Mühlhausen hat traditionsgemäß zwei Kerwasfichtn

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Die Kerwasburschen hatten viel zu tun am Wochenende. Fotos: Sonja Werner
Die Kerwasburschen hatten viel zu tun am Wochenende. Fotos: Sonja Werner
Der "billige Jakob" durfte als Mühlhäusener mit seinem Stand nicht fehlen.
Der "billige Jakob" durfte als Mühlhäusener mit seinem Stand nicht fehlen.
 
Die Weingartsgreuther Musikanten spielten zum Baumaufstellen in Mühlhausen.
Die Weingartsgreuther Musikanten spielten zum Baumaufstellen in Mühlhausen.
 

In Mühlhausen waren die Kerwasburschen doppelt gefordert mit ihren zwei Kerwasbäumen, die aufgestellt werden mussten. Ruhiger ließ es der "billige Jakob" an, der ein bisschen aus seinem 80-jährigen Leben erzählte.

Zwei "Brennpunkte" gibt es bei der Mühlhäusener Kirchweih, wenn es gilt, einen Baum aufzustellen: Am Marktplatz vor dem Gasthaus Bär und beim Fisch-Jakob. Darauf waren natürlich auch die Kerwasburschen am vergangenen Samstag eingerichtet und brachten traditionsgemäß zwei Fichtn mit aus dem Wald.

Die "Große" mit 23 Metern richteten sie vor der Stammwirtschaft auf - als erstes natürlich, denn "Hier sind wir schließlich zuhaus'", wie sie unisono sagten. Die zweite - 17 Meter lang - kam anschließend, dafür reichten die Kräfte noch aus.

Ein bisschen verspätet kamen die Fichtn an am Samstag, der 14-Uhr-Plan hatte nicht ganz eingehalten werden können. Kurzfristig hatten sie sich nämlich noch entschlossen, den 17. Geburtstag von Julia mit einem "Kerwasburschen-Extra-Ständchen" zu beehren. Die zu Feiernde war sehr überrascht und freute sich ungemein.
Die Weingartsgreuther Musikanten, die das Baumeinfahren musikalisch begleiteten, spielten natürlich mit, und die Zuschauer am Marktplatz warteten geduldig, auch wenn sie den Grund für die Verspätung nicht kannten.

Unter den Wartenden befand sich auch Georg Huber in seinem Stand, "der billige Jakob", ohne den die Mühlhäusener Kirchweih gar nicht mehr denkbar ist. "Während des Baumaufstellens selbst läuft natürlich kein Geschäft", sagte er und schmunzelte. "Normalerweise bin ich auch nur am Sonntag und Montag - dem Tag des großen Kirchweihmarktes - hier. Aber heut' hab' ich mir gedacht, geh' mal hin und schau, was geht".

Der 80-jährige Huber ist gebürtiger Fürther, lebt aber schon seit seiner Kindheit in Mühlhausen. "Seit 250 Jahren ist das Geschäft in meiner Familie", erzählt er stolz. "Ich persönlich mach es ja erst seit 65 Jahren, aber es macht mir immer noch einen Riesenspaß." Seinen Lebensunterhalt hat er sich immer mit seinen Waren von den Socken bis zur Kneifzange verdient und eine Menge interessanter Leute kennengelernt.

Thomas Jung (SPD) zum Beispiel, Oberbürgermeister von Fürth, hat erst im vergangenen Jahr auf der Fürther Kerwa eine ganze Stunde an seinem Stand gearbeitet. "Er machte das gut", so Huber, "aber meinen Vorschlag, er solle doch meinen Job übernehmen und ich mache dafür den Bürgermeister, den hat er doch nicht angenommen". Volker Heißmann von der Kleinen Comödie in Fürth besucht Huber auch sehr oft am Stand, und wenn er in München ist, gibt es nach seinen Worten kein dort bekanntes Gesicht, das nicht zumindest hin und wieder bei ihm vorbeischaut. "Die Mühlhäusener Kerwa aber, die ist Ehrensache für mich", zeigte er sich überzeugt.

Immerhin war in Mühlhausen ja noch ein wenig mehr geboten am Wochenende als das Baumaufstellen. Bürgermeister Klaus Faatz (CSU) stach am Freitag im Gasthaus Bär das Fässla an - ohne Probleme natürlich. Ein weiterer Anstich erfolgte am Samstag mit verschiedener Politprominenz im Zelt bei Fisch Jakob, auf dessen Gelände auch ein reichhaltiges Programm geboten wurde. Essen, Trinken und Gemütlichkeit war natürlich an allen Kirchweihtagen weder hier noch in den Gastwirtschaften irgendein Mangel. Die Kerwasburschen stärkten sich am Montag noch mal mit ihrem traditionellen "Blaue-Zipfel-Essen" und alle gemeinsam ließen die Kerwa ausklingen.