Der Partnerschaftsverein Herzogenaurach-Kaya unterstützt in Burkina Faso mit Mikrokrediten Frauen in ihrem Bemühen, sich eine eigene Existenz aufzubauen.
Als "Auge von
Herzogenaurach in Kaya" bezeichnet sich Didier Wend-Waoga Ouedraogo. Der 25-jährige Projektmanager der Caritas berichtete auf Einladung des Partnerschaftsvereins Herzogenaurach-Kaya von seinen Aufgaben in der afrikanischen Partnerstadt in Burkina Faso, und dass die Partnerschaftsbeauftragte Rosa Abel die Selbsteinschätzung des Referenten richtig übersetzt hatte, bestätigte Vereinsvorsitzende Karin Peucker-Göbel. "Unser Mann in Kaya ist Didier, er managt die Schulpatenschaften und kümmert sich um das Mikrokredit-Programm des Vereins sowie um viele weitere Probleme."
Der afrikanische Verbindungsmann hatte nicht nur eine Präsentation aus Kaya mitgebracht, sondern für die Herzogenauracher Schulpaten auch einen Stoß Briefe, geschrieben oder gemalt. Dass die Hilfe, insbesondere für Kinder, unbedingt notwendig ist, erklärte der Besucher anhand von Beispielen und Bildern.
"Ich habe viel mehr vorbereitet, aber ein Stick ist leider unauffindbar", entschuldigte sich Didier Quedraogo am Ende der Präsentation.
Aber er konnte von einer Reihe von Schicksalen berichten und in welchen Verhältnissen die Kinder aufwachsen, sei es als Waisen oder Halbwaisen oder als Kinder von total verarmten Familien. Seine Aufgabe und die Aufgabe des Partnerschaftsvereins besteht darin zu entscheiden, welche Kinder in das Programm aufgenommen werden und eine Schulpatenschaft bekommen.
Hilfe für eine Halbwaise
Dass die Patenschaften nicht nur für die dortigen Familien sehr wichtig sind, weil sie das Schulgeld nicht aufbringen können, sondern auch zum Erfolg führen, verdeutlichte Didier Quedraogo an einigen Beispielen. Die Schicksale der Kinder und ihrer Familien berührten die Zuhörer, so das der Halbwaise Marie-Madeleine.
Deren schwerkranke Mutter, die mit ihrem baldigen Tod rechnet, gab ihre kleine Tochter in die Obhut der Organisation, dank der sich jetzt unter der Woche eine "Adoptivmutter" um das Mädchen kümmert.
Die Patenschaft für ein lernbegieriges Mädchen war von Erfolg gekrönt, die junge Frau begann jetzt mit einem Jurastudium. Überhaupt gehen die Kinder gerne in die Schule und nehmen teils lange Wege auf sich. Deshalb seien die Fahrradspenden aus Herzogenaurach sehr willkommen gewesen, und besonders fleißige und sehr gute Schüler kamen so in den Besitz eines Drahtesels.
Didier Quedraogo kümmert sich nicht nur um die Patenschaften, sondern besucht auch die Familien zu Hause und wird dort mit weiteren Schicksalen konfrontiert.
Einige Familien haben kein eigenes Dach über den Kopf und leben in teils primitiven Unterkünften, deshalb hilft Didier Quedraogo auch dort, wo es möglich und machbar ist, bei der Suche nach einem Grundstück oder einer besseren Unterkunft. "Das ist nicht immer einfach, und schließlich muss es auch finanzierbar sein", erklärte er dazu.
Um die Lebenssituation der Familien durch ein Einkommen zu verbessern, werden mit dem Geld aus Herzogenaurach Mikrokredite vergeben. Derzeit werden vier Organisationen unterstützt, und davon profitieren mehr als 100 Frauen, die in drei Frauen-Associationen organisiert sind. Mit den nach unseren Maßstäben sehr bescheidenen Krediten, immerhin kostet beispielsweise ein Schaf mindestens 35 Euro, bauen sich die Frauen eine kleine wirtschaftliche Existenz auf.
Sie betreiben dann eine kleine Viehzucht oder einen Marktstand sowie kleine handwerkliche Werkstätten und sichern so ein Einkommen für die Familie.
Anhand von einigen Beispielen erläuterte Didier Quedraogo das Geschäftsmodell: So investierte eine Frau den Mikrokredit in Maiskörner, mahlte diese, verkaufte das unterschiedlich gemahlene Mehl sowie Maisbrei auf dem Markt. Den Gewinn daraus investierte sie in Gemüse und exotische Früchte sowie einen Marktstand. Die Kredite laufen ein halbes bis ein Jahr, und bei der Rückzahlung werde ein Prozent Zinsen fällig. "Die Kredite wurden bisher immer pünktlich und zu 100 Prozent zurückbezahlt", erklärte Quedraogo.
Derzeit sind 5000 Euro im Umlauf, und die Vorsitzende Karin Peucker-Göbel möchte das Grundkapital auf 7500 Euro aufstocken, damit sich noch weitere Frauen eine Existenz schaffen können. Sie verdeutlichte auch, dass sie sich auf das "Auge von Herzogenaurach" 100-prozentig verlassen könne und dass Ouedraogo diese ehrenamtliche Tätigkeit in Kaya sehr zuverlässig ausübe.