Herbert Hainer muss sich warm anziehen

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Der Vorstandsvorsitzende des Sportartikelherstellers adidas, Herbert Hainer Archivfoto: Daniel Karmann/dpa
Der Vorstandsvorsitzende des Sportartikelherstellers adidas, Herbert Hainer Archivfoto: Daniel Karmann/dpa

Ein amerikanischer Großanleger will bei Adidas einsteigen. Die Tage als Adidas-Vorstandschef könnten gezählt sein.

Es verdichten sich die Anzeichen, wonach milliardenschwere Finanzinvestoren aus den USA beim fränkischen Sportartikel-Riesen Adidas (rund 48.500 Mitarbeiter und 14,49 Milliarden Euro Umsatz) einsteigen wollen. Laut einem Bericht des Manager Magazins muss sich Vorstandsvorsitzender Herbert Hainer auf einiges gefasst machen. Ziel der Hedgefonds' sei es, einen radikalen Kurswechsel bei Adidas einzuleiten und den Spitzenmanager zu stürzen.

Der hatte zuvor mehrfach die Anteilseigner von Adidas enttäuscht. Zuletzt im August, als sein Konzern die Gewinnprognose von 930 Millionen Euro auf 650 Millionen Euro herabsetzen musste. Der Vorstandschef musste kleinlaut einräumen, sein Konzern sei "nicht flexibel genug gewesen, um in einem ungünstigen Markt entsprechend reagieren zu können".

Auf dem Papier steht Fortsetzung

Noch steht der Aufsichtsrat des Sportartikel-Konzerns mit Sitz in
Herzogenaurach hinter dem 60-jährigen Vorstandschef. Er habe einen guten Job gemacht, so heißt aus dem Kreis der Aufseher. Der Vertrag mit Hainer wurde sogar zu Jahresbeginn um weitere zwei Jahre verlängert.
Er hat das Unternehmen mehr als jeder andere seiner Vorgänger geprägt. Seit über 13 Jahren gilt er als unumstrittener Steuermann.
Kein anderer Vorstandschef eines DAX-Konzerns ist länger im Amt als der gebürtige Niederbayer. Hainer ist bestens vernetzt, verfügt über exzellente Drähte zu den Funktionären des Weltfußballverbands Fifa oder zum FC Bayern München, an dem Adidas auch millionenschwere Anteile hält.

Erklärungsversuche

Der Top-Manager versuchte, die Krise bei Adidas in den vergangenen Monaten mit der schleppenden Entwicklung im Golf-Geschäft zu erklären, mit Problemen in einem neuen Warenlager beziehungsweise mit dem Verfall des russischen Rubels. Ausgeblendet aber wurde dabei, dass Adidas in Nordamerika immer mehr an Boden verliert.
Die Verkaufszahlen dort waren massiv eingebrochen. Das Unternehmen rutschte gar vom zweiten auf den dritten Platz der größten Sportartikel-Hersteller ab.

Im Gegensatz dazu laufen beim Dauer-Rivalen Nike die Geschäfte besser. Ein Fondsmanager kritisierte in der Tageszeitung Welt: "Nike und andere Wettbewerber spielen Adidas in vielen Bereichen an die Wand." Laut Wall Street Journal hätten Investoren daher Hainer zu Änderungen in seiner Strategie gedrängt. Der versprach einen allmählichen Generationswechsel innerhalb der Führungsriege, die als veraltet gilt.

Für Hedgefonds' wäre Adidas derzeit auf jeden Fall ein lohnendes Ziel. Der Aktienkurs liegt bei nur knapp über 60 Euro und ist entfernt vom Jahresspitzenwert (93,22 Euro). Ein Einstieg wäre damit vergleichsweise günstig. Infolge der Gerüchte legten die Anteile vergangene Woche zu, lagen sogar an der Spitze des Aktienindex Dax.

Adidas-Sprecherin Katja Schreiber erklärt: "Zu den Spekulationen nehmen wir keine Stellung. Unser Unternehmen hat sich aber nicht so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben." Daher habe auch der Vorstand nicht mit Selbstkritik gespart. Die Folge sei gewesen, dass derzeit neue Strukturen in der Organisation von Adidas auch neuen Erfolg bringen sollen. Ausdrücklich betont die Sprecherin, dass Adidas-Chef Hainer weiter das volle Vertrauen des Aufsichtsrats genieße.

Erfolge sind gefragt

Und wie geht es weiter? Fakt ist: Jetzt heißt es für den ehemaligen Manager des Jahres Hainer, auch Kunden und Finanzmärkte von seinen Konzepten zu überzeugen.
Denn Erfolge von früher kümmern die Entscheider an den Börsen herzlich wenig.