Lisa Bitter aus Herzogenaurach spielt am Pfingstmontag, 25. Mai, zum dritten Mal die Rolle der Fallanalytikerin Johanna Stern. Und geht dabei Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal gehörig auf die Nerven.
Lena Odenthal ist stinksauer: "Was machen Sie an meinem Tatort", giftet die Kommissarin ihre Kollegin Johanna Stern vom Landeskriminalamt an. Doch der Fall, der die beiden Ermittlerinnen in ein Luxushotel führt, ist politisch hoch brisant: Ein Zimmermädchen hat in Nummer 426 nämlich nicht nur geputzt, sondern den Gast auch sexuell bedient. Kurze Zeit später stürzt die junge Frau vom vierten Stock ins Foyer. Tot. Und der Lover ist ausgerechnet ein ranghoher, verheirateter EU-Funktionär.
Wie eine Vitaminspritze Die Autoren von "Roomservice", dem 62. "Tatort"-Krimi mit Ulrike Folkerts als Lena Odenthal, wurden durch die Vorkommnisse um den ehemaligen IWF-Präsidenten Dominique Strauss-Kahn zu ihrer Story angeregt. Der Film mit Peter Sattmann und Suzanne von Borsody als berechnendes Politikerpaar wird am Pfingstmontag ab 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt, und bei den Ermittlungen hilft den Ludwigshafenern zum dritten Mal eine junge Frau aus Herzogenaurach. Lisa Bitter spielte bereits in den Episoden "Blackout" (Oktober 2014) und "Die Sonne stirbt wie ein Tier" (Januar 2015) die Rolle der Johanna Stern, eine Fallanalytikerin des Landeskriminalamtes, die mit Kompetenz und Hartnäckigkeit die Polizeibeamten auf Trab hält und den Fällen manchmal eine verblüffende Wendung gibt. Natürlich ist Lena Odenthal davon alles andere als begeistert. Im Gegensatz zu Schauspielerin Ulrike Folkerts: "Durch die neue Ermittlerin lernen sich alle im Team neu kennen. Das ist wie eine Vitaminspritze für die Sendung."
Von der Leiche zur Ermittlerin "Ich frage mich immer noch, ob das alles real ist und ich wirklich hier dabei bin", sagt Lisa Bitter, die jetzt in Berlin lebt und gerade die Dreharbeiten für einen weiteren "Tatort" abgeschlossen hat, im Gespräch mit unserer Zeitung. "Ich kenne die beiden Ermittler ja noch aus meinen Jugendtagen, als ich selbst vor dem Fernseher saß. Und nun stehe ich plötzlich neben ihnen. Das war für mich schon eine große Verblüffung, und ist es immer noch. Erst neulich sagte ich zu Ulrike:
Bitte kneif' mich mal." Die 30-Jährige, die schon 2012 in einem Leipziger "Tatort" zu sehen war, dort aber schnell als Leiche endete, erinnert sich gut an den Vorabend ihres ersten Kameraeinsatzes mit Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe: "Ich bin zwar immer aufgeregt vor dem ersten Dreh- bzw. Probentag. Aber da fühlte ich mich richtig schlecht. Mir war schwindlig vor Lampenfieber. Doch als es losging, war alles wie weggewischt. Es ist ja auch ein Super-Team am Start, und die erfahrenen Kollegen haben viel Gespür und mich bei der Arbeit sehr unterstützt."
In der Theatergruppe am Gymnasium Geboren wurde Lisa Bitter 1984 in Erlangen; ihr Vater stammt aus Herzogenaurach, wo sie auch aufgewachsen ist. Dass sie sich schon am Gymnasium der Jugendtheatergruppe von Karin Übler anschloss, liegt auch an der Thea terbegeisterung, die sie von den Eltern vermittelt bekam: "Wir fuhren häufiger zu Aufführungen nach Erlangen und München. Und durch eine Freundin meiner Mutter, die in Erlangen Theater spielte, hatte ich die Möglichkeit, auch einmal hinter die Kulissen zu schauen." Doch dass daraus ein Beruf werden könnte, war zunächst nicht vorgesehen. Lisa studierte Biologie in Düsseldorf. Aber dann merkte die Siebenkampf-Leistungssportlerin, dass ihr die Bewegung und "das körperliche Arbeiten" fehlte: "Ich bin nach Leipzig gezogen und besuchte die Theaterhochschule", erzählt sie und verschweigt bescheiden, dass von 800 Interessenten nur sechs Frauen einen Studienplatz erhielten. "Natürlich hatten meine Eltern erst einmal Sorge um mich, denn dieser Beruf ist ja ziemlich unsicher. Aber als sie mich dann auf der Bühne sahen, merkten sie, wie glücklich mich das macht. Dann waren sie auch froh und haben mich bestärkt."
Schon während des Studiums, das sie 2009 mit Diplom abschloss, stand Lisa Bitter in Halle auf der Bühne; anschließend war sie am Staatstheater Stuttgart bis 2013 fest engagiert und spielte mehrere klassische Rollen, darunter die Ophelia in "Hamlet". Im Fernsehen sah man die Schauspielerin, die 2010 mit dem Kulturförderpreis der Stadt Herzogenaurach ausgezeichnet wurde, u. a. in der Serie "Laible und Frisch" (in der Hauptrolle einer aufmüpfigen Tochter) sowie in Einzel-Episoden bei "In aller Freundschaft" und "Notruf Hafenkante". Zum "Tatort" kam Lisa Bitter über ein Casting: "Es stand damals schon fest, dass diese Rolle - wenn sie gut bei den Zuschauern ankommt und man sich im Team versteht - eine längerfristige Angelegenheit werden kann."
"Wir lachen über einen gelungenen Streit" Nun darf sie sich also mit Ulrike Folkerts, deren Figur Lena Odenthal durch "die Neue" in eine Lebenskrise gerät, richtig streiten. Schwierig? "Im Gegenteil. Je besser man sich versteht, desto einfacher ist das. Spielerisch ist es ja immer spannender, wenn zunächst keine Harmonie herrscht. Ulrike und ich verstehen uns gut, wir schätzen uns beide sehr und können total gut in so etwas einsteigen. Danach lachen wir und freuen uns darüber, wie gut der Streit funktioniert hat", sagt Lisa Bitter, die vor den Dreharbeiten bei einem professionellen Fallanalytiker in Stuttgart recherchiert hat: "Bewundernswert, wie er mit diesen grausamen Fällen fertig wird und Berufs- und Privatleben strikt voneinander trennt".
Und wie viel von Lisa Bitter steckt in Johanna Stern? "Schwer zu sagen. Ich mag die Figur sehr, aber sie hat nicht zwangsläufig etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich bin nicht so analytisch wie Johanna, sondern entscheide eher spontan, aus dem Bauch heraus", überlegt die Schauspielerin, die es genießt, sich mit den Kollegen auch über andere "Tatort"-Teams auszutauschen. "Die Münsteraner mag ich sehr. Und den Franken-Tatort fand ich richtig cool und war total stolz. Ich wusste gar nicht, dass ich eine Lokalpatriotin bin, bis ich Nürnberg in diesem Film gesehen habe."
Es geht weiter Die Location wird sie deswegen aber nicht wechseln, im Gegenteil: Am Ende von "Roomservice" - so viel sei verraten - wird Johanna Stern das Landeskriminalamt verlassen und fest im Ludwigshafener Kommissariat integriert. "Die Analytikerin hält sich normalerweise im Hintergrund und beschäftigt sich mit Fakten. Aber jetzt muss sie mit auf die Straße, ist da sehr gefordert und kommt an ihre Grenzen", verrät Lisa Bitter. Auch die Konflikte mit Frau Odenthal dürften sich dabei verschärfen. Lena und Johanna werden sich also munter weiter fetzen!
TV-Hinweis Die "Tatort"-Folge "Roomservice" mit Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Andreas Hoppe, Suzanne von Borsody und Peter Sattmann läuft Pfingstmontag, 25. Mai, um 20.15 Uhr im "Ersten"