Blick auf andere Fusionen, die reihenweise in ganz Deutschland laufen, lässt erahnen, wie die Zukunft in der Vorstandsetage der künftigen Erlanger Großsparkasse aussehen könnte.
Aus fünf mach drei, hieße es. Denn auch andere Sparkassen in vergleichbarer Größe wie die entstehende haben drei Vorstände. Es ist jedoch Sitte, dass die Vorstandsverträge der aufgelösten Sparkasse in einer Übergangszeit weiter bestehen bleiben. Erlangen hätte dann für ein paar Jahre fünf Chefs.
Wie beim Führerschein
Nun ist es allerdings beim Leiten einer Sparkasse wie beim Führerschein: Nicht jeder darf alles fahren. Ob ein Banker eines kleineren Hauses überhaupt die Verantwortung des neuen Postens tragen darf, entscheidet die Bankenaufsicht BaFin in Frankfurt, die immer eine fallbezogene Eignungsprüfung durchführt. Lugschi bestätigte, dass für ihn und seinen Kollegen Pickel momentan diese Prüfung laufe. Es gebe aber keine konkrete Aussage bisher. Bei der BaFin nachgefragt, verweist ein Sprecher auf die Verschwiegenheitspflicht.
16 Seiten umfasst alleine der Punkt "Anforderungen an die Geschäftsleiter" in einem Leitfaden der BaFin. Kernstück ist die sogenannte "Kreditkompetenz", also ob die Befähigung vorliegt, auch risikobehaftete Großkredite zu bewerten und zu erteilen.
Da die Sparkasse Erlangen (Bilanzsumme 4,6 Mrd.) fast sechs Mal so groß ist wie die Höchstadter (0,8 Mrd.), ist davon auszugehen, dass die BaFin-Leute sich eindringlich über Lugschis und Pickels Anträge beugen werden. Zwar wurden in den letzten Jahren die Zügel angezogen. Ein Wechsel von kleineren auf große Vorstandsposten wurde erschwert (Bankenregulierung durch die Finanzkrise).
Ein Präzedenzfall aus der Region könnte den Höchstadtern aber zupass kommen. Als die Sparkassen Rothenburg, Dinkelsbühl und Ansbach vergangenes Jahr fusionierten, hat die BaFin die Vorstände durchgewunken. Obwohl die zu treffenden Entscheidungen auf den Sesseln in Ansbach deutlich größer waren.
Fusion wäre ein Karrieresprung
Auch in Erlangen werden größere Brötchen gebacken als an der Aisch. Vor allem für Pickel (41) würde eine Fusion einen Karrieresprung darstellen. Würde die BaFin feststellen, dass ihm oder Lugschi die Eignung fehlt, könnte sie auch Auflagen machen. Denkbar wäre, dass sich die Vorstandsmitglieder bei einer Hospitanz in einer größeren Kreditabteilung (zum Beispiel Nürnberg) bewähren und dann nachrücken.
Das sind Spekulationen. Lugschi betont die Ergebnisoffenheit der Gespräche. Vor allem sei es - sollte ein Fusion kommen - Sache des Trägers, also der Verwaltungsräte, eine neue Satzung auszuarbeiten, in der auch die Anzahl der Vorstandsmitglieder festgelegt wird.
Ins "Reich der Fantasien" schiebt Lugschi ein Gerücht, was Auslöser für einen gewissen Zeitdruck bei der Fusion sein könnte: die Stadt-Umland-Bahn (StUB). Sollte das Millionenprojekt gebaut werden, könnte es sein, dass die Sparkasse zumindest für einen Teil der Finanzierung angefragt wird. Es gibt sparkasseninterne Stimmen, die sagen, dass den Erlangern für solch ein Schwergewicht schlicht die Eigenkapitaldeckung fehlt und sie sich daher durch den Zusammenschluss mit Höchstadt bei den Zahlen verbessern will.
Hintergrund: In zwei Jahren wird Banken vorgeschrieben, wesentlich mehr Eigenkapital zu hinterlegen (Basel III). Die Rede ist von bis zu 15 Prozent des Kreditvolumens je nach Risiko. Gibt die Bank einen Euro Kredit in ein Projekt, müssen dann dafür 15 Cent Deckung hinterlegt werden. Bei der Eigenkapitalquote stechen die Höchstadter die Erlanger momentan aus.
Was die StUB angeht, wiegelt Lugschi ab. Das sei abwegig. Das spiele keine Rolle. Selbst wenn eine Sparkasse als Kreditgeber aufträte, wären mehrere hundert Millionen Euro Baukosten ein zu gewaltiges Volumen für ein einzelnes Haus. Es sei üblich, dass so etwas über Konsortien organisiert wird, so Lugschi. Zudem würde es sich um Kredite für Kommunen handeln. Risikomäßig gelte dann eine andere Bemessungsgrundlage.
Trotzdem bleibt festzustellen, dass eine Großsparkasse Erlangen und Aischgrund (wie der Name auch sein wird) größere Brötchen backen würde. Zumindest bei Gehältern und Pensionen soll aber ja alles bleiben, wie es ist.