Höchstadts Schulen und Betriebe kämpfen mit einem hohen Krankenstand. Der Schulrat spricht von einer Epidemie. Bei der Martin Bauer Group gibt es Engpässe bei der Schichtbelegung, aber auch ein Gegenmittel.
Ganz plötzlich Schüttelfrost, hohes Fieber und Gliederschmerzen. Das sind die Anzeichen für Influenza, die "echte" Grippe, die zur Zeit etlichen Menschen zu schaffen macht. Genaue Zahlen für diesen Winter gebe es noch nicht, sagt Albert Prickarz, Verwaltungsleiter am Kreiskrankenhaus. Er gehe davon aus, dass es in Höchstadt heuer vier Mal mehr Fälle der Influenza gibt als im Vorjahr.
Ein Anzeichen dafür: Die Grippe-Schnelltests am Höchstadter Krankenhaus sind schon knapp geworden. "Wir haben nachbestellen müssen, was nicht oft vorkommt", sagt Prickarz. Rund 15 Minuten dauert der Schnelltest. Mit einem Wattestäbchen wird beim Patienten aus der Nase ein Abstrich genommen. Ein Streifen, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest zeigt dann an, ob eine Infektion vorliegt.
Aber nicht nur die Influenza dezimiert zur Zeit die Belegschaft von Firmen oder die Schulklassen.
Auch den "normalen" Schnupfen tragen viele Menschen zur Zeit mit sich herum. Besonders abgehärtet sei man, wenn man den ganzen Tag von 150 Kindern umgeben ist, sagt Rita Wittmann von der Kindertagesstätte St. Nikolaus. "Die große Welle ist schon vorüber. Es geht aufwärts." An den Schulen in Höchstadt wartet man schon sehnsüchtig auf das Ende der Krankheitsphase. "Es war wirklich drastisch", sagt Jutta Romeis, Rektorin der Realschule. Die Grippewelle sei vor allem vor den Faschingsferien zu spüren gewesen. Rund zwölf Prozent der Schüler krank, dazu ein stark dezimiertes Lehrerkollegium. Bis zu 120 Schüler haben gefehlt. Aber nach den Ferien habe sich die Lage gebessert, sagt Romeis.
Mobile Reserven sind ausgelastet Ähnliches berichtet Michael Ulbrich, Rektor der Ritter-von-Spix-Mittelschule: "Heute sind zwei Lehrer krank, toi, toi, toi." Vor den Ferien seien bis
zu acht Lehrer gleichzeitig ausgefallen. "Ein echter Engpass", so Ulrbich. Vor allem, weil die Aushilfen, die das Schulamt für solche Fälle bereit hält, ausgebucht sind. "Im Landkreis gibt es gerade kaum noch mobile Reserven", sagt Ulbrich.
Eine Situation, mit der auch seine Kollegin Helga Brauner, Schulleiterin an der Grundschule Höchstadt-Süd, zurecht kommen muss. "Zum Glück waren Faschingsferien. Jetzt haben sich die Krankheitsfälle stabilisiert", sagt Brauner.
"Die mobilen Reserven sind ausgelastet", sagt Schulamtsdirektor Franz Schmolke. Allerdings handle es sich um eine extreme Situation, die etwa auch Firmen nicht ganz so einfach mit Aushilfen auffangen könnten. "Die mobilen Reserven reichen sicher nicht, um solche Grippeepidemien auszugleichen", sagt Schmolke. Alle Schulen seien zu Zeit stark von der Krankheitswelle betroffen. Im Landkreis gibt es insgesamt 34 Lehrer, die an Grund- und Mittelschulen einspringen.
Sie helfen bei Schwangerschaften aus oder auch wenn Lehrer längere Zeit krank sind.
Firmen kämpfen mit Grippewelle Auf Aushilfen und Springer müssen zur Zeit auch Wirtschaftsbetriebe zurückgreifen. "Heuer ist es schon extrem", sagt Christine Kohler vom gleichnamigen Busunternehmen. In Höchstadt halte man sich zwar wacker, in Erlangen seien aber 14 Fahrer ausgefallen. Eingesprungen seien Aushilfsfahrer und Bürokräfte, die den Busführerschein haben. "Gott sei Dank war eine Woche Ferien", sagt Kohler. Es gehe aber wieder aufwärts.
Man sei "massiv betroffen", sagt Katharina Peter von der Martin Bauer Group in Vestenbergsgreuth. Die Krankheitswelle führe dazu, dass zehn bis 20 Prozent der Belegschaft in großen Abteilungen zur Zeit ausfalle. Es gebe teilweise Probleme die Schichten zu belegen.
"Wir empfehlen den Patienten Kräutertee", sagt die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit mit einem Augenzwinkern.
Eine geschickte Produktplatzierung, deren medizinischem Gehalt wohl jeder Arzt zustimmen würde. Egal ob Schüler, Lehrer oder Arbeiter: Abwarten und Teetrinken scheint ein guter Rat, denn bisher ist noch jede Grippewelle vorüber gegangen.