Nora Gomringer, Literaturpreisträgerin und Direktorin der Villa Concordia Bamberg, hat die Klasse 8f der Realschule Herzogenaurach besucht. Sie brachte viel Wissen zum Thema "Kreatives Schreiben" mit.
Bevor sie selbst gute Ratschläge verteilt, trägt Nora Gomringer erst einmal welche vor, die schon über 150 Jahre alt sind. Das Gedicht "Guter Rat" von Heinrich Heine fliegt von ihren Lippen, als wäre es ein Pop-Song.
Die 35-jährige Direktorin des Bamberger Künstlerhauses Villa Concordia stellt sich am Freitag in der Realschule Herzogenaurach der Klasse 8f. Das Thema ist "Kreatives Schreiben". Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Anja Klos-Hoffmann haben sich die Schüler zwei Wochen lang auf den Besuch vorbereitet. Sie haben das Klassenzimmer mit Zitaten über Kunst geschmückt, Video von Nora Gomringer analysiert und gelernt, was die Grundpfeiler des kreativen Schreibens sind. Nun gilt es aber für die Schüler, selbst kreativ zu werden. Die vier Disziplinen: Gedicht, Liedtext, Theaterstück und Romanauszug. Jeder Schüler darf selbst entscheiden, in welcher literarischen Stilform er etwas schreiben möchte.
Nur das Thema ist festgelegt: Freiheit.
Preise nehmen Freiheit Als Gomringer von ihren eigenen Erfahrungen mit Freiheit erzählt, wird sie sehr ehrlich. Erst dieses Jahr hat sie den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten, eine der wichtigsten Literaturauszeichnungen im deutschen Raum. Das sei zwar schön, weil es sie wirtschaftlich ein Stück unabhängiger mache, auf der anderen Seite müsse sie dafür aber auch Freiheiten aufgeben. "Wenn man so einen Preis gewinnt, schauen alle auf einen und fragen sich, was man als nächstes schreibt", erzählt sie. Gerade als Künstler, wo man auch Freiräume brauche, um Kreativität zu entwickeln, sei dieser Druck manchmal schwer auszuhalten.
Dann verrät sie noch einige spannende Details aus ihrem eigenen Werdegang.
Als sie sich vor fünf Jahren als Villa-Concordia-Direktorin bewarb, war das ihr allererstes Vorstellungsgespräch - vor 14 Männern.
Mit Heine durch die High School Mit etwa 14 Jahren ging sie ein Jahr lang auf eine amerikanische High School. Sie fand dort kaum Freunde - bis die Theatergruppe ihr neues Zuhause wurde. "Andere Leute haben Stofftiere oder andere Gegenstände, mit denen sie schwere Zeiten durchstehen", erzählt sie. Ein Reclam-Band mit Heinrich-Heine-Gedichten sei ihr Wohlfühl-Gegenstand gewesen. "Das Ding sah am Ende aus wie ein Waschlappen."
Als Freiheit bezeichnet sie auch die neue Bewegung in der Lyrik, dass nicht mehr alles streng "durchmetrisiert" sein müsse. In ihren eigenen Gedichten reime sich selten etwas - das könne sie einfach nicht so gut.
Die Schülerin Raika Eichhammer, die selbst gerade an einem Buch schreibt, führte schließlich noch ein Interview mit Gomringer. Als sie die Lyrikerin um Tipps bat, kam diese wieder auf die Freiheit zu sprechen. Manchmal müsse man die selbst einschränken, damit die Kreativität einen Rahmen habe, um sich auszubreiten. Gerade Raika riet sie, das junge Alter zu genießen und sich im Schreiben auszuprobieren. Aufmerksamkeit beschneide auch immer die eigene Freiheit. "Solange ihr noch nichts veröffentlicht habt, gehört das Schreiben ganz euch."