Katja Binz aus Elsendorf schwelgt im Glück. Die quirlige Geschäftsfrau mit Sinn für schöne Dinge entwirft Gartenobjekte aus ausrangiertem Eisen. Die Idee "schweißt" die ganze Familie buchstäblich zusammen.
Ehemann René hielt sie für verrückt: "Für Schrott gibt doch keiner Geld aus!" Aber Katja Binz ließ sich nicht beirren und kehrte jedes Mal voller Stolz von den Flohmärkten zurück, auf denen man ihr die kunstvollen Gartenobjekte regelrecht aus den Händen riss. Und die 36-Jährige behielt recht: Die handgefertigten Herzen aus Hufeisen haben ihr Glück gebracht und zu einem kleinen Unternehmen verholfen.
Dabei lagen die Dinger zunächst nur herum. "Wir kommen von der Insel Rügen, wo es viele Pferde gibt. Da hingen die Hufeisen in den Ställen und Schuppen massenweise", erzählt Katja, die mit ihrer Familie seit sechs Jahren in Elsendorf lebt. Eines Tages entstand vor ihrem geistigen Auge aus den Eisen eine Blüte. "So ging's los."
Flammendes Herz
René, ein gelernter Schweißer, musste die Idee umsetzen. Und für Katja gab es kein Halten mehr: Blumensäulen und Brezen, Kleeblätter und Kugeln, Flaschenhalter und Feuerkörbe, Schmetterlinge und Schildkröten - der gelernten Einzelhandelskauffrau fällt immer etwas ein. Ihr Paradestück ist natürlich das dreidimensionale Herz, das sogar schon von einer Event-Agentur für Hochzeiten geordert wurde: "Die Gäste konnten kleine Zettel mit den Herzenswünschen für das Brautpaar an die Hufeisen heften." In der Version "Flammendes Herz" ist die Kreation auch als Feuerkorb einsetzbar.
Alle Entwürfe lässt sich Katja Binz durch einen Geschmacksmustereintrag beim Deutschen Patentamt sichern. "Viele denken, sie könnten das leicht nachmachen. Aber da braucht man ganz schön Übung", sagt René. Hunderte von Hufeisen hat er verbraucht, bis die Kugel endlich richtig rund war. Immerhin besteht das große Gartenobjekt aus über 100 Hufeisen und wiegt um die 30 Kilogramm.
9000 Hufeisen verarbeitet
Seit René Binz vor etwa einem Jahr sein Geschäft angemeldet hat, dürfte er bis zu 3000 Tonnen verarbeitet haben - das wären ca. 9000 Hufeisen. Die Ware holt er in Schmieden, auf Pferdehöfen oder bei Reiterläden in der ganzen Bundesrepublik ab: "Die sammeln schon für uns."
Doch bis aus dem Rohstoff - verarbeitet werden nur getragene Hufeisen - ein Kunstobjekt wird, ist es noch ein weiter Weg. Erst einmal müssen die Nägel entfernt und die Hufeisen mittels Drahtbürste oder Hochdruckgerät gereinigt werden. Hier hängt noch ein Stück Horn dran, dort ein Gummi, denn: "Auch für Pferde gibt es Einlagen." Tochter Lisa und Sohn Dominik haben diese Vorarbeiten übernommen und bessern so ihr Taschengeld auf.
Katja ist schon eine Fachfrau geworden: "Kaltblüter brauchen Schuhgröße sieben, Islandponys zwei. Die flachen Sliding-Eisen dienen den Westernpferden. Und Pferde mit orthopädischen Problemen bekommen die geschlossenen Eier-Eisen." Alle acht bis zehn Wochen sollten die Tiere neu beschlagen werden. Da fällt viel Schrott an. Die Designerin, die gern bastelt, dekoriert oder Wände streicht, verarbeitet alles. Am liebsten belässt sie das Metall in seiner natürlichen Form. Aber es gibt die Objekte auch feuerverzinkt. Vieles wird per Internet bestellt.
Doch häufig ist Katja Binz auf Märkten vertreten - so wie an diesem Wochenende auf der "Faszination Garten" in Weingartsgreuth. 20 bis 160 Euro kosten die Kunstwerke. "Bei den hohen Schrottpreisen von 130 Euro pro Tonne ist das ziemlich niedrig kalkuliert", sagt René. Aber Katja will, dass sich die Leute ihre Kreationen leisten können. Sie kennt die Zeiten, in denen die Familie den Cent zwei Mal umdrehen musste. "Wir haben Glück gehabt", sagt sie und umschließt fast beschwörend den kleinen goldenen Anhänger um ihren Hals. Es ist - natürlich - ein Hufeisen.