Landwirte protestieren in Herzogenaurach gegen Schleuderpreise

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Kreisobmann Robert Ort (rechts) und sein Stellvertreter Rudolf Groß kämpfen für eine faire Bezahlung der Landwirte. Foto: Christian Bauriedel
Kreisobmann Robert Ort (rechts) und sein Stellvertreter Rudolf Groß kämpfen für eine faire Bezahlung der Landwirte.  Foto: Christian Bauriedel
 
 
 
 
 

Die Landwirte der Region sind wütend über die Niedrigpreise in Discountern. Sie sind den Preiskampf um Nahrungsmittel leid.

Zeigt Robert Ort seine derzeitige Stimmungslage, hält er seine Hand an die Stirn. "Mir steht's bis hier." Er ist Milchviehhalter und Kreisobmann des Bauernverbands. Zusammen mit Kollegen steht er vor einer Discounterfiliale in Herzogenaurach. Eine "kleine Stichaktion", nennt der 43-Jährige das Treffen. Es soll ein Auftakt für weitere Protestaktionen sein. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass es bald wieder Bilder von Landwirten gibt, die die Milch demonstrativ wegschütten, weil sie nichts mehr wert ist", sagt Ort.

Grund für den Ärger ist die anhaltende Niedrigpreispolitik auf dem Lebensmittelmarkt, die zwischen Schlachthöfen, Mehlmüllern, Molkereien und den großen Discountern stattfindet. "Vier große Einkäufer haben 90 Prozent des Lebensmittelhandels in der Hand", sagt Ort. Was am Schluss bei den Bauern ankommt, reiche manchmal noch nicht einmal, um die Kosten zu decken. Noch 200 hauptberufliche Landwirtschaftsbetriebe hat der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Tendenz fallend.

Der Milchpreis ist binnen eines Jahres um zehn Cent gesunken. 29 Cent bekommt ein Milchviehhalter für den Liter Milch im Moment. Im Kühlregal kostet er dann zwischen 49 und 60 Cent. "Das Gros steckt sich also der Handel ein", sagt Frank Siebinger. Der 34-Jährige ist Leiter der Dienststelle und Fachberater des Bauernverbandes in Herzogenaurach. Beim Fleisch sei der Preisverfall ebenso deutlich. Ein Ferkel koste zur Zeit um die 28 Euro. Vor ein paar Jahren seien es noch 10 Euro mehr gewesen.

"Dazu kommt, dass die Kosten steigen", sagt Rudolf Groß, Landwirt aus Kairlindach. Der Wassermangel habe bei der Maisernte für Einbußen bis zu 50 Prozent gesorgt. Das bedeute, dass Futter zugekauft werden muss. Beim Dünger steigen die Preise. Auch Tierschutzauflagen würden immer mehr Investitionen erfordern. Den Milchviehhaltern gehe es mit am schlechtesten. Der Grund: Egal, wie die Preislage gerade ist, die Kühe stehen im Stall und wollen gemolken werden. "Eine Kuh hat keinen Zapfhahn, den man zudrehen kann", sagt Groß. Doch was würde den Bauern helfen? Sie fordern ein radikales Umdenken: "Wenn nichts passiert, wandern die Produzenten ab", sagt Ort. Die internationale Konkurrenz sei enorm.


Dänische Bratwurst aus Nürnberg

Das schlimmste Produkt aus Sicht der regionalen Erzeuger sei die Nürnberger Bratwurst, sagt Ort. "Das Einzige, was darin aus Nürnberg stammt, ist das Wasser. Das Schweinefleisch kommt aus Dänemark." Ein wichtiger Aspekt zur Verbesserung der Situation sei das Einkaufsverhalten der Konsumenten, da sind sich die Landwirte einig. "Es ist viel gewonnen, wenn die Leute im Supermarkt auf die regionale Herkunft achten", sagt Ort, der beklagt, dass nicht immer wirklich offensichtlich gekennzeichnet sei, woher das Produkt kommt.

Mit den Aktionen wollen die Landwirte sich nicht nur an die Handelsriesen wenden, sondern auch den Verbraucher wachrütteln. In Deutschland würden im Durchschnitt nur 13 Prozent des Nettolohns für Lebensmittel ausgegeben, rechnet Groß vor. Europaweit einer der letzten Plätze. "Es muss gesetzlich geregelt werden, dass Lebensmittel nicht verramscht werden dürfen", sagt Groß, während hinter ihm gerade eine große silberne Limousine auf den Parkplatz des Discounters einbiegt.