Orgel macht Gänsehaut

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Die Gäste aus Röttenbach stehen bewundernd zwischen den Teilen des Orgelgehäuses. Foto: privat
Die Gäste aus Röttenbach stehen bewundernd zwischen den Teilen des Orgelgehäuses. Foto: privat

Eine Gruppe Röttenbacher besucht die "Geburtsklinik" ihrer neuen Orgel. Der Aufbau in der Mauritiuskirche beginnt im November.

"Die neue Orgel wird wie ein V6-Zylinderkopf-Motor klingen." Diesen Vergleich zog Orgelbauer Claudius Winterhalter. Gefragt hatten ihn die Röttenbacher, die auf Einladung von Kirchenverwaltung und Orgelbauverein in seine Werkstatt nach Oberharmersbach im Schwarzwald gefahren waren. Winterhalter trat auch sofort den Beweis an: Er blies in eine Windlade mit Gamben, die zur neuen Orgel in St. Mauritius gehört. "Alle Anwesenden bekamen Gänsehaut und leuchtende Augen", berichtet Rolf Clemens vom Orgelbauverein.
Die Führung durch die Winterhalter-Werkstatt war für die 46 Teilnehmer - unter ihnen der alte und der neue Pfarrer, Jacob Kurasserry und Joan Vinyeta Puntí, und viele Orgelpfeifen-Paten - eine Art spannender Film über die Geburt einer Orgel. Den beiden Röttenbacher Organisten kribbelte es schon in den Fingern, als sie den neuen Spieltisch aus ceylonesischem Ebenholz sahen.
Sie mussten sich auf ein sanftes Darüberstreichen beschränken.
Winterhalter zeigte den Besuchern alle vorbereiteten Teile der Orgel wie Hauptwerk, Schwellwerk oder Pedale. Rund 50 000 Einzelteile wurden in über 7000 Stunden gefertigt. Und er hatte noch etwas ganz Besonders für die Röttenbacher: eine altes Brett von der abgebauten Orgel, auf dem noch der ursprüngliche Farbauftrag unter dem öden Braun des letzten Anstrichs zu erkennen war: cremeweiß und taubenblau. Er schlug vor, doch wieder diese Kombination zu wählen. Seiner Meinung nach passe sie ganz harmonisch in die Mauritiuskirche. Den künftigen Farbton festzulegen, gab er den Röttenbacher Verantwortlichen als Hausaufgabe mit.


Rohlinge aus Portugal

Dann durften die Besucher das "Heiligtum" der Orgelbau-Werkstatt betreten: den Intonationsraum. "Hier wird aus der Rohware die klingende Pfeife", erläuterte Intonator Alois Schwingshandl. Er wird in den nächsten Wochen nach Röttenbach kommen und die neue Orgel einstimmen. Die Holzpfeifen produziert die Firma Winterhalter selber. Die silbernen Zinnpfeifen bezieht sie als Rohlinge aus Portugal.
Schwingshandl lud die Röttenbacher noch zu einer Hörprobe in die Kirche von Welschensteinach zu einer barock ausgerichteten, kleineren Winterhalter-Orgel. Nach dem musikalischen Hochgenuss fragte ein Teilnehmer: "Wenn diese hier schon so toll klingt, wie wird dann unsere Orgel?" Darauf Winterhalter. "Diese ist sozusagen ein Vierzylinder; Sie bekommen einen Sechszylinder. Ihre Orgel wird das Beste sein, was es derzeit gibt."
Ende November beginnt der Aufbau der Orgel in Röttenbach.