In Herzogenaurach wurde das Mahnmal für die Herzogenauracher Opfer der NS-Euthanasie enthüllt.
Es war eine bedrückende Stille, die am Herzogenauracher Kirchenplatz die Zuhörer von Dr. Mark Deavin umgab. Der Historiker hatte soeben erklärt: "Ich habe herausgefunden, dass es mehr als die zehn Opfer, die auf dem Mahnmal verewigt sind, gibt." Weitere fünf Namen zählte er auf und gab den Hinweis: "Es werden wohl noch mehr gewesen sein."
Das sei wichtig, betonte Deavin. "Denn wenn es in Herzogenaurach schon so viel mehr werden als angenommen, dürfte die Gesamtzahl von 200 000 Euthanasie-Opfern auch nicht mehr haltbar sein."
Er betonte, dass es wichtig sei diese Arbeit und auch die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Der Forderung der AfD diese Vergangenheit endlich ruhen zu lassen, widersprach er deutlich. "Jetzt sind wir in der Lage den Opfern wieder Namen zu geben, damit auch Persönlichkeiten." Er unterstrich: "Sie haben ihre Identität zurück bekommen!"
Verhöhnung der Opfer
Es ist ein Mahnmal, das zur richtigen Zeit enthüllt wird. Das unterstreicht Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker ganz deutlich. "Wenn heute Neonazis demonstrieren, verfassungsfeindliche Inhalte verbreiten, sich mit strafbarer Symbolik umgeben, so ist das auch eine Verhöhnung der Opfer, derer wir heute gedenken."
Der Blick der Teilnehmer bei der Enthüllung und Segnung des Mahnmals für die Opfer der NS-"Euthanasie" ruhte auf dem Stein bei diesen Worten. Der Schrecken verliert auch fast 80 Jahre nach den Untaten nicht seine Wirkung.
"Wir erinnern uns an die Herzogenauracher Opfer des nationalsozialistischen Euthanasie-Tötungsprogramms T4" erklärte Hacker. Ein Programm bei dem 1940 und 1941 mehr als 70 000 Menschen, Wehrlose, mit geistigen oder körperlichen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, durch Ärzte in sechs dafür eingerichteten Anstalten auf dem Gebiet des Deutschen Reiches getötet wurden.
Das war allerdings erst der Anfang. "Nach Ende der Aktion ging das Morden dezentral weiter", erinnerte Hacker. Dies passierte in Pflege-/Heilanstalten durch Medikamente, Nahrungsentzug oder Vernachlässigung. Die Täter waren Wissenschaftler, Ärzte, Pfleger, Angehörige der Justiz/Polizei, Gesundheits- u. Arbeitsverwaltung. Hacker ergänzte, dass die Lebensgeschichten der Opfer im Vortrag von Mark Deavin sichtbar gemacht wurden.