Junge Röttenbacher lernen bei einem Spiel ihren Heimatort besser kennen und äußern ihre Wünsche.
Die letzten Chips sind verteilt, das Spiel ist zu Ende. Actionbound heißt das Programm, mit dem man schöne Schnitzeljagden organisieren kann. Röttenbachs Jugendpfleger Christina Lorz und Frank Schulte setzen es nun schon zum zweiten Mal ein, um Jugendliche mit kommunalen Strukturen vertraut zu machen. Und: Die beiden fragen auf diese Weise nach Punkten, die den jungen Leute am Herzen liegen.
Es ist ganz klar, die vielen Chips weisen es nach: Der Jugendclub soll am Sportplatz bleiben und nicht in demnächst freiwerdende Räume in die Schule umziehen. "Wir haben hier alles gemacht, alles ist umgebaut", argumentiert Lars. Ben führt ins Feld, dass er gleich in der Nähe wohnt. Und alles im Schulgebäude, das gefällt den anderen auch nicht.
Das wird Schulte in einer der nächsten Sitzungen im Gemeinderat vortragen; die Jugendlichen sollen dabei sein. Denn: "Wir wollen euch als Bürger ernst nehmen." Das sieht auch Evi Polterauer so, die Jugendbeauftragte. Sie bittet die Mädchen eigens, zu diesem Termin auch zu kommen.
Wunsch Nummer zwei: ein Drogeriemarkt. Nicht nur die Jugendlichen wollen das, weiß Polterauer, aber auch, dass bisher alle Versuche des Bürgermeisters gescheitert sind, einer der bekannten Ketten den Standort schmackhaft zu machen.
Beweise auf Video
Das Spiel selbst ist nicht so todernst. Da werden die Fränggisch-Übersetzungskünste getestet. Da müssen wie bei der ursprünglichen Schnitzeljagd bestimmte Orte gefunden werden, und dort gibt es Aufgaben zu lösen. Mal muss ein älterer Mensch, mal eine junge Familie gefragt werden, was für ihn, für sie die wichtigsten Einrichtungen im Ort sind, wo es Probleme gibt; mal muss einer überzeugt werden, dass er das Sprichwort vom Blaukraut und Brautkleid dreimal nachspricht. Alles wird per Video festgehalten und bringt Punkte.
Optische Täuschungen per Foto, heißt die eine Aufgabe, die andere: ein Besuch bei den minderjährigen Flüchtlingen und einen Weg finden, sich zu verständigen. "Deutsch, das haut noch nicht so recht hin", berichtet einer der Jungen. Bei Englisch wäre es eher an seinen mageren Kenntnissen gescheitert, gibt ein anderer zu. Die Mädchen - sie sind im Schnitt 13 - hatten den Besuch lieber ausfallen lassen.
Gut drei Stunden waren die beiden Teams unterwegs. Sie hatten einiges zu lachen, das beweisen die Videos. Sie haben Neues erfahren, ihren Ort aufmerksam angeschaut und sich mit Vorurteilen auseinandergesetzt.
"Demografischer Wandel und Asylsuchende waren heuer unsere besonderen Themen", erklärt dazu Schulte, während er die Ergebnisse an die Wand projiziert. Alle klatschen, als der letzte Videospot läuft. "Röttenbach ist super und soll so bleiben, wie es ist", sagt der Lars, sagt der Maxi ...