Autozulieferer Schaeffler erntet Kritik für Werksschließung: "ist falsch"

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Schaeffler hat das Aus eines Produktionsstandorts verkündet. Der Unmut ist groß. "Wir können die Entscheidung weder fachlich noch menschlich nachvollziehen", beklagt der Konzernbetriebsratschef.

Der fränkische Automobilzulieferer Schaeffler machte zuletzt mit unterschiedlichen Schlagzeilen von sich reden. Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete der in Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) sitzende Konzern Umsatz- und Gewinneinbußen. Das Unternehmen hält dennoch an seiner Jahresprognose fest. Die Geschäftsleitung sieht die E-Mobility-Sparte im Aufwind und setzt verstärkt auf das Ersatzteilgeschäft als Stabilitätsfaktor. Zudem wird ein möglicher Einstieg in die Rüstungsindustrie geprüft.

In der letzten Augustwoche hat Schaeffler derweil eine Werksschließung bekanntgegeben: Die Produktion am Standort Steinhagen wird bis Ende 2026 eingestellt, verkündete der Industrieriese am 26. August. In dem nordrhein-westfälischen Werk stellt Schaeffler mit etwa 200 Mitarbeitern vornehmlich Gelenklager für verschiedene industrielle Anwendungen her. "Das Produktportfolio wird am Stammsitz der Sparte Bearings & Industrial Solutions (B&IS) in Schweinfurt integriert", erklärte der Zulieferer. In der unterfränkischen Niederlassung kommt es zugleich zu einem massiven Stellenabbau: Vor Ort werden fast 590 Jobs gestrichen.

Schaeffler schließt Werk in Steinhagen - Produktportfolio wird am Standort Schweinfurt integriert

Der für Steinhagen getroffene drastische Schritt ist Teil eines im November 2024 angekündigten Restrukturierungsprogramms von Schaeffler mit Schwerpunkt auf Europa und Deutschland. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe und insbesondere der Sparte Bearings & Industrial Solutions langfristig zu sichern, hieß es vonseiten des fränkischen Auto- und Industriezulieferers. Der Unternehmensbereich steht demnach vor Herausforderungen wie anhaltender Konjunkturschwäche, strukturellen Problemen und steigendem Wettbewerbsdruck.

Am Standort Steinhagen seien die Umsätze seit Jahren rückläufig, während die Fixkosten konstant blieben oder stiegen, berichtete Schaeffler. Ein negativer Volumentrend und hoher Preisdruck verschärften die wirtschaftliche Lage zusätzlich. In den vergangenen Monaten wurden gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite verschiedene Zukunftsszenarien geprüft, darunter neue Aufträge, Preisverhandlungen, ein schlankeres Management oder die Vermietung leerstehender Gebäude. Diese Maßnahmen reichen jedoch nicht aus, um die Produktion in Steinhagen wirtschaftlich zu sichern.

"Wir bedauern, dass im Rahmen der intensiven Analysen und Gespräche keine zukunftsfähige Lösung für den Standort gefunden werden konnte", wurde Sascha Zaps, Vorstand Bearings & Industrial Solutions, in der Ende August veröffentlichten Pressemitteilung zitiert. "Durch die Integration des Produktportfolios am deutlich größeren Standort Schweinfurt mit einer entsprechend besseren Kostenstruktur schafft Schaeffler gleichzeitig die Grundlage, das Produkt weiterhin in Deutschland zu fertigen", so Zaps. "Das bedeutet, dass über 100 Stellen in Deutschland erhalten werden können, allerdings an einem anderen Standort."

Schaeffler-Ankündigung sorgt für Unmut - Betriebsrat hält Rettung von Werk für möglich

Für die Schaeffler-Belegschaft in Steinhagen sollen nun in Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern sozialverträgliche Lösungen gesucht werden. "Rund 20 Mitarbeitende aus der Produktgruppe Gleit- und Gelenklager und dem Produktmanagement sollen in anderen Räumlichkeiten in Steinhagen verbleiben", hielt der Konzern fest. 

Vonseiten der Arbeitnehmervertreter hagelte es bezüglich der Produktionsaufgabe in Nordrhein-Westfalen harsche Kritik. "Diese Schließung ist industrie- und sozialpolitisch falsch", betonte Uli Schöpplein, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der Schaeffler AG, in einer Pressemitteilung der IG Metall am 26. August. Man kritisiere das Vorhaben "aufs Schärfste", heißt es vonseiten der Gewerkschaft. Die Beschäftigten in Steinhagen hätten in den vergangenen Jahren Flexibilität, Leistungsbereitschaft und Ideenreichtum bewiesen - während das Unternehmen ein schlüssiges Zukunftskonzept schuldig geblieben sei. "Wir können die Entscheidung weder fachlich noch menschlich nachvollziehen", so Schöpplein. 

Aktuellen lokalen Medienberichten zufolge will der Konzernbetriebsrat das Werk in Steinhagen nicht so einfach aufgeben. Laut einem Beitrag des Haller Kreisblatts vom Samstag (30. August 2025) sieht der Betriebsratschef eine Chance, den Standort doch noch zu retten. Inwieweit dies gelingt, wird nun die Zukunft zeigen.

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Vorschaubild: © Ferdinand Merzbach / News5 (Archivbild)