Der Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Gremsdorf hat den Bewohnern ein ganz besonderes Rad geschenkt. Mit dem neuen Spezial-Tandem-Dreirad können auch schwerbehinderte Menschen Fahrrad fahren.
Wenn seine Wohngruppe bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf einen Ausflug zur Eisdiele macht, kann Christian jetzt endlich mitfahren. Der 50-Jährige ist schwerbehindert und kann nicht alleine ein Fahrrad bedienen. Ein neues Spezial-Tandem schafft jetzt aber Abhilfe.
Von hinten sieht das neue Gefährt aus wie ein normales Fahrrad. Dort sitzt seine Betreuerin Vanessa Grimm - sie tritt in die Pedale, lenkt und bremst. Christian nimmt zwischen den beiden vorderen Rädern Platz. Auch er hat Pedale vor sich, er kann beim Treten also mithelfen. Als er bei der Übergabe des Spezialrads am Mittwoch die ersten Proberunden drehen darf, ist ihm die Freude darüber anzusehen. Er lacht, wirft die Hände in die Luft und schreit "Papi! Papi!".
Damit ist nicht sein Vater gemeint, sondern Günther Allinger, der ihm zuvor das Rad erklärt hat. "Der Christian mag, wenn sich was bewegt.
Er genießt die Geschwindigkeit", erklärt der Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder Gremsdorf. Auch eine Fahrt auf dem Mofa oder im Auto gefalle seinem Schützling gut.
Teilnahme für alle Damit die Fahrt im neuen Rad auch sicher ist, werden laut Hausleiterin Christina Burkhard noch Gurte und Fußriemen angebracht. So könne der Passagier nicht abrutschen oder herausfallen, wenn er eine plötzliche Bewegung macht.In dem Haus, für das sie zuständig ist, wohnen überwiegend Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen. Nicht alle davon seien in der Lage, alleine mit einem Dreirad oder gemeinsam mit einem Betreuer auf einem normalen Tandem-Rad zu fahren. Durch die Blickrichtung nach vorne bekäme der Beifahrer viel von seiner Umgebung mit.
Der Betreuer habe ihn so außerdem immer im Blick.
Teure Anschaffung Ein solches Rad, das alle erforderlichen Normen für den Straßenverkehr erfüllt, bekommt man natürlich nicht im Laden. Das neue Tandem ist eine Spezialanfertigung - und die ist nicht billig. 2800 Euro hat das Rad gekostet. Die Freude über das neue Tandem-Rad ist bei Betreuern und Verantwortlichen deswegen so groß, weil es vom Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Gremsdorf gestiftet wurde. Die Einrichtung selbst könnte sich eine Anschaffung dieser Größenordnung nicht leisten - die Pflegekassen sehen solche Ausgaben nicht vor. Auch Christian selbst hätte bei etwa 120 Euro Taschengeld im Monat keine Chance, sich ein solches Rad selbst zusammen zu sparen.
Der Freundeskreis der Barmherzigen Brüder finanziert sich aus Spenden und Beiträgen.
156 Mitglieder sorgen aktuell dafür, dass bei den Barmherzigen Brüdern Projekte finanziert werden können, die Menschen mit Behinderung fördern und unterstützen.
Christian zumindest hat sich an sein neues Gefährt schnell gewöhnt. "Keine Chance, dass wir jetzt zurück zum Haus laufen", sagt Vanessa Grimm und lacht, "da müssen wir jetzt hinfahren."