Der Freundeskreis der Laufer Mühle unterstützt seit 20 Jahren die Arbeit der Therapieeinrichtung. Bisher hat der Verein 360 000 Euro Spenden gesammelt.
Begeisterung herrschte im Großteil der Bevölkerung nicht, als Anfang der 1990er Jahre bekannt wurde, dass im Adelsdorfer Ortsteil Lauf eine Suchthilfeeinrichtung ihren Platz finden soll. Vorurteile, Skepsis und Angst legten sich aber rasch. Das war nicht zuletzt dem damaligen Bürgermeister von Adelsdorf, Ewald Münch, geschuldet.
Er sorgte dafür, dass die Bürger die Möglichkeit bekamen, die Einrichtung und ihre Bewohner hautnah kennenzulernen und sich davon zu überzeugen, dass die Laufer Mühle wichtige Arbeit leistet - auch, wenn das bedeutet, dass suchtkranke Menschen zu Nachbarn werden. Die Bürger legten nicht nur ihre Vorurteile ab, viele wollten auch selbst mit anpacken.
Da wäre zum Beispiel das Hochwasser, das das Mühlenanwesen aufgrund seiner Lage auch anfangs schon häufig heimsuchte. Einige Bürger halfen damals tatkräftig mit, den Schaden zu beheben.
Als Ewald Münch altersbedingt von seinem Amt als Bürgermeister zurücktrat, beschloss er, seine ganze Energie in die Gründung und Belebung eines Freundeskreises für die Laufer Mühle zu stecken.
Hilfe bei der Arbeitssuche
Heute, 20 Jahre später, ist er Ehrenvorsitzender und noch immer engagiert dabei, neue Mitglieder zu gewinnen. Bei der Vereinsgründung am 28. Oktober 1996 kamen knapp 50 Mitglieder zusammen, heute sind es bereits stolze 580. Die Ziele des Vereins haben sich in all den Jahren nicht wesentlich verändert. Ein großes Ziel und gleichzeitig eine wichtige Aufgabe ist es, Vorurteilen zu begegnen.
"Wir müssen Dinge richtig stellen, den Menschen erklären, warum gerade Suchtkranke unsere Hilfe so dringend benötigen, anstatt ihre Vorurteile kommentarlos anzuhören", sagt Michael Thiem, Gesamtleiter der Laufer Mühle.
Grundsätzlich zielt der Verein darauf ab, die Laufer Mühle bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, suchtkranke Menschen und Menschen in schwierigen Lebenslagen - dazu zählen inzwischen auch psychisch Kranke, Langzeitarbeitslose und Asylsuchende - in die Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. "Wir vermitteln Wohnungen, Praktikums- und Arbeitsstellen an unsere knapp 400 Bewohner, bieten eine Arbeitstherapie an, beteiligen uns am Wiederaufbau und der Förderung der Gesundheit", so Thiem.
Viele prominente Mitglieder
Die Hilfe des Freundeskreises ist vielschichtig.
Selbstverständlich hat auch hier die finanzielle Unterstützung einen hohen Stellenwert. Viel wichtiger ist aber die menschliche, ideelle Unterstützung. Und die entsteht nicht selten durch den beruflichen Hintergrund der Mitglieder. "Wir sind stolz darauf, in unserem Verein viele prominente Mitglieder zu haben", sagt Reinhard Lugschi, Vorsitzender des Freundeskreises.
Neben dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU), dem bayerischen Bundesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) und der Familienministerin a.D. Renate Schmidt (SPD) ist das zum Beispiel auch Walter Knorr, ehemaliger Oberstaatsanwalt, der Bußgelder, die für soziale Zwecke verhängt wurden, der Laufer Mühle zuwies. Auch einige Geschäftsführer und Unternehmer sind Mitglieder.
Durch sie können Praktikumsplätze vermittelt und Kontakte hergestellt werden.
"Die vielen Köpfe, die ihre Erfahrung und Kontakte aus dem Beruf mitbringen, sind ein wichtiges Standbein des Vereins", findet Michael Thiem. Doch warum kommen so viele Mitglieder aus der Politik oder bekleiden Führungspositionen in Wirtschaft und Verwaltung? Darauf weiß Kurt Sandler, der lange Zeit im Vorstand des Freundeskreises aktiv war, sofort eine Antwort: "Als Mitglied des Vereins zeigt man gelebte gesellschaftspolitische Verantwortung. Man zeigt Solidarität mit den Bewohnern, nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Taten."
"Unser Motto deckt sich mit dem der Laufer Mühle", sagt Lugschi. Es lautet "Hilfe zur Selbsthilfe" und soll dazu beitragen, die Sucht durch Hilfe von außen, sehr wohl aber mit aktivem Mittun des Betroffenen zu bewältigen.
Das Motto lebt von der Überzeugung, dass nur der, der sich an seinem Heilungsprozess aktiv beteiligt und Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt, auch langfristig gebunden sein kann.
Vorurteile sind abgebaut
Insgesamt hat der Freundeskreis der Laufer Mühle seit seinem Bestehen mit 360 000 Euro "Anschubhilfe", wie Lugschi die Spendensumme nennt, unter die Arme gegriffen. "Ohne den Freundeskreis wäre die Laufer Mühle nicht da, wo sie heute ist", ist sich Thiem sicher. Und in den Köpfen der Menschen hat sich das Bild vom suchtkranken Alkoholiker, der eine Gefährdung für die Gesellschaft darstellt, längst ins Gegenteil verkehrt. Heute essen sie zusammen Kuchen im "Café am Marktplatz" in Adelsdorf, stöbern in den Kreislauf-Kaufhäusern nach alten Schätzen und erstehen von Bewohnern gestaltete Geschenke im Lebensmittelpunkt.
Die Arbeitstherapie ist der Mittelpunkt des therapeutischen Vorgehens in der Laufer Mühle. Menschen, die (noch) nicht in der Lage sind, um auf dem ersten Arbeitsmarkt bestehen zu können, haben hier die Möglichkeit, sich auszuprobieren, einem strukturierten Arbeitsalltag nachzugehen, soziale Verhaltensweisen zu stärken und Grundkenntnisse zu erlernen. Unterschiedliche Bereiche von Tierhaltung und Gärtnerei über Hauswirtschaft und Handwerk stehen an mehreren Standorten zur Verfügung.
Eines von vielen beispielhaften Projekten, das der Freundeskreis unterstützte, war der Bau eines Holzbackofens im August 1998. Der Freundeskreis übernahm die Materialkosten, die damals 10 000 D-Mark betrugen.
Die Teilnehmer der Arbeitstherapie bauten anschließend den Ofen, in dem noch heute zwei- bis dreimal wöchentlich frisches Brot gebacken wird.
3000 Brote jährlich
"Früh am Morgen wird der Ofen von den Bewohnern mit Holz befeuert, danach werden die Teiglinge eingeschossen (das heißt: mit einem Backbrett in den Backofen geschoben, Anm. d. Red.), bevor gegen Mittag das frischgebackene Brot aus dem Ofen kommt", erläutert Michael Thiem, Gesamtleiter der Laufer Mühle, den Ablauf. Ein hervorragendes Beispiel für das Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe", findet der Vorsitzende des Freundeskreises, Reinhard Lugschi.
"Wir haben das Startkapital gegeben, die Bewohner haben den Ofen mit eigenen Händen gebaut und heute backen sie darin Brot für den Eigenbedarf und zum Verkauf für den Hofladen."
Damit ist durch die Hilfe des Freundeskreises sowie der aktiven Beteiligung der Bewohner in der Arbeitstherapie die Sparte "Bäckerei" mit neuen Arbeitsplätzen eröffnet worden. Seit 1998 wurden im Ofen etwa 50 000 Laibe Brot gebacken. Jährlich sind es etwa 3000 Brote, die nach altfränkischer Tradition hergestellt werden.