Muslime aus Höchstadt und Herzogenaurach verurteilen das Attentat auf das Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris. Ein solches Verbrechen sei durch nichts zu rechtfertigen.
Er lebt seit über 50 Jahren in Deutschland, hat in Gießen studiert, anschließend Kernkraftwerke gebaut und ist ein wenig stolz darauf, seit seiner Geburt Moslem zu sein: Ali Arabi aus Höchstadt. Der Anschlag am Mittwoch in Paris hat ihn zutiefst getroffen - ebenso wie seinen Glaubensbruder Boulend Ekrem aus Herzogenaurach.
Ali Arabi kennen in Höchstadt viele. Seit zehn Jahren schmückt er ehrenamtlich den Weihnachtsbaum am Marktplatz, wurde dafür auch beim städtischen Neujahrsempfang 2014 ausgezeichnet.
Boulend Ekrem lebt seit 30 Jahren in Herzogenaurach, betreibt seit acht Jahren ein Taxiunternehmen und wirkte neun Jahre lang im Vorstand des Herzogenauracher Vereins der "Westthrazientürken".
Beide sind Moslems, beide sind längst in die deutsche Gesellschaft integriert, beide verurteilen diesen Anschlag aufs schärfste und verstecken sich mit ihrer Meinung auch nicht.
Töten durch nichts gerechtfertigt "Das sind einfach Verbrecher, das hat mit dem Islam nichts zu tun. Mein Herz blutet", sagt Ali Arabi. "Nichts kann das Töten eines Menschen rechtfertigen", meint Taxi-Unternehmer Ekrem. Er verweist auf den Koran, wonach jeder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht, der Menschen umbringt. Solche Terroristen haben für den Herzogenauracher nichts mit Religion zu tun.
Wichtig sei es jetzt, mit anderen Bürgern zusammen zu stehen und sich nicht einschüchtern zu lassen - egal ob Christen, Moslems oder Angehörige anderer Religionen. Ekrem sieht die Moslems längst als Teil Deutschlands und Europas. Gerade als Moslem müsse man nun seine Meinung sagen und die Tat in Paris verurteilen, findet er.
Ali Arabi warnt davor, alle Moslems in einen Topf zu werfen. Er ist glücklich, seit Jahren in Deutschland leben zu können, gibt aber auch zu, dass er in Persien geblieben wäre, wenn nicht Ayatollah Khomeini 1979 den Schah Reza Pahlavi abgelöst hätte.
Pegida macht Angst Dass nach dem Anschlag in Paris die Ressentiments gegen Moslems zunehmen könnten, möchten beide nicht ausschließen. In Bayern sieht der Herzogenauracher Ekrem dafür keine Gefahr. Angst macht ihm eher die Pegida-Bewegung (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), die "Vorwürfe gegen unschuldige Menschen erhebt".
Ali Arabi mahnt zur Vorsicht: "Wir müssen aufpassen, dass das Dritte Reich nicht noch einmal kommt." Der Höchstadter Perser fordert die Bevölkerung auf, genau hinzusehen, wer da auf die Straßen geht.
Bei den Tätern von Paris müsse man auch genau untersuchen, woher sie kommen und von wem sie unterstützt werden.
Wenn sich bestätigt, was sich abzeichnet, ist auch für den Erlanger Wolfgang Vogel das Verbrechen durch nichts zu rechtfertigen. Vogel war Landtagsabgeordneter der SPD und sitzt für seine Partei im Erlanger Stadtrat. Er ist der christliche Sprecher der christlich-islamischen Arbeitsgemeinschaft in Erlangen und einer von drei Sprechern des Freundeskreises der muslimischen Gemeinden in Erlangen.
Die Moslems seien aufs Tiefste schockiert und fühlten sich im Glauben verletzt, sagt Vogel. Die Kräfte, die sich Muslime nennen, hätten im Kern nichts mit dem Islam zu tun. Bewegungen, wie sie andernorts in Deutschland aufkommen, sieht er im Raum Erlangen nicht. Dafür sei die Gesellschaft hier zu international.
Wichtig ist es für Vogel jetzt, dass Christen und Moslems aufeinander zugehen, die alltägliche Begegnung suchen und keine Schuldzuweisungen machen.