Geht die Bergkerwa in Erlangen nur mit Dirndl?

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Ab heute ist für zwölf Tage wieder viel los rund um das Riesenrad auf dem Erlanger Berg. Sabrina Roppelt hat sich in Wachenroth ein neues Bergkerwa-Outfit gekauft. Foto: Christian Bauriedel
Ab heute ist für zwölf Tage wieder viel los rund um das Riesenrad auf dem Erlanger Berg. Sabrina Roppelt hat sich in Wachenroth ein neues Bergkerwa-Outfit gekauft. Foto: Christian Bauriedel

Am Donnerstag um 17 Uhr beginnt mit dem Anstich des ersten Fasses die Erlanger Bergkirchweih. Dirndl und Lederhose sind für viele ein Muss auf dem Berg. Echte Trachtler allerdings winken ab.

Als der Erlanger OB Florian Janik (SPD) bei seinem ersten Anstich im letzten Jahr ein blau-weißes Hemd anhatte, sorgte das unter fränkischen Traditionalisten für Gesprächsstoff. Blau-weiß: Ausgeschlossen. Die Episode zeigt, dass der alte Spruch "Du bist, was du trägst" für viele noch immer gilt. Wenn Janik am Donnerstag um 17 Uhr auf dem Steinbach-Keller das erste Fass ansticht, dürfte bei den meisten der Durst auf die erste Maß allerdings überwiegen.

Dennoch: Der richtige Look auf dem Berg ist vielen wichtig. Das spürt man auch beim Modehaus Murk in Wachenroth. In der ersten Etage dreht sich alles rund um Dirndl und Lederhosen. "Zur Zeit der Bergkirchweih ist bei uns sehr viel los", sagt Simone Albert. Die 41-Jährige arbeitet in der Trachtenabteilung. Die Saison fange für sie schon im Februar an: Weinprinzessinnen statten sich aus, Hochzeiten werden geplant. Jetzt zum Berg sei der Ansturm aber am größten.

Sabrina Roppelt ist Kundin. Die 30-Jährige aus Heßdorf sucht gerade nach einem neuen Dirndl für den Berg. Albert empfiehlt ihr ein rosafarbenes Modell: "Pink, rot, türkis. Das sind die Farben heuer. Was neben karierten Kleidern viel gekauft wird, das sind Blumenmuster." Ein Großteil der Kunden seien Frauen. Doch die Herren holen auf. Für jüngere Männer seien heuer Lederhosen mit Gürtel im Trend. Ältere würden mehr zu den klassischen Hosen mit Trägern greifen.

Tiefer Ausschnitt à la Oktoberfest
Fragt man Wilfried Hengel, Vorsitzender des Trachtenvereins Erlangen, nach dem Trend zur Tracht, winkt er ab: "Ein Dirndl ist nicht gleich eine Tracht. Was die jungen Leute auf der Bergkirchweih anhaben, ist eher Landhausmode." Mit der althergebrachten Tracht der Großeltern habe das nichts zu tun.

Ähnlich sieht es Gerda Heimann vom Fränkischen Volkstanzkreis Steigerwald mit Sitz in Lonnerstadt. "Ein Minidirndl mit tiefem Ausschnitt ist Mode à la Oktoberfest." Die typische Tracht der Region sei hochgeschlossen. Für eine echte historische Tracht vom Schneider könne man schon mal 600 Euro hinlegen. "Aber es ist doch ganz in Ordnung, wenn die Jungen das tragen. Besser als aufgerissene Jeans ist die Landhausmode allemal", sagt Heimann.

Ein Blick ins Internet offenbart, dass eigentlich alles geht. Glitzer-Hut mit Dirndl, Turnschuhe und Lederhosen: In einer ganzen Kaskade an selbstgeschossenen Handyfotos zeigen die jungen Bergsteiger in den sozialen Medien schon vor dem Beginn ihr Berg-Outfit. Wer weiß, vielleicht gibt es ja auch ein Selfie vom OB kurz vor dem Anstich.