Risikopatienten und Menschen 60+ bekommen kostenlos FFP2-Masken. Doch was der Minister vollmundig ankündigte, war gar nicht so einfach zu realisieren.
Seit Dienstag bekommen Risikopatienten und Personen ab 60 Jahren je drei Mund-Nasen-Schutze mit dem FFP2-Sicherheitsstandard gratis in der Apotheke. Der Ansturm ist auch in Höchstadt riesig, fast schon etwas zu groß.
"Ein wahnsinniger Andrang", sagt Georg Reck, der die Kapuziner-Apotheke in der Hauptstraße und die Vitalo-Apotheke in der Anton-Bruckner-Straße führt. Er musste rot-weißes Flatterband und ein Hinweisschild an der Kasse anbringen, um die Kundenströme in Sachen Gratismasken zu lenken. Regulär kostet ein Pack mit fünf Masken: 18,95 Euro.
Die Leute stehen teils Schlange
6000 bis 7000 kostenlose Masken habe er allein an den ersten eineinhalb Tagen verteilt. Etwa noch einmal so viel habe er momentan noch auf Lager. Am Dienstag seien zeitweise um die 30 Leute Schlange gestanden. Menschenaufläufe, wie sie eigentlich nicht im Sinne der Pandemiebekämpfung sind.
Dies hätte man verhindern können, sagt seine Kollegin Karoline Zeck von der Paracelsus Apotheke schräg gegenüber. In Thüringen etwa habe sich die Staatsregierung entschieden, die FFP2-Masken per Post an die Leute nach Hause zu schicken.
Auch in ihrer Apotheke sei die Nachfrage riesig. So groß, dass Zeck am Donnerstag vorübergehend ein Schild aufstellen musste: vorerst keine Masken mehr. Doch dies war schnell wieder hinfällig. Ihr Mann ist am Donnerstag noch nach Kassel zu einem Hersteller gefahren, um eine Palette mit 5000 weiteren FFP2-Masken abzuholen - persönlich.
Denn, so Apothekerin Zeck: Aus der versprochenen staatlichen Koordination sei nichts geworden. "Von der Regierung kommt gar nichts", so Zeck. Das Gesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU) habe zwar entsprechend Masken bestellt, aber dann festgestellt, dass diese nicht der Zertifizierung mit hoher Qualität entsprechen. Dazu komme, dass Lieferanten und Paketdienstleister gerade völlig überlastet sind.
Also bleibe die Arbeit bei jeder einzelnen Apotheke kleben: Lieferanten und Hersteller abtelefonieren, Muster ordern, prüfen - schließlich wolle man keine minderwertigen Produkte an den Kunden weitergeben - dann bestellen und teils selbst abholen, notfalls 270 Kilometer entfernt in Kassel. Georg Reck hatte Glück. Er wurde in Forchheim fündig.
Dass die Apotheken zuständig sind, habe man vergangene Woche nur sehr kurzfristig aus den Medien erfahren, sagt Zeck. "Der Verband, niemand hat Bescheid gewusst, als der Gesundheitsminister es groß in der Presse verkündete", sagt Reck.
Zum Ärger mit der Beschaffung kommt: Die Apotheker kaufen die FFP2-Masken vorerst auf ihre eigene Rechnung. Dabei geht es um fünfstellige Beträge. Über 20 000 Stück habe sie insgesamt geordert. Der Einkaufspreis liege meist um die zwei Euro. Ähnlich sieht es bei Reck aus. Er strecke aktuell 15.000 bis 17.000 Euro vor. Wann er das Geld vom Bund bekommt? Werde man sehen, sagt er und zuckt mit den Achseln.
Grundsätzlich eine gute Aktion
Trotz des Ärgers, sind sich die Apotheker einig: Es sei eine sinnvolle Sache, die Risikogruppe mit Schutzmasken zu versorgen. "Die Aktion ist eine gute Idee", sagt Zeck. "Aber man hätte es besser planen können."