Schüler und Studenten erkunden mit der Fischereischule Höchstadt die Teichflächen des Aischgrunds. Das weckt bei einigen das Interesse am Karpfen und bringt allen Punkte fürs Abitur oder Studium.
Vor dem Fisch kommt die Maus dran. Denn bevor die Gymnasiasten aus Stein mit den Erlanger Studenten die Karpfenteiche vor Ort analysieren, werten sie Geodaten des Landesvermessungsamtes am Computer aus. "Es müssen deutlich mehr als die bislang vermuteten 4000 Teiche sein", verrät Professor Werner Bätzing schon eine erste Erkenntnis des neuen Projekts "Teichwirtschaft im Aischgrund".
"Fisch essen ist eigentlich nicht so meine Sache", sagt die 21-jährige Geografie-Studentin Sandra März aus Nürnberg. Und doch ist sie neugierig auf die Bedeutung der Karpfenzucht für den Aischgrund, hat gern das Projektseminar der Universität Erlangen belegt. In der Außenstelle für Karpfenwirtschaft der Landesanstalt für Landwirtschaft bekamen die Teilnehmer eine Einführung in die Thematik. Sie erfuhren unter anderem von Martin Oberle, der die Außenstelle leitet, welche Probleme es in Teichketten geben kann. Etwa, weil Angelteiche nicht dem Rhythmus des jährlichen Abfischens unterworfen sind. Zudem leiden die Teichwirte unter verstärkten Einbußen durch Kormoranbefall: "Seit Ende der 80er sind die Ausfälle bei den K2-Karpfen von 20 auf bis zu 50 Prozent gestiegen, von K2- auf K3-Karpfen hat sich der Wert auf 25 Prozent verfünffacht." Der Ingolstädter Student Patrick Cervenka hat sich schon in die Kormoranproblematik eingelesen. "Vorher hatte ich wenig Ahnung von Karpfen", sagt der 20-Jährige.
Die Studenten sollen mit Schülern des P-Seminars auch die Nutzungskonflikte der Teichwirte untersuchen. Neben den Kormoranen soll es dabei um wirtschaftliche Probleme der Teichwirte oder Konkurrenz durch Erholungsgebiete und Angler gehen. In elf Gruppen nehmen sich die 16 Schüler und zehn Studenten ein Areal von etwa 1200 Quadratkilometer vor, untersuchen Teichwirtschaften von Neustadt/Aisch bis Erlangen .
"Wir machen das nach Unterrichtsschluss, dafür fallen andere Stunden aus", sagt der 17-jährige Gymnasiast Christoph Werner aus Nürnberg. Er wusste anfangs kaum, was ihn in dem Seminar erwartet. Langsam wachse aber sein Interesse an dieser regionalen Besonderheit der Teichwirtschaft. Denn die Bewertung des P-Seminars wird direkt in seine Abiturnote eingehen, die studentischen Teilnehmer verdienen sich mit dem Projekt satte sieben ECTS-Punkte.
Nach der Kartierung der Teichlandschaft werden Interviews mit Experten vor Ort geführt. "Aber die Teichwirte müssen keine Angst haben, dass nun jeder einzeln befragt wird", sagt Oberle. Zugleich geht ein lang gehegter Traum für den 47-Jährigen in Erfüllung: "Ich wünsche mir schon seit Jahren, dass hier mal alle Teichflächen erfasst werden." Denn es existieren derzeit keine aktuellen Karten der Teichwirtschaft.
"Je näher man an Erlangen kommt, desto mehr steigt die Freizeitnutzung der Teiche, in Richtung Steigerwald werden sie vermehrt aufgegeben", beschreibt Bätzing zwei der Hypothesen, die nun überprüft werden sollen. Er erwartet auch eine Antwort auf die Frage, wie viele Teiche überhaupt noch bewirtschaftet werden. Der Erlanger Kulturgeograph, der sich auch mit der Vermarktung regionaler Produkte beschäftigt, erwartet sich auch eine Aufwertung des Aischgründer Karpfens insgesamt.
Die Studie wird sich bis in den Herbst ziehen, Anfang November sollen dann die Ergebnisse in der Höchstadter Fischereischule präsentiert werden.