Auf dem Vereinsgelände des Herzogenauracher "Gemischten Vogelschutz- und Zuchtverein" gibt es Natur zum Anfassen. Es ist eine Schule, die ohne Bücher und langen Schulstunden im Sitzen auskommt.
Es ist grün, es ist luftig, es ist Natur. Retta Schimmel, Vorsitzende der Ökofestinitiative, weiß warum sie dieses besondere Projekt bei den Herzogenauracher Vogelschutz- und Zuchtverein unterstützt. "Wenn die Kinder nicht lernen Natur zu schätzen bekommen wir Kinder die nur befriedigt sind vor der Glotze zu sitzen." Bei den "Vöglern" geht es um Anfassen, Riechen, Ertasten. Und um nasse Füße bekommen.
Denn einer der Höhepunkte anlässlich der Einweihung des neuen Naturlehrpfades auf dem Vereinsgelände in der Nutzungsstraße 45 am Gilgenweiher ist eine eher nasse Angelegenheit. Vorsitzender Herbert Peterle wird nämlich ein Floss einweihen, das heißt mit einem Namen taufen und dann auf Jungfernfahrt auf den Gilgenweiher schicken. "Keine Angst: Rettungswesten sind an Bord", erklärt er, falls tatsächlich einer der Mitfahrer in den immerhin einen Meter tiefen Weiher fallen sollte.
"Und es gibt noch mehr", ergänzt Retta Schimmel schmunzelnd. "Es gibt einen Käscher, um Fische zu fangen, falls die Überfahrt mal länger dauern sollte.
Viel Zeit, viel Geld Gut zwei Jahre haben die Mitglieder des Vereins an dem Lehrpfad gearbeitet. "Fertig ist der noch lange nicht, wir haben noch viele Ideen", sagt Peterle. "Ein Barfuss-Pfad wäre eine von den Möglichkeiten." Doch nun wird man den interessierten Kindergarten- und Schulgruppen erst einmal präsentieren, was man schon hat. Selbstverständlich können auch interessierte Erwachsenengruppen auf das Gelände kommen.
Etwa 15 000 Euro sind bereits investiert. Ein Teil gab es durch die Stiftung "Soziales, Umwelt und Natur". Mit einer sehr genauen Planung von Peterle habe man sich dort beworben, um immerhin 5000 Euro zu bekommen.
Weitere 1000 Euro gab es von der Ökoinitiative, die restlichen Gelder verteilen sich auf mehrere Sponsoren. Stolz ist Schimmel auf das Floss. "Die gibt es in Welkenbach auf einem kleinen Weiher und da haben wir gefragt, ob wir eines haben können." In der Folge gibt es nun mehrere Vogelvolieren, die mit Vögeln von verschiedenen Kontinenten besetzt sind. Aber es gibt eben auch Stationen, an denen die Besucher einiges über Fauna und Flora lernen können. Das Alter der Bäume bestimmen gehört ebenso dazu, wie das Leben einer Einsiedlerwespe zu beobachten. Spannung verspricht das Schneckengefängnis oder einmal zu sehen, wie Honig gemacht wird.
Eröffnung am Wochenende Am kommenden Samstag wird all dies der Öffentlichkeit erstmals präsentiert. Ab 11 Uhr ist der Rundgang möglich, um 14 Uhr erfolgt die Flosstaufe.
Wer an dem Wochenende nicht kann, braucht auf einen weiteren "großen" Termin nicht zu warten: An Christi-Himmelfahrt (Vatertag) sind Tür und Tor wiederum geöffnet. An beiden Tagen besteht dann auch die Möglichkeit mal im Forscherraum Insekten, die zuvor mit einem Insektensauger gesammelt wurden, unter dem Mikroskop anzuschauen.
Der Tipp der Verantwortlichen ist einfach: "Kommen und Zeit mitbringen." Ebenso einfach ist ein Wunsch im Zusammenhang mit dem Lehrpfad: "Einfach ausprobieren und wenn jemand in unseren Verein möchte, wäre das grandios!" Ach ja: Eintritt? Gibt es nicht. Die Vereinsmitglieder machen alles ehrenamtlich.