Ratschen statt Glocken: Ministranten pflegen katholische Tradition

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Mit Ratschen zogen die Ministranten durch die Hauptstraße. Foto: Manfred Welker
Mit Ratschen zogen die Ministranten durch die Hauptstraße.  Foto: Manfred Welker

In Herzogenaurach ziehen Ministranten mit Ratschen durch die Straßen.

Weil in den katholischen Gotteshäusern der Region nach dem Glorialäuten am Gründonnerstag die Kirchenglocken zum Zeichen der Trauer verstummen, ziehen in manchen Orten am Karfreitag Ratschenkinder durch die Straßen, um mit Klopfbrettern auf die Gottesdienste aufmerksam zu machen. In Herzogenaurach übernahmen die Ministranten der Herzogenauracher Stadtpfarrei diese Aufgabe.

Ihre hölzernen Kurbelratschen erzeugten einen klappernden Ton, der weit zu hören war. Die Ministranten bringen mit dem Spruch "Wir ratschen euch den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ kennen muss" den Gläubigen die Kartage in Erinnerung. Im Einsatz waren die Ministranten um Julia Hartmann und Andreas Mauser, aber auch Kaplan Sebastian Schiller war dabei. Über das frische Wetter half nach dem Gang durch die Stadt das wärmende Frühstück und das Mittagessen hinweg.


Tradition schon 1938 gepflegt

Der erste Gang war um 8 Uhr, als es in der Stadt bereits hell war. Zu hören waren die Ratschen auch um 12 Uhr. Auch am Karsamstag sind die Ministranten zu zwei Uhrzeiten unterwegs.

Einer Zeitungsnotiz von 1938 in Herzogenaurach ist zu entnehmen: "Mit großem Eifer zogen am gestrigen Karfreitag die "Ratschenbuben" durch alles Straßen unserer Stadt um mit ihren Knarren zur Kirche zu rufen oder die 11 Uhr und Mittagsstunde und Feierabends- und Gebetszeit bekanntzugeben."

Leider geriet dieser Brauch später in Vergessenheit. Um ihn wieder aufleben lassen zu können, mussten neue Ratschen angefertigt werden. Vier der Herzogenauracher Ratschen fertigte im Jahr 1998 Schreiner Fritz Bock an. Eine Anleitung für die Stücke hatte er damals nicht, es gab lediglich ein Muster und ein paar Fotos.

Als Träger dient ein Fichtenbrett, auf dem die Mechanik montiert wird. Eine gedrechselte Walze, die mit einer Handkurbel gedreht werden kann, ist mit 16 Zapfen besetzt, die kleine Hämmerchen gegen Federdruck anheben und wieder auf das Brett fallen lassen, womit sie den klappernden Ton erzeugen. Die Federn der Hämmerchen sind schwach gehobelte Latten aus Buchenholz, sodaß sie sich elastisch biegen können. Dazu benötigte Bock Holz mit einem geraden Faserverlauf.