Die Capella Antiqua Bambergensis erinnerte in der Herzogenauracher Stadtpfarrkirche St. Magdalena musikalisch an bekannte Persönlichkeiten des Mittelalters.
In die Zeit der Kreuzzüge entführte die Capella Antiqua Bambergensis die Zuhörer in der Stadtpfarrkirche von
Herzogenaurach mit dem Programm "Saladin und die Kreuzfahrer".
Bei den Mitwirkenden der Capella Antiqua Bambergensis handelt es sich eigentlich um ein Familienunternehmen. Wolfgang Spindler, Gründer der Capella, die ihren Sitz in Wernsdorf hat, ist emeritierter Professor für Musik der Universität Bamberg. 1983 hatte er das Ensemble aufgebaut, dessen Schwerpunkt auf der Musik der Renaissance und des Mittelalters liegt.
Andreas Spindler ist Instrumentenbaumeister mit eigener Werkstatt. Dort entstehen die meisten der verwendeten Musikinstrumente der Gruppe als Rekonstruktion mittelalterlicher Originale. Außerdem restauriert er historische Musikinstrumente. Anke Spindler ist Diplom-Musiklehrerin und Dozentin für den Fachbereich Alte Musik.
Der Vierte im Bunde, Thomas Spindler, ist Journalist und Musikproduzent, er wirkt als Koordinator für die Konzerte und die CD-Projekte.
Unterstützt wurden die Musiker der Familie Spindler bei dem Konzert von Jule Bauer (Schlüsselfidel und Gesang) und Murat Coskun (Percussion). Jule Bauer hat ihre Gesangsausbildung unter anderem bei Monserrat Figueras genossen, ein Studium der Nyckelharpa abgeschlossen und wirkt als Dozentin an mehreren Akademien. Murat Coskun ist international renommierter Perkussionist, der auch mit Giora Feidman zusammenarbeitet.
Wissen aus dem Orient
Gemeinsam holten sie mit passender Gewandung und der zeitgenössischen Musik für die Zuhörer die Zeit der Kreuzzüge in die Kirche. Mit einer Danse Real aus dem Frankreich des 13. Jahrhunderts zogen die Musiker aus der Sakristei in die Kirche ein.
Die Ritter, die für Europa in den Orient aufgebrochen waren, um die Heiligen Stätten von den Mohammedanern zurückzuerobern, kamen in Berührung mit einer entwickelten Kultur, die viel Wissen der Antike in die Neuzeit gerettet hatten. Sultan Saladin, der 1187 Jerusalem von den Kreuzfahrern zurückerobert hatte, blieb als Urbild des edlen Heiden im Gedächtnis. Mit ihm hatte auch König Richard Löwenherz Kämpfe zu bestehen.
Das Wissen, das die Kreuzfahrer aus dem Orient mit nach Europa brachten, befruchtete viele Bereiche. Dazu zählte auch die Musik und die Minnesänger. Wolfgang Spindler trug zu jedem Stück Wissenswertes bei. Etwa, dass sich erst nach den Kreuzzügen das Schlagwerk, vielfältige Trommelformen, im Abendland etablieren konnten. Murat Coskun zeigte, was mit dem Schlagwerk alles möglich ist.
Er strich, ja streichelte die Trommel, entlockte ihr mit einzelnen Fingern, der ganze Hand oder Bereichen davon ungeahnte Töne.
Ein bemerkenswerter König war Alfons der Weise, der ein tolerantes Reich in Spanien geschaffen hatte, in dem Christen, Muslime und Juden friedlich lebten. Von diesem König kam auch "Cantigas de Santa Maria" zu Gehör.
Dass das Mittelalter auch ungewöhnliche Menschen hervorbrachte, zeigte Spindler an Gerbert von Reims. Dieser hatte bereits als Mathematiker und Naturwissenschaftler einen guten Ruf, bevor er mit Einwirkung von Kaiser Otto III. zum Papst avancierte. Er gab sich den Namen Silvester II. und hatte das Jahr 1000 zu überstehen, von dem viele glaubten, die Welt würde mit dieser Jahrtausendwende untergehen.
Die Welt ging nicht unter und brachte weitere Persönlichkeiten wie Eleonore von Aquitanien hervor, die das Selbstbewusstsein hatte, sich vom französischen König scheiden zu lassen und
den englischen König zu heiraten. Einer ihrer Söhne war König Richard Löwenherz, der vom Rückweg aus dem Heiligen Land in Österreich in Gefangenschaft geriet und in einem eigenen Lied davon erzählt. Vermutlich das einzige von Walter von der Vogelweide vertont erhaltene Lied, das Palästinalied, kündete von den Erlebnissen als Kreuzritter fern der Heimat.
Zeugnis höfischen Lebens
Zu Gehör brachten die Musiker auch in unterschiedlicher Besetzung Stücke aus dem bekannten Llibre Vermell de Montserrat, aber auch eine Musik der sephardischen Juden "La Rosa Enflorece". Das Lied "Ich zôch mir eine valken", das Der von Kürenberg vertont hatte, zeugte vom höfischen Leben und der Jagd mit dem Falken in diesen Kreisen.
Mit der Musik zauberten die Musiker ein Flair des Mittelalters in die Stadtpfarrkirche. Den Zuhörern hat es auf jeden Fall gefallen, wie ihr Applaus nach den einzelnen Stücken bewies.