Auf dem Horbacher Kellerfest gab es ein gut besuchtes Public Viewing, in Höchstadt einen kleinen Autocorso.
Dass die Fußballfans am Samstagabend nicht nur in den bekannten Public-Viewing-Lokalen, sondern auch auf dem Horbacher Keller mit der deutschen Mannschaft zittern konnten, war bis vor knapp zwei Wochen noch gar nicht sicher. Das Kellerfest, das alljährlich Anfang Juli gefeiert wird, stand auf der Kippe.
"Einige Bäume auf dem Grund waren teilweise dürr. Das Totholz musste entfernt werden und einige Äste mussten gekürzt werden", berichtete Wolfgang Knorr, der neben Norbert Amann und Richard Sapper einer der drei Vorstände der Kellergemeinschaft ist. Da es sich bei dem Kellerberg aber nicht um Privat-, sondern um Gemeindegrund handelt und die Gemeinde somit haftet, musste das Gebiet aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden, bis die betroffenen Äste gekürzt wurden.
"Beim Landratsamt musste zuerst ein Antrag eingereicht werden, bevor die Bäume beschnitten werden durften, da in der Vogelbrutzeit bis Oktober keine
Einkürzungsmaßnahmen ohne Antrag vorgenommen werden dürfen", sagte Knorr, der sich auch als Gemeinderat in Wachenroth engagiert. Bis zuletzt bestand also die Gefahr einer Absage durch das Landratsamt. Nach einem langen Genehmigungsprozess traf dann aber doch noch rechtzeitig die erleichternde Botschaft ein: Das Kellerfest kann stattfinden! Am Samstag vor einer Woche wurden die dürren Äste entfernt und der abgesperrte Kellerberg konnte wieder für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Das allein war schon Grund genug zum Feiern.
Von Freitag bis Sonntag war bereits zum 39. Mal für die zahlreichen Besucher alles geboten, was das fränkische Herz begehrt: Vom Presssack mit Musik über das Schäuferla bis hin zum "Grupftn". Die 18 Mitglieder der Horbacher Kellergemeinschaft, die das Fest organisiert hat, und einige Helfer hatten dabei alle Hände voll zu tun.
Der Erlös der Veranstaltung dient dabei dem Unterhalt des Kellerhauses. Wenn mehr eingenommen wird, als dafür nötig ist, dürfen sich lokale Institutionen wie Kindergarten oder Kirchengemeinde über eine Spende freuen.
Gelungener Ausklang
Ihren Höhepunkt erreichte die Stimmung auf dem Kellerberg am Samstagabend bei der Live-Übertragung des Viertelfinalspiels der deutschen Nationalelf gegen Italien. Bis zum ersten Tor in der 65. Minute zitterten die Besucher, rissen dann aber umso siegessicherer die Arme in die Höhe. Als Bonucci kurze Zeit später den durch Boateng verursachten Handelfmeter verwandelte, kehrte sich die Situation wieder um und für die Nerven begann eine echte Zerreißprobe.
Ein Wechselbad der Gefühle folgte beim Elfmeterschießen.
Klein und Groß bangten mit der deutschen Mannschaft um den Sieg, bis Jonas Hector den entscheidenen Schuss verwandelte. Dann gab es kein Halten mehr - Arme wurden in die Höhe gerissen und Jubelschreie ausgestoßen. Die Freude über den Sieg war in jedem einzelnen Gesicht zu lesen. Das war ein gelungener Ausklang des Samstagabends auf dem Kellerberg, da waren sich alle einig. Zum 40. Jubiläum im nächsten Jahr will sich die Kellergemeinschaft unter dem Motto "Kellerhaus 4.0" noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Während auf dem Horbacher Keller auch nach Mitternacht weitergefeiert wurde, hatte das Spiel offensichtlich für viele Höchstadter Fußballsfans zu lange gedauert, um sich aufzuraffen, zum Karpfenkreisel aufzubrechen und den Sieg zu feiern. Bei der WM vor zwei Jahren tobte an dem Kreisverkehr an der B 470 noch nach jedem deutschen Sieg der Bär.
Am Samstagnacht zogen zwar auch einige Fußballfans mit Hupkonzert und wehenden Fahnen ihre Kreise. Die zur Verkehrssicherung angerückten zwei Streifenbesatzungen der Höchstadter Polizei brauchten aber nicht einzugreifen. Sie hatten nur lobende Worte für die "vernünftigen Autofahrer". Die Zuschauer am Straßenrand, die das Spektakel mitverfolgen wollten, konnte man an zwei Händen abzählen. Aber es war ja erst das Viertelfinale ... Vielleicht lag es aber auch an der Kirchweih im Engelgarten jenseits der Aisch?