Mutige Entscheidung hat sich für Röttenbacher Chor gelohnt

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Vorm Singen müssen sich die Sänger dehnen. Foto: Johanna Blum
Vorm Singen müssen sich die Sänger dehnen. Foto: Johanna Blum
Ingo Behrens treibt den Chor immer zu Höchstleistungen an.
Ingo Behrens treibt den Chor immer zu Höchstleistungen an.
 

Die Sänger von Sing A-Moll stellen hohe Ansprüche an sich selbst und die modernen Stücke, die sie einüben. Mit diesem Konzept haben sie den Röttenbacher Liederkranz überlebt und sich einen guten Ruf erworben.

Den Namen Sing A-Moll könnte man unterschiedlich interpretieren. Der Chor singt aber nicht nur in der Tonart a-Moll, sondern ist schon seit der Gründung in allen Tonarten - sei es Dur oder Moll - zu Hause. Aus dem Fränkischen ins Hochdeutsche übersetzt könnte es aber auch eine Aufforderung sein: Sing einmal!
"Wir sind eine Gruppe von musikbegeisterten Sängerinnen und Sängern mit einem Faible für die moderne Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Wir haben neben Jazz, Blues, Pop, Rock, Gospel und Rap auch internationale Volkslieder im Repertoire. Wir singen eben alles, was Spaß macht." Dies kann man auf der Homepage des Chors lesen.
Unter dem Namen "Singkreis" gründete sich das Ensemble im Frühjahr 1992. Man wollte sich einfach durch modernere, anspruchsvollere Chorsätze vom GVLK (Gesangverein Liederkranz) Röttenbach abheben.
Es begann die Suche nach einer geeigneten Chorleitung, und über Kontakte zum Leiter des Konservatoriums Nürnberg war die passende Chorleiterin, Elvira Walter, Anfang Mai 1992 gefunden. Diese kam aus Russland und war studierte Chordirigentin, was zu dieser Zeit für einen Laienchor noch nicht ganz üblich war.


Proben in Privaträumen

Natürlich waren einige Mitglieder des Gesangvereins nicht gerade glücklich über diese Chorgründung. Da der Singkreis nicht als vollwertiger Chor des Gesangvereins galt, musste das erste Jahr mit Chorproben in Privaträumen überbrückt werden. Danach bekamen die Sänger die Erlaubnis, den Probenraum des Gesangvereins mit zu benutzen. Die erste Chorprobe des Singkreises fand am 2. Juli 1992 im Wohnzimmer der Mitsängerin Elisabeth Bahr statt, und man traf sich im 14-täglichen Rhythmus. Geprobt wurde auch öfter bei Chormitglied Monika Saulich - eben da, wo auch ein Klavier stand. Die Chorleiterin Elvira Walter kam aus Nürnberg mit dem Zug und musste von einem Mitsänger, der damals noch in Erlangen wohnte, mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt werden und nach der Chorprobe auch wieder zum Bahnhof gebracht werden.
Nach einigen Proben, die mit unterschiedlicher Besetzung stattfanden, beschlossen die Sänger, am Gemeinde-Weihnachtskonzert teilzunehmen. Mit den Liedern "Amen" und "White christmas" war dieser erste öffentliche Auftritt am 20. Dezember1992 sehr erfolgreich. Kurz vorher, am 3. Dezember 1992 trafen sich die Chormitglieder des Singkreises zur Beratung. Es wurde beschlossen, bei der anstehenden Generalversammlung am 24. Januar1993 des Gesangvereins den Antrag zu stellen, als Zweitchor im Gesangverein aufgenommen zu werden. Von nun an startete der Singkreis, der dann später in Sing A-Moll umbenannt wurde, voll durch. Ab 25. Januar 2001 führte Sing A-Moll allein verantwortlich den Gesangverein weiter. Der Liederkranz Röttenbach hatte sich zum Jahresende 2000 aufgelöst.


Zahl der Auftritte wächst

Die Liste der Auftritte des Ensembles mit seinen vielen Konzerten und Auftritten ist in den Jahren seit der Gründung enorm gewachsen. Konzerte in der Lohmühlhalle, Gestaltung von Gottesdiensten, Mitwirkung beim Chorkonzert im Rahmen der Europatage der Musik, Teilnahme am 13. Leistungssingen Stufe C FSB, Mitwirkung bei der "Kulturnacht" für Landrat Eberhard Irlinger und mehr. Am 13. Juli 2002 fand das Jubiläumskonzert zum zehnten Geburtstag von Sing A-Moll in der Lohmühlhalle in Röttenbach statt. Auch weiterhin standen Mitwirkungen bei Konzerten der Sängergruppe Höchstadt auf dem Programm. Hervorzuheben sind noch Auftritte zusammen mit dem Chor "Blue Wednesday" in Berlin Kunstfabrik Schlot und Kulturhaus Spandau.
Im Jahr 2006 löste Josef Laußer die Chorleiterin Elvira Walter ab, und seit 1. Februar 2010 bis heute gibt Ingo Behrens den Ton an.
Über Ingo Behrens aus Erlangen liest man immer wieder, dass er es meisterhaft versteht, das Beste aus seinen Sängern herauszuholen. So könne man leicht vergessen, dass es sich bei diesem Ensemble eigentlich um einen Laienchor handelt. Bürgermeister Ludwig Wahl (FW) schwärmt von Sing A-Moll und seinem musikalischen Leiter: "Ihr habt einen Chorleiter, der nicht nur reiches Fachwissen mitbringt, sondern auch mit Menschlichkeit und Herzblut dabei ist."
Ingo Behrens erinnert sich: "Angefangen hat es mit einem Anruf, ob ich montags noch Zeit hätte, einen Chor zu leiten. Zu dem Zeitpunkt war ich schon Chorleiter beim Kirchenchor der Hugenottenkirche Erlangen und beim Liederkranz Dechsendorf. Eigentlich bin ich als Seiteneinsteiger zur Chorleitung gekommen.
Die Schlagtechnik habe ich beim Studium für Hauptschullehramt in Nürnberg und in Enschede (Holland) gelernt, wo ich mein Diplom als Gesangspädagoge absolviert habe. In Holland habe ich bei verschiedenen semiprofessionellen Chören gesungen und die Arbeit von fantastischen Chorleitern aus nächster Nähe erlebt. Eine wirkliche Ausbildung zum Chorleiter habe ich aber nicht.


Liebe auf den ersten Blick

Deswegen hatte ich zunächst meine Zweifel, als mir das Amt in Röttenbach angeboten wurde. Wirklich Klavier spielen und den Chor bei den Proben begleiten kann ich nicht, dafür aber vielleicht umso mehr die stimmlichen Qualitäten herausarbeiten. Dann kam die erste Schnupperprobe, bei der mir sofort klar war: Hier will ich bleiben. Vom ersten Moment hat mich der Klang von Sing A-Moll begeistert. Außerdem die schnelle Auffassungsgabe der Sänger: Was ich vorgeschlagen, vorgemacht oder kritisiert habe, wurde sofort umgesetzt.
Dieser erste Eindruck hat sich immer wieder bestätigt. Mit Sing A-Moll zu arbeiten macht Spaß. Die Begeisterung und Zielstrebigkeit aller Sänger, die wie selbstverständlich unter der Woche zu Hause üben, was wir in den Proben erarbeitet haben, sorgt dafür, dass der Chor mit verblüffender stimmlicher Qualität sogar anspruchsvollstes Repertoire meistern kann. Bei Sing A-Moll fühle ich mich zu Hause. Hoffentlich können wir noch lange so fruchtbar zusammenarbeiten."


Neues Liedgut für Nachwuchs

Marlis Liepelt ist seit 1977 singendes Mitglied im Gesangverein Röttenbach. Sie war schon Zweite Vorsitzende, Erste Vorsitzende und Kassier bei Sing A-Moll und lange Zeit Schriftführerin beim Liederkranz. "Meinem Mitsänger und damaligen Ersten Vorsitzenden Ulf Husch und mir war schon Ende der 80er-Jahre klar, dass keine neuen Sänger für den Liederkranz nachkommen, was vor allem am Liedgut lag. Da die Mitglieder des Liederkranzes aber immer gegen eine Änderung des Liedgutes waren, erkannten wir, dass der Gesangverein nur mit einem zweiten Chor zu retten ist. Die Geschichte hat uns ja auch dann recht gegeben.
Wir begannen damals mit Pop und Gospel und ab und zu auch Klassik. Das ist auch heute noch unser Rahmen, wobei im Moment die Klassik etwas hinten ansteht. Vom Liederkranz waren etwa fünf Sänger in den neuen Chor gewechselt, der als "Singkreis" aus 17 Sängern bestand. Bei uns muss niemand vom Blatt singen können, aber es wird Bereitschaft erwartet, zu Hause die Melodien der neuen Lieder in seiner Stimme zu üben.
Mir persönlich gefällt meistens die Liedauswahl und die Bereitschaft, an seiner Stimme zu arbeiten und das Beste für uns und für unser Publikum zu erreichen. Das macht mit unserem derzeitigen Chorleiter Ingo Behrens auch sehr viel Spaß. Er ist ein guter Motivator und hat auch den Anspruch an unseren Chor, den ich persönlich nicht missen möchte.
Unsere immer sehr gut besuchten Konzerte und die Gespräche mit den Zuhörern danach sind mir persönlich wichtig und ein Ansporn immer noch besser zu werden. Natürlich werde ich nicht jünger, und da denkt man schon mal ans Aufhören. Aber bis jetzt sage ich immer noch: "Nach dem nächsten Konzert höre ich auf."